Die Elfen
Frühling an diesem Stamm saß und die Worte vernahm, die vieles, was nur aus alten Erzählungen bekannt war, zur Gewissheit machten.
Die Fauneneiche sprach weiter. »Ich kann euch den Zauber lehren, den ihr benötigt, um euch ein Tor in die Andere Welt zu öffnen. Doch hört gut zu! Der Zauber schafft nicht nur Tore zwischen den Welten. Wenn ihr in der Anderen Welt nach Noroelle sucht, dann prägt euch die Pfade und Sterne ein. Vielleicht vermögt ihr eines Tages auf den Pfaden zwischen den Albensternen einer Welt zu reisen, so wie die Alben es getan haben. Ich werde euch die Gefahren erklären und euch ein Gefühl für den Zauber schenken. Ihr werdet ihn nie so vollendet beherrschen wie Noroelle. Sie ist so mächtig, dass sie nicht durch eine Pforte schreiten muss, sondern zusehen kann, wie sich die Welt um sie herum verändert. Euch steht dieser Weg nicht offen. Ihr werdet ein kleines Tor öffnen und wieder schließen können. Doch hütet euch vor verschlossenen Toren und magischen Barrieren. Zwingt ihr euch durch diese hindurch, mögt ihr ein Opfer der Zeit werden. Ein Opfer des Raumes werdet ihr nur, wenn ihr durch niedere Albensterne schreitet oder aber kläglich beim Zaubern versagt. Seid ihr bereit, auf Noroelles Spuren zu wandeln, um auf den Pfaden der Alben zu ihr zu gelangen?«
Nuramon musste nicht lange überlegen. Doch Farodin war es, der zuerst antwortete. »Das sind wir.«
»Unterweise uns! In Noroelles Namen«, bat Nuramon.
Die Fauneneiche lachte, und es klang fast wie das helle Lachen einer Auenfee. »Dann seid meine Schüler!«
Dies also war der Anfang der Suche nach Noroelle. Nuramon hoffte nur, dass die Königin nicht misstrauisch wurde. Bis zum Frühling würden sie häufig die Nähe der Fauneneiche suchen, und Emerelle konnte sehen, was in ihrem Reich geschah. Doch war es verwunderlich, dass sie der Fauneneiche nahe kamen, die so sehr um Noroelle trauerte? So sehr er auch den Blick der Königin fürchtete, so sehr freute er sich auf die Unterweisung durch die Eiche. Sie hatte Recht: Sie befanden sich nun auf Noroelles Spuren. Im Frühling würde sich zeigen, wie weit sie auf diesem Weg gekommen waren.
EICHENTRUNK
Der Frühling war ins Land gezogen, und die Fauneneiche hatte sich in frisches Grün gekleidet. »Ich habe euch alles gelehrt, was ihr von mir zu lernen vermögt.« Farodin vernahm ihre Stimme in seinen Gedanken. Trotz all der Übungsstunden hatte er sich nie daran gewöhnen können, etwas Fremdes in sich zu spüren.
Die Bedeutung, die hinter ihren Worten lag, war ihm keinesfalls entgangen. So sehr er den Zauber des Suchens über die Jahrhunderte vervollkommnet hatte, so bescheiden waren seine Fähigkeiten, wenn es um andere Magie ging. Er hatte zwar gelernt, wie auf einem Albenstern ein Tor zu öffnen war und auch, wie man die verborgenen Pfade beschreiten konnte, doch Nuramon übertraf ihn mit seinen Fertigkeiten bei weitem.
Nun war die Zeit gekommen, Abschied von der Eiche zu nehmen. An seiner Seite standen Nuramon und Ejedin, der sie, wann immer es ihm möglich gewesen war, zur Fauneneiche begleitet hatte.
»Seid vorsichtig und erinnert euch daran, was ich euch gesagt habe!«, ermahnte sie der Baum. »Öffnet kein Tor ohne Not, durchbrecht verschlossene Tore und Barrieren nur, wenn ihr euch sicher seid, dass sich jenseits davon etwas befindet. Wenn ihr beim Zaubern einen Fehler macht, dann werdet ihr aus dem Gefüge der Zeit gerückt,
sobald ihr ein Tor durchschreitet. Je weniger Pfade sich in einem Stern treffen, desto schwieriger ist der Zauber zu wirken. Und was den Menschensohn angeht, so überlegt euch gut, ob ihr ihm die Gefahr zumuten wollt. Nicht einmal ich kann sagen, wie die Magie der Albensterne sich auf ihn auswirken wird. Für euch geht es um Noroelle. Doch ist er wirklich bereit, das gleiche Wagnis einzugehen? Manchmal ist es besser, einen Freund zurückzulassen, um ihn zu schützen.«
»Nein, alles, nur das nicht!«, stöhnte Ejedin. »Wenn er länger bei Hof bleibt, dann kehre ich nach Dailos zurück.«
»Was hat er angestellt?«, fragte Farodin überrascht. Mandred hatte sich den Winter über zurückgezogen, da die Fauneneiche ihn nicht in ihrer Nähe duldete. Der Jarl war viel herumgereist, und sie beide hatten kaum Gelegenheit gehabt, sich um ihn zu kümmern.
»Fragt lieber, was er nicht angestellt hat. Seit er die beiden Kentauren kennen gelernt hat, ist es zum Verzweifeln. Vorgestern erst sind seine Freunde mitten in der Nacht sturzbetrunken in
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