Die Elfen
griff sich ans Herz. »Es ist .
außergewöhnlich! Noch nie habe ich so etwas gehört.«
Farodin schob die Äste auseinander. Er hörte nichts dergleichen, nur Mandreds Schnarchen. Der Menschensohn lag an den Stamm gelehnt. Sein Bart war von Erbrochenem besudelt. Rings um ihn lagen noch mehr Scherben. Er schien jede Amphore zerschlagen zu haben, nachdem er sie geleert hatte. Welch sinnlose Zerstörung!
Nuramon kniete neben Mandred nieder und schüttelte ihn sacht an der Schulter. Ihr Gefährte gurgelte im Schlaf, lallte etwas, war aber nicht zu wecken.
»Vielleicht ist es besser, wenn wir ihn hier zurücklassen«, sagte Farodin. »Für ihn und für uns.«
»Das ist nicht dein Ernst!«, entgegnete Nuramon scharf.
»Bist du blind? Er tut das hier aus Verzweiflung. Er kommt in dieser Welt nicht zurecht. Wir müssen ihn mitnehmen. Albenmark ist nicht für ihn geschaffen.«
»Jawoll, ich komme mit…«, lallte Mandred. Der Menschensohn versuchte sich aufzurichten, sackte aber sofort wieder in sich zusammen. »Ich komme mit.« Er rülpste. »Bringt mir ein Pferd!«
»Ihr alle kommt mit!«, erklang eine Frauenstimme. Die Zweige wurden auseinander gebogen, und eine Kriegerin im langen Kettenhemd trat in die Laube. Sie hatte zwei Kurzschwerter um die Hüften geschnallt. Yilvina!
»Versucht nicht zu fliehen!«, sagte die junge Elfe entschieden und ließ ihre Rechte auf einen der Schwertgriffe sinken. »Ihr seid umstellt. Ich befehlige die Wache hier am Tor. Soeben erhielt ich den Befehl, euch zur Königin zu bringen. Sie ist zur Jagd im Alten Wald und wünscht, dass ihr sie begleitet.«
Farodin spannte sich. »Und du würdest dein Schwert gegen uns ziehen, obwohl wir drei Jahre miteinander geritten sind?«
Yilvina hielt seinem Blick stand. »Zwinge mich nicht dazu. Der Befehl der Königin ist eindeutig. Und ich erhielt die Warnung, dass ihr versuchen würdet, durch das Tor zu entkommen.«
Farodin griff nach seinem Waffengurt. »Ich soll also mein Schwert niederlegen.«
»Nein, du Dickkopf. Ich soll euch nicht in einen Kerker bringen, sondern nur zur Königin eskortieren. Glaubst du, ich fühle mich wohl dabei?«
Nuramon legte Farodin sanft die Hand auf den Arm. »Lass es gut sein. Wir fügen uns.«
DER ALBENSTERN
Das Wasser spritzte ihnen bis über die Köpfe, als sie in vollem Galopp durch den Bach preschten. Felbion stürmte die Böschung am anderen Ufer hinauf. Nuramon duckte sich unter einem niedrigen Ast hindurch und blickte zurück. Mandred hatte alle Mühe, sich im Sattel zu halten. Der Menschensohn hatte die Hände in die Mähne seiner Stute gekrallt und war unnatürlich blass. In den Jahren der Suche nach Guillaume hatte sich sein Reitstil zwar verbessert, aber mit seinen elfischen Freunden konnte er nicht mithalten.
Nuramon zügelte sein Pferd und ließ es in einen gemächlichen Trab fallen. Yilvina hatte ohne Mühe mit ihnen mitgehalten. Sie legte ihren Jagdspeer quer vor sich über den Sattel. Farodin ritt dicht hinter ihr und nickte Nuramon zu. Das war der Augenblick! Fünf Tage ritten sie nun schon mit der Jagdgesellschaft der Königin, und keinen Lidschlag lang hatte man sie aus den Augen gelassen. Vor Stunden hatten sie einen großen Hirsch aufgescheucht und waren ihm in wilder Hatz durchs Dickicht gefolgt. Den Rest der Jagdgesellschaft hatten sie dabei hinter sich gelassen; ihnen stand der Sinn nach edlerem Wild. Am frühen Morgen hatte der Kentaur Phillimachos, der Fährtenleser der Königin, die Spur eines großen Gelgerok gefunden. So hatten nur wenige mit ihnen dem Hirsch nachgesetzt, und als es immer beschwerlicher geworden war, ihrer Beute durchs dichte Unterholz zu folgen, waren sie alle zurückgeblieben. Alle bis auf Yilvina, die sich keine Mühe gab, zu verhehlen, dass sie als ihre Wache mitritt. Doch wie sollten sie sie loswerden? Eher würden sie Mandred verlieren, wenn sie versuchten, die Elfe in einem weiteren wilden Ritt abzuhängen.
Sie erreichten eine Lichtung, auf der Brombeerbüsche und junge Birkenschösslinge wuchsen. Am Nordrand erhob sich eine moosbewachsene Klippe, an deren Fuß eine Quelle entsprang. Der Hirsch war nirgends zu sehen.
Yilvina blickte Nuramon herausfordernd an. »Ein guter Platz für eine Rast, nicht wahr?« Sie stieß den Speer in den sandigen Boden und schwang sich aus dem Sattel. »Lasst es nicht den Menschensohn machen«, sagte sie und ging dann, ohne eine Antwort abzuwarten, auf die Quelle zu.
»Was soll ich nicht machen?«, fragte Mandred
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