Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Elfen von New York

Die Elfen von New York

Titel: Die Elfen von New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Millar
Vom Netzwerk:
ein so miserabler Musiker war, einen solch ergreifenden Klang hatte, war Heather schon immer ein Rätsel gewesen. Aber gerade eben hatte sie eine verblüffende Eingebung gehabt, etwas, wofür sie eigentlich nicht berühmt war.
    »Dinnie! Deine Geige! Weißt du, daß sie das berühmte, sagenumwobene, legendäre Feeninstrument ist – die MacPherson-Fiedel!«
    Dinnie hockte vor dem Fernseher und beachtete Heather nicht.
    »Oh, Baby, ich bin scharf drauf, deinen steifen Schwanz zu lutschen«, gurrte eine Frau im Bikini in den Hörer eines roten Telefons. »Ruf 970 L-U-T-S-C-H an. Der heißeste Telefon-Sex erwartet dich.«
    Irgendwann werde ich diesen Menschen umbringen müssen, dachte Heather.
    Morag fuhr, ging und flatterte durch die Stadt, konnte aber Kerrys verschwundene Blume nirgendwo entdecken. Bis zu dem Wettbewerb waren es nur noch drei Wochen. Jetzt half nur noch eins. Sie kletterte eine Feuerleiter hinauf, sah zum Himmel hoch und betete zu Dianna, der Göttin der Feen.
    Als sie wieder unten auf dem Bürgersteig stand, kam ihr Magenta entgegen. Aus ihrer Plastiktüte ragte die konservierte Blume hervor.
    »Dank dir, Dianna«, sagte Morag und machte sich sichtbar.
    Sie erklärte Magenta kurz, was es mit der Blume auf sich habe, und wollte sie wiederhaben.
    Magenta floh und befahl ihren Truppen, Aufstellung zu nehmen, die Bogenschützen und Reiter nach hinten.
    »Können wir vielleicht irgendwo eine andere finden?« fragte Morag, als sie wieder bei Kerry war.
    »Nein«, sagte Dinnie. »Nein, nein, nein. Die kriegst du nicht.«
    Er preßte die Geige fest an sich.
    »Aber du magst sie doch gar nicht.«
    »Doch, tu ich wohl. Mit der Geige bin ich attraktiv, und junge irische Mädchen werden mir zu Füßen liegen. Das hast du selbst gesagt.«
    Heather stierte verzweifelt vor sich hin. Sie hatte Dinnie dazu gebracht, sein Instrument zu lieben, aber jetzt brauchte sie es selbst.
    »Außerdem glaube ich dir nicht«, protestierte Dinnie. »Wie soll denn meine Geige die berühmte MacPherson-Fiedel sein, von der du dauernd faselst?«
    »Die MacPherson-Fiedel gehört zu den berühmtesten Kunstwerken der Feen Schottlands. Ich weiß zwar nicht, wie sie nach New York gekommen ist, aber sie ist hier gelandet. Ich erkenne sie an ihrem Klang. Jede schottische Fee würde den wiedererkennen. Wir haben alle geglaubt, daß sie vor Jahrhunderten verlorenging. Ich muß sie haben. Wenn ich mit der MacPherson-Fiedel nach Schottland zurückkehre, dann wird man mir den Schaden an der MacLeod-Fahne vergeben.«
    »Wie kann sie denn ein Feen-Instrument sein? Dafür ist sie ja viel zu groß.«
    »Sie kann ihre Größe verändern.«
    »Was du nicht sagst.«
    Dinnie und Heather starrten sich wütend an.
    »Ich könnte sie dir stehlen.«
    »Nein, das kannst du nicht«, sagte Dinnie triumphierend. »Du bist eine gute Fee. Und gute Feen dürfen den Menschen nichts stehlen, woran deren Herz hängt. Und schon gar nicht einem anderen MacKintosh.«
    Heather dachte verzweifelt nach. Was macht eine Fee, wenn sie etwas von einem Menschen braucht, es aber nicht stehlen darf? Natürlich. Sie macht einen Handel.
    »Ich schlage dir einen Tausch vor.«
    Cal war gestreßt. Mit einem winzigen Budget eine Aufführung des ›Sommernachtstraums‹ auf die Beine zu stellen, erwies sich als äußerst schwierig, und zu allem Überfluß hatte er eine Gruppe von hochempfindlichen Schauspielern um sich versammelt, für deren schwache Nerven verrückte Stadtstreicherinnen einfach zu viel waren.
    Er stöpselte seine Gitarre ein, um sich zu entspannen. Cal war ein guter Gitarrist. Er konnte fast alles spielen, mit seiner Gitarre sogar den Verkehrslärm oder das Surren seines Ventilators begleiten.
    Er spielte einige Riffs und Akkorde, seine Finger glitten über die Saiten, und als nächstes spielte er eins seiner Lieblingssoli.
    Er runzelte die Stirn. Immer, wenn er die alten Gitarrensoli der New York Dolls spielte, überkamen ihn leichte Schuldgefühle. Schließlich hatte er Kerry versprochen, sie ihr beizubringen, sich aber vorher von ihr getrennt.
    »Hör mal«, sagte Johnny oben im Himmel.
    »Was?« fragte Billy.
    »Da unten irgendwo. Die spielen immer noch meine Musik.«
    Johnny Thunders und Billy Murcia, verstorbene Mitglieder der New York Dolls, hörten oben im Himmel die letzten Klänge der Leadgitarre von ›Rock and Roll Nurse‹.
    »Ich wüßte wirklich zu gern, was aus meiner Gitarre geworden ist«, sagte Johnny wieder. »Meine Gibson Tiger Top fehlt mir! So

Weitere Kostenlose Bücher