Die Elfen
ausgegeben hatte, um das Haus weiterführen zu können. Als Elfe, die niemals alterte, war sie etwa alle zwanzig Jahre zu solchen Maskeraden gezwungen. Farodin hatte keinen Zweifel daran, dass diese Al-beles dieselbe Elfe war, die er als Sem-la kennen gelernt hatte.
»Was ist in dem Gewölbekeller geschehen?«, fragte Farodin.
»Als das Viertel besetzt wurde, sind Mönche hierher gekommen. Ich glaube, sie waren auch im Keller. Es heißt, sie hätten nach Dämonen gesucht.« Der Mann senkte die Stimme. »Sie suchen überall nach Dämonen. Sie sind verrückt!«
»Lass uns gehen, Mandred«, sagte Farodin auf Fjordländisch. »Wir müssen wissen, ob die Gefahr besteht, dass wir gestört werden, oder ob Nuramon in Ruhe seinen Zauber wirken kann.«
»Das mit seinen Kindern tut mir Leid«, entgegnete der Krieger zerknirscht. Er zog einen seiner breiten, silbernen Armreifen ab und schenkte ihn dem Mann. »Ich war zu voreilig.«
Farodin empfand kein Mitleid für den Plünderer. Heute kümmerte er sich selbstlos um seine Kinder. Aber vermutlich würde er sich geehrt fühlen, wenn morgen die Priesterschaft eine seiner Töchter forderte, um sie öffentlich zu verbrennen.
Der Elf eilte die Treppe hinauf und trat auf den weiten Hof der Villa. Über ihm spannte sich ein blutroter Nachthimmel. Die Luft war erfüllt von erstickendem Rauch. Sie durchquerten die Haupthalle und eilten zur Terrasse an der Rückseite des Hauses. Die Villa lag auf einem niedrigen Hügel, sodass sie einen guten Blick über die Stadt hatten.
»Bei allen Göttern!«, rief Mandred. »Was für ein Feuer!«
Der ganze Hafen stand in Flammen. Selbst das Wasser schien zu brennen. Alle Lagerhäuser rings herum waren eingestürzt, die mächtigen Holzkräne verschwunden. Etwas weiter westlich schossen glühend weiße Feuerkugeln vom Himmel herab in eine der Vorstädte. Farodin beobachtete, wie weiß gewandete Krieger, die in dichten Kolonnen durch die engen Straßen drängten, verzweifelt den Brandgeschossen zu entgehen versuchten.
»Fleisch, das faulig geworden ist, muss man ausbrennen«, erklang hinter ihnen die Stimme des Plünderers. Der dürre Mann trat auf die Terrasse. Seine Augen glänzten fiebrig. »Die Tempelwachen verbrennen die Stadtviertel, die verloren gegangen sind.« Er lachte. »Iskendria kann nicht erobert werden! Die weißen Priester werden alle verrecken.« Er deutete zum Hafen hinunter. »Seit zwei Tagen brennt ihre Flotte schon. Die Tempelwachen haben durch die Kanäle Balbars Feuer ins Hafenwasser geleitet und dann entzündet. All diese Priester werden verbrennen, so wie ihr verfluchter…« Mitten im Satz brach er ab und deutete auf die Straße, die den Hügel hinaufführte. »Sie kommen zurück.« Eine Gruppe Krieger in weißen Waffenröcken eskortierte mehrere Mönche in nachtblauen Gewändern. Feierlich singend hielten sie geradewegs auf die Villa zu.
»Ihr wart gut zu mir«, sagte der Mann gehetzt. »Deshalb rate ich euch, schnell zu verschwinden. Ihr seht ein wenig seltsam aus . Und die dort unten bringen alle um, die seltsam aussehen.«
»Was sagt der Kerl?«, fragte Mandred.
»Dass wir die Gastfreundschaft der Stadt nicht überbeanspruchen sollten. Komm, gehen wir zurück zu Nuramon.«
Der Jarl strich über das Blatt seiner Axt. »Die paar Mann dort unten jagen dir doch keine Angst ein, oder?«
»Wenn zwei Heere, die beide offensichtlich von Wahnsinnigen befehligt werden, aufeinander eindreschen, dann werde ich tunlichst darauf achten, nicht im Weg zu stehen, Mandred. Wir haben mit deren Krieg nichts zu schaffen. Sehen wir zu, dass wir hier wegkommen!«
Der Krieger brummelte etwas Unverständliches in seinen Bart und verließ die Terrasse. Im Gewölbekeller erwartete Nuramon sie schon. Ein goldener Lichtbogen wuchs inmitten des Mosaiks empor. Der Elf grinste. »Es war nicht schwer, die Barriere zu durchbrechen. Der Schutzzauber ist von seltsamer Struktur gewesen. So als wäre er nicht erschaffen worden, um Albenkinder fern zu halten.«
Farodin griff nach den Zügeln seines Hengstes, ohne weiter auf die Erklärungen seines Gefährten zu achten.
Nuramons Lächeln verschwand. »Stimmt etwas nicht?«
»Wir haben es nur eilig mit dem Aufbruch.« Entschieden trat Farodin durch das Licht. Einen Herzschlag lang war er geblendet. Dann blickte er einer gespannten Armbrust entgegen.
»Nicht schießen!«, gellte eine raue Stimme. »Es sind Elfen!«
»Liuvar!«, rief jemand anderes.
Farodin hatte sich im Reflex geduckt und nach
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