Die Elfen
seines Helms. Er wollte nicht, dass der König der Trolle ihn erkannte. Mit dem wiedergeborenen Mörder Aileens könnte er an dem Ort, an dem einst seine Liebste gestorben war, kein Wort wechseln!
Der kleine Elfentrupp marschierte das letzte Stück des Klippenwegs hinauf und dann vorbei an den ausgebrannten Resten von hölzernen Wachtürmen. Vorgestern erst hatten die Albenkinder den Ordensrittern die Stellung am Rand der Klippe wieder entrissen. Und sie hatten mit Strömen von Blut dafür bezahlt.
Die Schar der Verteidiger, die sie noch aufbieten konnten, um den gewundenen Steilweg hinab zur Shalyn Falah zu halten, war lächerlich klein. Siebenhundert Trolle, bewaffnet mit riesigen Schilden und Keulen, vierhundert Elfenbogenschützen und etwa dreihundert Gnome mit Armbrüsten. Die Festung jenseits der Brücke war nur mit Verwundeten besetzt und mit Kobolden, die zu klein waren, um in einer Feldschlacht gegen Menschen anzutreten. Dies hier war das letzte Aufgebot!
»Die Menschen werden verdammt überrascht sein, wenn wir sie angreifen«, sagte Ollowain gut gelaunt. Er hatte sich zu Farodin zurückfallen lassen und marschierte nun an seiner Seite.
»Ich selbst bin auch überrascht, dass ich mit einer Schar von zwanzig Irren gegen eine Schlachtreihe von tausenden Menschen anstürmen werde. Kann es sein, dass du mir gestern Nacht etwas in den Wein getan hast, als du mir davon erzählt hast und ich ganz begeistert war von deiner Idee?«
Ollowain schob sein Helmvisier auf und grinste ihn breit an. »Über die Sache mit dem Wein hatte ich nachgedacht, Farodin. Aber dann habe ich mir gesagt: Wer verrückt genug ist, nur mit einem Menschen an seiner Seite eine Trollburg anzugreifen, der wird sich auch für den heutigen Schlachtplan begeistern.«
In den Reihen der Trolle öffnete sich eine Lücke für die gepanzerten Elfen. Noch vor den Trollen hatten die Bogenschützen Aufstellung genommen. Der Zugang zum Steilweg war in weitem Halbkreis mit angespitzten Pfählen gesichert, die schräg in den Boden gerammt waren. Das Hindernis bot einen guten Schutz gegen die Reiterei. Einen Angriff von Fußsoldaten würde es jedoch nicht aufhalten.
Hinter der schwachen Verteidigungslinie lag ein abfallender Hang, der von breiten grauen Felsbändern durchzogen war. Der Wald, der hier einmal gestanden hatte, war verschwunden. Selbst die Baumstümpfe waren fort. Fahles Gras wuchs nun hier. Der Steinkreis von Welruun lag nur wenige hundert Schritt entfernt. Farodin schluckte. Für einen Moment sah er wieder das blasse Gesicht Aileens vor sich. Das dunkle Blut, das über ihre Lippen quoll.
»Duckt euch!«, befahl Ollowain.
Farodin gehorchte. Wenn sie knieten, waren sie weniger deutlich für die Angreifer zu sehen. Es war wichtig, dass es ihnen gelang, die Menschen zu überraschen!
Etwas mehr als eine Viertelmeile entfernt kamen die Ordenskrieger den Hang hinauf. Dicht wie ein Wald standen die langen Piken über ihren Häuptern. Trommelspiel und Flötenklang ertönten aus ihren Reihen. Es war eine überraschend fröhliche Melodie, die gar nicht wie ein Schlachtlied klang. Die Pikeniere marschierten im Gleichschritt den Hang hinauf. Sie trugen hohe Helme und schimmernde Brustplatten, ganz wie jene Soldaten, die sie vor Firnstayn auf dem Eis gesehen hatten.
»Verteilt euch!«, rief Ollowain. Die Krieger in den Glattharnischen bildeten nun hinter den Bogenschützen versteckt eine weite Linie und achteten sorgfältig darauf, Abstand zueinander zu halten.
Farodins Mund war ganz trocken geworden. Gebannt beobachtete er die vorrückenden Menschen. Wie steigende Flut zerteilten sich ihre Kampflinien vor den einzelnen Felsblöcken am Hang und schlossen sich danach wieder zusammen. Es waren tausende! Allein ihre Masse würde ausreichen, um die Verteidiger über den Rand der Klippe zu drängen.
Scharfe Kommandorufe erklangen entlang der Pikeniere. Die ersten fünf Reihen der Piken senkten sich. Die Bogenschützen der Elfen begannen ihr tödliches Handwerk. Die Luft war erfüllt vom Surren der Pfeile und vom scharfen Klacken der Armbrüste der Gnome. Dutzende Ordenssoldaten der ersten Reihe brachen zusammen. Sofort schlossen sich die Lücken mit Kriegern aus den hinteren Linien.
Schon waren die Feinde nur noch hundert Schritt entfernt. Farodin konnte beobachten, wie Armbrustbolzen blutige, runde Löcher in die Brustplatten der Angreifer stanzten.
Nur noch achtzig Schritt. Der Trommeltakt änderte sich. Die Flöten verstummten. Die ganze
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