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Die Elfen von New York

Die Elfen von New York

Titel: Die Elfen von New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Millar
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mich um den Chinakohl, denn ein bißchen frische Luft wird mir gut tun. Und halt unterwegs die Augen auf, ob du nicht einen dreiblütigen walisischen Klatschmohn entdeckst. Ich habe gehört, daß der sehr wichtig ist für Kerry.«
    Heather hüpfte auf den Fenstersims.
    »Falls du vor mir zurück bist, dann üb den neuen Jig, den ich dir beigebracht habe, ›The Atholl Highlanders‹. Das ist eine wunderschöne Melodie, und wenn du sie nicht mehr auswendig kannst, sieh im Buch nach. Aber paß auf, daß du sie nicht verwechselst mit ›The Atholl Volunteers‹, ›The Atholl Volunteers March‹, ›Atholl Brose‹ oder ›The Braes of Atholl<. In Liedern ein sehr beliebter Ort, dieses Atholl. Bis später!«
    Der Erpresserbrief der chinesischen Feen war für Kerry und Morag ein schrecklicher Schlag:
    »G IB UNS UNSEREN S PIEGEL ZURÜCK ODER DU WIRST DEINEN WALISISCHEN KLATSCHMOHN NIE WIEDERSEHN !«
    Kerry starrte den Brief an. Unfaßliche magische Kräfte schienen hier am Werk.
    »Wie sind sie an meinen walisischen Klatschmohn gekommen? Woher wußten sie, wo er ist? Wie konnten sie ahnen, daß er so wichtig für mich ist? Und woher wußten sie, daß ich ihren Spiegel gestohlen habe?«
    Morag drehte eine kleine Pirouette in der Luft, ehe sie sich auf Kerrys Schulter niederließ.
    »Feen wissen viele Dinge durch reine Intuition«, erklärte sie. »Als die chinesischen Feen mich nach dem bedauerlichen Zwischenfall mit den Hummern verfolgt haben, sind sie mir bestimmt in dem Laden, wo du den Spiegel geklaut hast, auf die Spur gekommen. Wahrscheinlich haben sie seither fieberhaft nach mir gesucht, und sowie sie mich entdeckt hatten, sind sie bei erstbester Gelegenheit in deine Wohnung eingebrochen. Weil du heute deine Weste getragen hast, konnten sie den Spiegel nicht finden; also ließen sie etwas anderes mitgehen. Vielleicht wissen sie dank ihrer übersinnlichen Kräfte, wie wichtig der walisische Klatschmohn für dich ist. Es kann aber auch sein, daß der Zettel, auf den du mit roter Tinte geschrieben hast, ›Dies ist mein wertvollster Besitz‹, sie darauf gebracht hat.«
    Morag bot an, die Verhandlungen mit den chinesischen Feen zu führen.
    »Das wird bestimmt nicht allzu riskant. Wir Feen sind vernünftige Wesen. Ich werde das Ganze als ein Mißverständnis hinstellen. Und wenn das nicht funktioniert, behaupte ich einfach, du seist Kleptomanin und deswegen gerade in Behandlung.«
    »Das war der widerlichste Kunde, der mir je begegnet ist«, sagte die Verkäuferin im Bioladen zu ihrer Kollegin. »Der hat rumgezetert, als würde ich ihn zwingen, eine Tüte gemischte Nüsse zu kaufen.«
    »Was hat er dir denn vorgeworfen?«
    »Was weiß ich! Irgendwas von: Ich stecke mit den Feen unter einer Decke und will die ganze Stadt vergiften.«
    »So ein Quatschkopf. Hast du seinen Mantel gesehen?«
    Beide schüttelten sich.
    Dinnie stapfte nach Hause. Seine leichte Befriedigung darüber, daß er die Verkäuferinnen ein bißchen beschimpft hatte, ließ ihn die Ereignisse des Tages trotzdem nicht rosiger sehen.
    Er schleuderte die Nüsse ins Regal und legte sich zu seinem Nachmittagsnickerchen hin.
    Morag schwebte über der Canal Street. Zwar war ihr nicht ganz geheuer bei der Aussicht, einem ganzen chinesischen Feen-Clan gegenüberzutreten, sie hoffte aber, daß alles glattgehen und sie mit Kerrys getrockneter Blume zurückkehren würde. Nichts wünschte Morag sehnlicher, als daß Kerry den Preis gewann, denn dann wäre sie überglücklich. In einer Buchhandlung an der Second Avenue hatte Morag in einem medizinischen Ratgeber gelesen, wie äußerst wichtig Glücklichsein für Menschen war, die unter der Crohnschen Krankheit litten. Eine unglückliche Kerry würde wahrscheinlich noch kränker, und die Chirurgen würden ihr noch mehr herausschneiden.
    Heather ließ sich derweil von einem Lieferwagen die kurze Strecke bis nach Chinatown kutschieren, wo sie den Chinakohl besorgen wollte.
    »Das ist wirklich sehr edel von mir«, dachte sie und kämmte hingebungsvoll ihr langes Haar, während der Lieferwagen den Broadway hinunter zur Canal Street fuhr. »Ich hätte ihm irgendwelche welken Kohlblätter vorsetzen können; er hätte den Unterschied gar nicht gemerkt. Aber in dem Rezept stand Chinakohl, und für ein Mitglied des MacKintosh-Clans scheue ich keine Mühe.«
    Sie blickte zum strahlend blauen Himmel auf und zuckte zusammen. Da oben flog Morag, umzingelt von einem Schwärm merkwürdiger gelber Feen. Heather war für eine Fee

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