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Die Elfen von New York

Die Elfen von New York

Titel: Die Elfen von New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Millar
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rumzusitzen«, verkündete Heather. »Ich werde mir auch ein paar Feenfreunde suchen.«
    »Ach, ja? Wo denn?«
    »Bei den Italienern.«
    Dinnie lachte.
    »Du hast mir doch erzählt, die wären hinter dir her, weil du ihre Banken geplündert hast.«
    »Das bringe ich schon ins reine.«
    Heather setzte sich vor den Spiegel, spuckte drauf und rieb mit dem Taschentuch nach. Dann holte sie einen winzigen Elfenbeinkamm aus ihrer Felltasche und widmete sich ihrem Haar, kämmte es aus, bis ihr die rotgoldene Flut fast bis zur Taille reichte.
    »Was hast du denn vor? Willst du vor ihnen niederknien und dich entschuldigen?«
    »Wo denkst du hin«, antwortete Heather. »Eine MacKintosh-Fee hat es nicht nötig, vor jemand in die Knie zu gehen und sich zu entschuldigen, wenn sie ein kleines Mißverständnis aufklären will. Ich werde herausfinden, welcher Elf bei den Italienern das Sagen hat, und mit ihm flirten.«
    »Mit ihm flirten?«
    »Genau. Das hat bisher immer funktioniert.«

26
     
    Im Central Park war Maeve dabei, Petal und Tulip das Fechten beizubringen.
    »Parieren, stoßen, parieren, stoßen!«
    Die beiden jungen Feen gaben sich große Mühe, Maeves Anweisungen zu folgen.
    Unter einem Baum in der Nähe teilten sich Brannoc und Padraig ein Pfeifchen. Ihr neues Heim im südlichsten Zipfel des Central Park neben dem Teich war lauter als das vorherige, aber allmählich gewöhnten sie sich an die vielen Menschen und den Krach.
    »Es hat doch keinen Sinn, den ganzen Tag wegen Petal Trübsal zu blasen«, sagte Padraig. »Hast du ihr überhaupt gesagt, daß du in sie verliebt bist?«
    Das hatte Brannoc nicht. Und er hatte es auch nicht vor.
    »Du kannst doch nicht den Rest deines Lebens damit verbringen, dich auf einem Baum zu verstecken und traurige Melodien auf deiner Flöte zu spielen!«
    Brannoc sah nicht ein, warum nicht. Er saß in einem fremden Land fest und verzehrte sich nach einer Fee, die nichts anderes als Sex mit ihrem Bruder im Kopf hatte. Was hätte er denn sonst tun sollen? Er beobachtete die Fechtenden. Warum hatte er nicht selbst daran gedacht, Petal zu unterrichten? Ständig verpaßte er seine Chance!
    Maeve traf Tulip mit der Flachseite ihres Schwertes am Kopf, nachdem er einen äußerst schwächlichen Versuch unternommen hatte, ihre Attacke abzuwehren.
    »Katastrophal«, rief sie. »Hoffnungslos! Hätte ich damals, als die drei Trolle in Connacht über mich herfielen, so miserabel pariert, wäre ich entweder zum Gespött geworden oder nicht mehr am Leben!«
    »Warum haben die dich denn angegriffen?« keuchte Tulip atemlos.
    Maeve zuckte die Schultern. »Trolle sind eben unberechenbar.«
    »Besonders, wenn man sie beim Würfeln betrügt«, rief Padraig.
    »Ja«, lachte Maeve. »Das stimmt. Aber sie hatten mit Mogeln angefangen. Jedenfalls haben wir uns einen herrlichen Kampf geliefert, auch wenn es bloß ums Würfeln ging. Ich kämpfte mit allem, was ich hatte: Schwertern, Messern, Zauberei und Holzknüppeln. Über drei Grafschaften zog sich das Gefecht, bis sie endlich aufgaben und flohen. Meine Hände waren so wund und blutig, daß ich wochenlang keine Musik machen konnte.
    Aber dadurch lernte ich Padraig kennen. Wirklich! Wie er mir später erzählte, war er schon seit Monaten hinter mir her, hatte sich aber über dem Gedröhn meines Dudelsacks einfach kein Gehör verschaffen können.«
    Die Fechtstunde war zu Ende. Maeve und Padraig holten ihre Instrumente raus, Petal und Tulip verschwanden in die Büsche, und Brannoc, der sich wieder mal ausgeschlossen fühlte, flog seiner eigenen Wege. Petals weiße Flügel hatten heute beim Fechten besonders hübsch ausgesehen, aber der Gedanke daran deprimierte ihn noch mehr.
    Weit deprimierter jedoch waren die Feen jenseits des Ozeans in Cornwall. Man hatte sie alle zur Armee eingezogen. Tala stellte ein riesiges Heer zusammen, das über den Atlantik marschieren, alle ausländischen Feen aus dem Weg räumen und seine Kinder wieder einfangen sollte.
    Überall herrschte Elend. Kobolde patrouillierten mit Hunden durch das unsichtbare Feenreich und unterdrückten jeglichen Widerstand.
    Magris betonte stets, die Feen wären ja nicht gezwungen, sich in seinen Arbeitshäusern zu verdingen. Das stimmte. Aber da es verboten war, Cornwall zu verlassen, und da sich inzwischen alles Land der Feen in den Händen von Großgrundbesitzern befand, gab es keine Möglichkeit mehr, selbst etwas anzubauen. Den Feen blieb also nur noch die Wahl, Lohnarbeit anzunehmen oder zu

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