Die Elfen
die Ställe gekommen und haben versucht, unaussprechliche Dinge mit den Stuten zu treiben. Mandred hat sie dabei noch angefeuert.«
Farodin und Nuramon sahen einander betroffen an. »Und dann?«
»Es gab eine gewaltige Schlägerei mit den Palastwachen. Mandred hat eine Nacht im Kerker verbracht, und die beiden Kentauren wurden aus dem Herzland verwiesen. Gestern früh musste ich miterleben, wie er seine Stute vor einen Karren voller Amphoren mit Wein aus Alvemer spannte. Eine Stute aus den Ställen der Königin als Karrenpferd! Man stelle sich das vor!«
»Weißt du, wohin er wollte?«, fragte Farodin.
»Ich glaube, er hatte vor, das Herzland zu verlassen.« Der Faun schnaubte verächtlich. »Aber vermutlich wird er zurückkommen, wenn ihm der Wein ausgeht.«
Die Fauneneiche ergriff noch einmal das Wort. »Die Menschen sind ein eigenartiges Volk. Doch nun zu euch. Bevor ihr geht, möchte ich die Steine sehen, die Noroelle euch hinterlassen hat. Ich spüre ihre Präsenz seit dem Tag, da ich euch als meine Schüler annahm.«
Farodin holte den Smaragd aus einem Lederbeutel an seinem Gürtel. Er sah, wie Nuramon eine Kette vom Hals nahm, deren Anhänger ein Almandin war. Beide hielten sie ihren Edelstein der Eiche entgegen.
»Behütet diese Schätze gut. Sie mögen euch eines Tages von Nutzen sein. Ich kann euch nichts lehren, was euch helfen könnte, ihre Magie zu enträtseln, doch bedenkt immer, dass in ihnen die Macht Noroelles wohnt. Es mag sein, dass ihr euch einst der Kraft dieser Edelsteine bedienen werdet . Und nun, meine Schüler, geht! Denn der Frühling ist da, und ich will meine Entscheidung treffen. Die Bohrkäfer müssen meine Rinde verlassen. Noch heute Nacht, wenn die Faune und Silene um mich herumtanzen und vielleicht auch die Auenfeen singen, werde ich sie fortschicken. Ihr aber solltet nicht länger meine Nähe suchen .« Mit diesen Worten hüllte sich die Fauneneiche in Schweigen.
Farodin und Nuramon verabschiedeten sich von Ejedin und machten sich auf die Suche nach Mandred. Nach Ejedins Bericht hatten sie eine Vorstellung, wo sie ihn finden würden.
Sie überquerten die Shalyn Falah, und am frühen Abend erreichten sie den Steinkreis, in dessen Nähe Atta Aikhjarto stand. Schon von weitem hatten sie den Karren gesehen. Mandreds Stute weidete friedlich bei dem zerstörten Wachturm. Dort lagerte auch eine Gruppe junger Krieger, die Nuramon und Farodin aufmerksam beobachteten.
Die beiden stiegen ab und gingen Atta Aikhjarto entgegen. Auf der Wiese roch es nach Wein und feuchtem Lehm. Immer wieder schaute Farodin zurück. Er bildete sich ein, die Blicke der Wachen zu spüren.
»Siehst du das da vorne?«, fragte Nuramon. Das Wurzelwerk der Eiche wand sich wie hölzerne Schlangen durch das Gras. In einer Mulde im lehmigen Boden hatte sich eine dunkelrote Pfütze gesammelt.
Farodin kniete nieder, tauchte einen Finger in das Nass und roch daran. »Wein! Er muss völlig betrunken sein, um so etwas zu tun.«
Nuramon grinste breit. »Nur ein Mensch kann wohl auf die Idee kommen, einen Baum mit Wein zu begießen. Was Atta Aikhjarto wohl dazu sagt?«
Farodin erwartete nicht, die mächtige, beseelte Eiche überhaupt sprechen zu hören. Das einzige Geräusch, das den Frieden des Frühlingsabends störte, war ein sägendes Schnarchen. Nach all den Jahren an der Seite des Menschensohns war es Farodin nur allzu vertraut.
Die Elfen stiegen über die Scherben von Amphoren hinweg und über Weinpfützen auf dem glitschigen Boden. Die Zweige der Eiche hingen ungewöhnlich tief und formten eine weite Laube um den Stamm. Farodin bog das Geäst auseinander und hielt mitten in der Bewegung inne. Die Adern auf den zarten, hellgrünen Blättern hoben sich dunkel hervor.
Nuramon, der seine Verwunderung bemerkt hatte, zog einen Ast zu sich und hielt die Blätter gegen das Licht der schwindenden Sonne. »Der Wein… Es sieht aus, als wäre er bis in die Adern der Blätter gezogen.«
Ob Mandred wohl sein Ziel erreicht hatte? So oft hatte er davon gesprochen, dass er sich mit Atta Aikhjarto betrinken wollte, um gebührend zu feiern, dass die alte Eiche ihm das Leben gerettet hatte. Konnte man etwa eine Eiche betrunken machen? Zweifelnd sah Farodin zu den Blättern auf.
»Spürst du das?« Nuramon sah sich verwundert um.
Farodin hörte ein Wispern in den Blättern, so als striche ein leichter Wind durch das Geäst. Sonst war da nichts.
»Der Baum. Atta Aikhjarto singt. Es ist in mir.« Nuramon blieb stehen und
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