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Die Elfen

Die Elfen

Titel: Die Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen , James Sullivan
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können. Doch das, was kommen sollte, war wandelbar. Und so konnte es niemals Gewissheit geben.
    Ein einziges Mal hatte Emerelle mit ihm darüber gesprochen. Sie hatte die Zukunft mit einem Baum verglichen. Es begann mit dem Stamm, der sich zweiteilte und dann Äste hervorbrachte, die sich immer weiter teilten. Farodin war danach in den Garten gegangen, hatte sich unter einen Baum gestellt und versucht, von unten den Verlauf eines Astes mit all seinen Verästelungen zu betrachten. Es war unmöglich. Man hätte den Baum fällen müssen, um eine sichere Aussage machen zu können. Und so war es mit der Zukunft.
    »Was für ein elendes Wetter«, murrte Mandred, der neben ihm ritt. »Bei uns Menschen heißt es immer, dass in eurer Welt ewiger Frühling herrscht. Schöner Frühling!«
    »So ist das, wenn Besserwisser von Orten erzählen, die sie niemals gesehen haben«, scherzte Nuramon. Er zog an Felbions Zügeln und deutete ein Stück voraus. »Das ist sie.«
    Düster und von allen Blättern entblößt, erhob sich ein mächtiger Baum vor ihnen; nicht so groß wie Alaen Aikhwitan, doch immer noch gewaltig. Sie stiegen vom Pferd und gingen das letzte Stück zu Fuß.
    Deutlich konnte Farodin eine große Spalte im Stamm der Eiche sehen. Die Rinde hatte sich abgeschält, und das Holz darunter war faulig geworden. Rings um den Baum lagen dürre Äste, der Tribut der Fauneneiche an die Herbststürme. Die Eiche wirkte heruntergekommen, fast als stürbe sie.
    Farodin war entsetzt. Nie zuvor hatte er in Albenmark einen lebenden Baum faulen sehen. Das kam einfach nicht vor!
    Auch Nuramon wirkte verstört.
    Unschlüssig standen sie vor dem mächtigen Stamm und blickten zur Baumkrone hinauf. Es war keine Stimme zu vernehmen. Farodin musterte seine Gefährten aus den Augenwinkeln. Sie verrieten mit keiner Geste, ob die Fauneneiche vielleicht zu ihnen sprach.
    »Mir frieren bald die Füße ab.« Wieder war es Mandred, der das Schweigen brach.
    »Wir sollten mit ihr reden«, sagte Nuramon zögerlich. »Doch wie?«
    »Sag mal… es war vorgestern, dass Alaen Aikhwitan zum ersten Mal mit dir gesprochen hat, nicht wahr?« Mandred stampfte mit den Füßen auf, wie um die Kälte zu vertreiben.
    »Ja«, erwiderte Nuramon. »Und?«
    »Du hast auf deiner Eiche viele Jahre gelebt. Mir ging nur gerade durch den Kopf, dass wir womöglich sehr lange warten müssen, bis die Fauneneiche mit uns spricht. Glaubst du, wir können ein Feuer machen?«
    »Feuer?« Die Stimme erklang so plötzlich in seinem Inneren, dass Farodin erschrocken einen Schritt zurückwich. »Man muss wohl ein Mensch sein, um auf die Idee zu kommen, sich einem Baum vorzustellen, indem man neben ihm ein Feuer entzündet!«
    »Ich muss mich für unseren Freund entschuldigen«, beeilte sich Nuramon zu sagen. »Er ist manchmal etwas voreilig.«
    »Haltet ihn davon ab, ein Feuer zu machen. Ich spüre, dass er immer noch daran denkt. Und er wollte meine toten Äste dafür nehmen! Hat er denn gar kein Feingefühl?« Die schrille Stimme des Baumes war die einer Frau.
    Mandred zog sich ein Stück weit zurück. Er sagte nichts, schlug sich aber die Arme vor die Brust, wie um zu zeigen, dass er immer noch fror.
    Farodin beschlichen Zweifel, ob es klug gewesen war, den Menschensohn mitzubringen.
    »Wir sind wegen Noroelle hier«, sagte Nuramon leise.
    »Noroelle«, die Stimme der Fauneneiche klang nun sanfter, fast wehmütig. »Ja, Noroelle… Sie wäre niemals auf die Idee gekommen, hier ein Feuer zu entfachen. Es kommt mir so vor, als wäre es vor langer Zeit gewesen, dass ich sie zuletzt sah.«
    »Wir wollen sie suchen.«
    »Eine gute Idee«, stimmte die Eiche zu. Sie klang nun schläfrig. Ihre Äste knarrten leise.
    »Wir brauchen dazu deine Hilfe«, mischte sich Farodin in das Gespräch ein.
    »Wie sollte ich euch helfen?« Die Stimme des Baumes klang nun sehr gedehnt. »Ich kann schlecht von hier fort und euch auf eurer Suche…«
    »Eure Eiche schläft ein«, spottete Mandred. »Wenn ich nicht von Feuer gesprochen hätte, wäre sie niemals erwacht.«
    »Feuer!« Der alte Baum seufzte. »Schafft diesen frechen Kerl von hier fort! Sonst lass ich ihn Wurzeln schlagen. Dann mag er selbst erfahren, warum Bäume keine Späße über Feuer mögen.«
    Mandred brauchte keine weitere Aufforderung. Er zog sich von sich aus zu den Pferden zurück.
    »Jetzt denkt er an eine Axt«, grollte die Baumstimme. »Ich sollte ihn wirklich .«
    »Verschone ihn«, sagte Farodin. »Auch wenn er ein schlechtes

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