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Die Elfen von New York

Die Elfen von New York

Titel: Die Elfen von New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Millar
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Clans aufs Spiel gesetzt!«
    »Komm schon, Dinnie, üb ein bißchen.«
    »Nein.«
    »Wenn du nicht übst, dann macht Morag MacPherson mich und alle MacKintoshs lächerlich!« rief die Fee verzweifelt.
    »Aha«, sagte Dinnie. »Deshalb bist du so wild darauf, daß ich es lerne. Ich hätt’s mir ja denken können, daß du ein niederes Motiv hast. Ich gebe einen Scheißdreck auf die MacKintoshs und die MacPhersons. Schreib dir das hinter die Ohren.«
    Heather schluckte ihren Zorn hinunter und säuselte. Sie flehte, überredete, jammerte, quengelte, schmeichelte und ging Dinnie um den Bart. Zum Schluß appellierte sie an seine Eitelkeit und sagte, mit seiner Geige unterm Kinn sei er ein sehr attraktiver junger Mann.
    »Meinst du wirklich?«
    Heather nickte. »Ja, ausgesprochen gutaussehend.«
    Dinnie grinste, und Heather wußte, daß sie seine schwache Stelle getroffen hatte. Dinnie wünschte sich nichts sehnlicher, als attraktiv zu sein.
    »Eins weiß ich ganz genau«, fuhr sie fort. »Wenn du noch ein paar Melodien lernst und dann wieder ins Pub gehst, werden sich die jungen irischen Mädchen auf der Stelle um dich reißen. Schon letzte Woche haben dich ein paar mit den Blicken geradezu verschlungen. Ich habe es genau gesehen.«
    Dinnie holte seine Geige.
    Ich habe mich selbst übertroffen, dachte Heather.
    Endlich habe ich ihn dazu gebracht, seine Geige zu lieben. Glücklich hüpfte sie die Stufen hinunter zur Bar an der Ecke. Cal saß auf der Treppe und redete auf eine junge Frau ein.
    »Du wirst eine großartige Titania abgeben«, sagte er. »Komm, wir proben. Es wird dir gefallen. Du wirst als Feenkönigin über eine Bühne voller Blumen schweben.«
    Als sie das Wort Blume hörte, mußte Heather wieder an Morag denken. Daheim in Schottland waren sie mit allen Blumen befreundet gewesen. Sie beschloß, über die Straße zu fliegen und zu gucken, was Morag so trieb.
    Drüben hörten sich Morag und Kerry gerade alte Lydia-Lunch-Kassetten an und tranken Bier. Kerry erzählte Morag von ihrer Kindheit in Maine und ihren Eltern, die gestorben waren, als sie noch klein war, und die ihr nichts hinterlassen hatten als eine gute Krankenversicherung, was sich als großes Glück herausstellen sollte.
    »Und seit der Zeit bin ich arm. Ich habe versucht, hier in New York mit meiner Malerei Geld zu verdienen, aber dabei ist nicht viel herausgekommen.«
    Kerrys letzter Versuch in der Malkunst war ein Auftrag von Cals Freunden gewesen, die ein Cover für ihre selbstproduzierten Platten brauchten.
    »Ich habe eine schöne Frau gemalt. Sie sah aus wie die Venus von Botticelli – im Grunde hatte sie Ähnlichkeit mit mir. Sie lag auf einem Bett von Rosenblättern. Das Bild war sehr schön, aber die Band meinte, es passe nicht zum Titel ihres Albums.«
    »Wie hieß das denn?«
    »›Rock me, Fuck me, Kill me‹. Miserable Platte.«
    Das war Kerrys letztes kommerzielles Unternehmen gewesen, und seither hatte sie praktisch ohne Geld gelebt. Aber seit Morag da war und ihr beim Klauen half, war ihr Leben um einiges leichter geworden.
    »Und was nun, Morag? Wo soll ich jetzt einen walisischen Klatschmohn mit je einer roten, gelben und orangenen Blüte finden? Ohne den Klatschmohn ist mein Blumenalphabet nicht vollständig, und es muß vollständig sein, wenn ich Cal beim Kunstwettbewerb den Preis wegschnappen will.«
    Als sie Cals Namen aussprach, riß sich Kerry wütend das indianische Stirnband vom Kopf. Erst hatte er sie wegen ihres Kolostomiebeutels sitzenlassen und nun auch noch ihr Blumenalphabet sabotiert!
    Magenta betrat einen kleinen Park in der Houston Street und setzte sich auf eine Bank, um ihren Xenophon zu konsultieren. Ein paar Tauben staksten um sie herum und pickten Krümel auf. Aber ehe Magenta zum 7 Lesen kam, wurde sie von einem Penner gestört, den sie gut kannte. Er ließ seinen Job – Windschutzscheiben an der Ampel waschen – kurz im Stich und kam zu ihr herüber.
    »Was hast du denn da? Xenophon?« Er brach in Gelächter aus. »Xenophon ist der reinste Schrott. Nach den jüngsten Erkenntnissen aller literarischarchäologischen Kapazitäten hat er bei dem Feldzug längst keine so wichtige Rolle gespielt, wie er behauptet.«
    Magenta war nicht gewillt, länger zuzuhören. Sie vergewisserte sich, daß ihre neueste Beute, eine unschätzbare Blume mit drei Blüten, sicher in ihrer Plastiktüte verstaut war, und stapfte weiter.
    »Warte nur, bis Joshua dich erwischt«, rief der Penner hinter ihr her.
    »Gestern hat ein

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