Die Elfen
unruhig. Er hatte offensichtlich keine Geduld mehr, was ihm Nuramon nicht verdenken konnte. Dennoch hatte er selbst nahezu fünfzig Jahre hier auf Farodin und Mandred gewartet, obwohl er viel lieber nach dem Ort gesucht hätte, den er in der Sternengrotte Dareens gesehen hatte.
Als sie Mandreds Haus erreichten, blickte Farodin sich überrascht um. Nuramon hatte in den Jahren einiges verändert. Er war den Handwerkern Firnstayns zu einem lästigen Kunden geworden. Schränke, Tische und Stühle sollten sowohl elfischen Ansprüchen als auch denen Mandreds entsprechen. Dabei sollten die Waffen und Truhen sowie die Schilde an den Wänden daran erinnern, dass dies das Haus eines Kriegers war.
Besonders auf die große Streitaxt war Nuramon stolz. Der Schmied hatte sie nach seinen Vorgaben geschmiedet, und ebenso die Axt, die Alwerichs Waffe nachempfunden war.
»Das wird Mandred gefallen. Es ist schlicht und martialisch. Und dieses Gemälde hier…« Er trat vor ein Porträt, das Alfadas zeigte. »Hast du es gemalt?«
»Ja.«
»Du überraschst mich.«
»Dann sieh dir erst einmal dieses hier an!«, meinte Nuramon und trat an ein verdecktes Bild heran, das auf einer Staffelei stand. Sodann nahm er das Tuch von dem Gemälde, an dem er über dreißig Jahre lang gearbeitet hatte. Es zeigte die Landschaft, die er beim Orakel in der Grotte gesehen hatte.
Farodin trat einen Schritt zurück, um das Gemälde besser betrachten zu können. Sein Blick wanderte suchend über das große Bild; über das Wasser, die Insel, das Festland mit seinen Wäldern und über das Gebirge.
»Als ich aus Iskendria fortging, fand ich nach einer Weile das Tor zum Orakel.« Während sein Gefährte das Gemälde bis in alle Einzelheiten erkundete, erzählte Nuramon von dem Rätsel an der Pforte, von den Kindern der Dunkelalben und dem Bild, das er in der Sternengrotte gesehen hatte. »Dareen sagte mir, ich solle mich wieder mit euch vereinen. Ich solle hier auf euch warten. Du ahnst nicht, wie oft ich in Versuchung kam auszuziehen, um diesen Ort zu finden, doch Dareens Worte und deine Schrift auf der Statue hielten mich zurück.«
Farodin berührte das Gemälde. »Ist das Yalfarbe?«
»Ja. Ich habe sie selbst hergestellt. Die Leute hier kennen sich nicht mit den Farben aus Yaldemee aus.«
Farodin sah ihn anerkennend an. »Das ist ein Meisterwerk.«
»Die Zeit kann sehr lang werden. Und du solltest meine frühen Versuche sehen. Aber dies ist nun das, was ich gesehen habe. Dareen sagte noch etwas .« Er schwieg und dachte an das Orakel und ihre Erscheinung.
»Was ist es?«
»Sie sagte, es gebe zwei Möglichkeiten, den Zauber an Noroelles Tor zu brechen - mit Hilfe des Stundenglases oder aber eines Albensteins. Ich habe viel darüber nachgedacht und frage mich, ob wir tatsächlich das Glas brauchen und nicht nur den Sand.«
»Lass uns zuerst diese Landschaft finden. Das Bild ist wundervoll. Doch wo kann dies sein?«
»Ich habe auf meinem Weg hierher versucht, den Ort zu finden. Und ich habe Seefahrer gefragt, ob sie ihn kennen. Doch mir war kein Erfolg beschieden. Ich bin so froh, dass ihr hier seid.«
»Dieses Bild wird uns helfen. Zusammen mit den Sandkörnern sollten wir diese Insel finden.« Farodin trat ganz nahe an das Gemälde heran. »Ich frage mich, ob dies hier ein See ist oder aber das Meer.«
Nuramon hatte Jahre damit verbracht, über die Küstenlandschaft auf dem Bild nachzudenken. »Es ist das Meer. Ich habe mich lange mit den Wellen beschäftigt. Es sind Meereswellen.« Er ließ einen Finger über das Bild fahren. »Dieses Gebirge könnte uns hilfreich sein. Es ist sehr mächtig, aber nicht so hoch, dass Schnee auf den Gipfeln liegt.«
»Es könnte ein Fjord sein. Vielleicht liegt er hier in unserer Nähe.«
»Nein. Hier gibt es solche hellen Berge nicht. Ich habe jeden Seefahrer, jeden Wanderer, jeden Ortskundigen gefragt. Und auf meinem Weg hierher habe ich nach diesen Bergen Ausschau gehalten. Sie befinden sich nicht im Fjordland.«
Farodin trat zurück und betrachtete das Bild in seiner Gesamtheit. »Bei allen Alben! Ich habe dir in Iskendria Unrecht getan. Dieses Bild! Ich spüre geradezu, wie alles in mir nach diesem Ort sucht.«
»Wir haben einander Unrecht getan. Aber wir mussten uns trennen, damit wir beide vorankommen konnten auf unserem Weg… auf unserem Weg zu Noroelle. Ich habe das Gefühl, dass die Fauneneiche uns mit Absicht durch das Tor in die Wüste geschickt hat. Vielleicht hat sie irgendetwas in der
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