Die Elfen von New York
ich weiß nicht, woher.«
»Gutaussehender Typ jedenfalls. Irrer Pferdeschwanz!«
Als sie heimgingen, meinte Heather, es hätte vielleicht auch sein Gutes, daß Dinnie Kerry die Treppe hinuntergestoßen hatte. Das gab ihm einen prima Vorwand, mit ihr ins Gespräch zu kommen.
»Du entschuldigst dich bei ihr, daß du so ein tollpatschiger Esel warst, und dann lenkst du das Gespräch ganz unauffällig auf die beiden ersten Slayer-Alben. Und achte darauf, wenn du mit ihr sprichst, den Kopf so zu halten, daß sie deinen Wahnsinnspferdeschwanz sieht. Der wird sie umwerfen.«
Dinnie fand das Ganze ein bißchen zu plump und fragte sich, ob es der Fee wirklich je gelungen war, ein Paar zu verkuppeln. Vielleicht ein paar Dorftrottel aus Cruickshank!
Als sie in die 4. Straße einbogen, sahen sie Kerry und Morag aus einem Laden kommen.
»Los, Dinnie, das ist deine Chance!«
Sie begegneten sich auf dem Bürgersteig.
»Tag, Kerry«, sagte Dinnie. »Tut mir echt leid, daß du die Treppe runtergefallen bist. Das wollte ich nicht.«
»Ist schon gut. Tut mir leid, daß ich dir eine gescheuert habe.« Beide verstummten.
»Ich habe mir gerade die ersten beiden Slayer-Alben angehört. Supermusik!« sagte Dinnie nach einer Weile.
Kerry lächelte ermutigend. Aber schon ging Dinnie der Gesprächsstoff aus. Ihm fiel nichts mehr ein.
Und Kerrys Lächeln brachte ihn völlig aus der Fassung, denn es war bezaubernd.
Stumm und befangen sahen sie einander an.
»Ja«, meinte Kerry schließlich. »Mir gefallen sie auch.«
»Genau«, sagte Dinnie. »Tolle Aufnahmen.«
»Ja«, stimmte Kerry zu.
»Aber jetzt muß ich weiter«, japste Dinnie und hastete davon.
»Warum bist du weggelaufen?« schimpfte Heather, als sie wieder in seinem Zimmer waren.
»Ich kam mir blöd vor. Ich wußte nicht, was ich sagen sollte. Ich bin fast in meinem eigenen Schweiß ertrunken.«
Aus reiner Gewohnheit schimpfte Heather weiter, aber im Grunde fand sie es nicht schlimm, daß ihm keine geschliffene Konversation gelungen war. Schließlich wußte sie, daß Liebende in spe bei ihren ersten Begegnungen oft ein wenig verlegen waren. Gut möglich, daß Kerry ein etwas schüchterner Mann lieber war als ein total selbstsicherer. Hauptsache, die Geschichte kam ins Rollen.
Sie beruhigte Dinnie. Für den Anfang sei es gar nicht so schlecht gelaufen.
»Ich sehe, mein Plan funktioniert. Sie mag dich, da bin ich mir sicher.«
Innerlich jubelte Heather. Bald hätte sie ihren Teil der Abmachung erfüllt, und die Fiedel wäre ihre.
Kerry, auf der anderen Straßenseite, fühlte sich zittrig. Es war ihr erster Ausflug nach dem Krankenhaus gewesen. Jetzt trank sie mit Morag Tee.
»Tut mir leid, daß ich mich nicht gescheiter angestellt habe«, sagte sie. »Aber mir war noch ein bißchen flau. Außerdem ist es nicht so leicht, sich mit ihm zu unterhalten.«
»Keine Sorge, Kerry. Ich fand, du hast deine Sache gut gemacht. Wenn ich Dinnie überzeugen soll, daß du dich in ihn verliebt hast, wäre zu viel Enthusiasmus gleich am Anfang sowieso nicht gut. Er wird ja aus Erfahrung wissen, daß sich die Frauen nicht auf den ersten Blick in ihn verlieben. Lächle ihn einfach weiter an. Damit täuschen wir ihn am leichtesten. Hach, wie toll, bald habe ich meinen Teil der Abmachung erfüllt, und die Fiedel ist mein!«
Die MacLeod-Schwestern saßen in Joshuas Einkaufswagen, während er Magenta die 23. Straße West und die Sixth Avenue hinunter verfolgte.
»Beeil dich«, zischte Ailsa. »Gleich hast du sie eingeholt.«
Joshua beschleunigte seinen Schritt. Er verstand zwar nicht recht, warum ihm vier schottische Feen bei seiner Verfolgungsjagd zu Hilfe kamen, aber da sie großzügig mit ihrem Whiskey waren und ihm außerdem reichlich zu essen besorgt hatten, war ihm ihre Gesellschaft durchaus willkommen.
25
Auch Morag war auf der Suche nach Magenta, konnte sie aber in der großen Stadt nicht finden.
Entmutigt ließ sie sich niederplumpsen und beobachtete die Eichhörnchen am Madison Square.
»Hallo, Fee.«
Es war Johnny Thunders.
Morag unterdrückte ein Kichern. Sie fand Johnny Thunders außergewöhnlich attraktiv und bedauerte, daß er viermal so groß war wie sie und außerdem ein Geist.
»Du siehst niedergeschlagen aus.«
Morag schilderte ihm die jüngsten Entwicklungen. Johnny konnte ihre Sorgen nachfühlen.
»Ich habe auch ziemlichen Kummer. Von meiner Gitarre nirgendwo die kleinste Spur. Wenn ich an dem Haus vorbeikäme, in dem sie ist, würde ich es sofort
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