Die Elfen
Kampfreihe beschleunigte den Marschschritt.
»Zum Angriff!«, erschallte Ollowains Stimme. Der blonde Elf schloss das Visier seines Helms. Farodin nahm den Zweihänder auf. Die Bogenschützen ließen die Krieger in den Harnischen passieren. Die Gnome, die noch vor den Elfen kniend eine Schützenlinie gebildet hatten, zogen sich zurück.
Farodins Hände zitterten. Er riss das Zweihandschwert hoch über den Kopf und beugte sich vor wie ein angreifender Stier. Es war völliger Wahnsinn! Vor ihnen standen tausende Ordenssoldaten, und sie gingen mit zwanzig Mann zum Angriff über!
Noch vierzig Schritt!
Farodin begann zu rennen. Die Piken der ersten Reihe ragten um sechs Schritt vor. Dahinter gestaffelt lagen noch weitere vier Reihen von stählernen Stichblättern. Der Elf sah, wie Unruhe in die Schlachtreihen kam. Die Piken bündelten sich auf einzelne Punkte. Dorthin, wo die Angreifer auf die Reihen treffen würden.
Der Aufprall erfolgte mit viel weniger Wucht, als Farodin erwartet hatte. Knirschend schrammte Stahl auf Stahl. Die Stichblätter der Piken glitten seitlich an seiner Rüstung ab. Farodin hielt weiter den Kopf gesenkt. Wieder ruckte es. Die zweite Reihe der Piken war geschafft. Gellende Schreie erklangen. Farodin ließ sein schweres Schwert kreisen. Krachend zerbrachen die Eschenschäfte.
Farodin spürte, wie ihn etwas an der Halsberge traf und abglitt. Jetzt wagte es der Elf den Kopf zu heben. Er blickte direkt in die entsetzten Gesichter der Männer vor ihm. Noch drei Schritt, und er war heran. Ein Stichblatt glitt seitlich an seinem Helm ab. Die Welt erschien ihm winzig. Die schmalen Sehschlitze ließen ihn nur erkennen, was direkt vor ihm lag. Einige der Ordenssoldaten hatten ihre Piken fallen gelassen und versuchten ihre Dolche und Kurzschwerter zu ziehen. Ein Mann mit einem breitkrempigen Hut fuchtelte mit einem seltsamen Stab herum. Plötzlich gab es einen Knall, und weißer Rauch quoll aus dem hohlen Stab. Farodins schwere Waffe schnitt durch Rüstungen, Fleisch und Knochen. Anderthalb Schritt maß die Klinge des Zweihänders, und nichts vermochte dem Elfenstahl zu widerstehen. So fürchterlich eine Einheit Pikeniere auf dem Vormarsch war, so verwundbar wurde sie, wenn man es an den Stichblättern vorbeigeschafft hatte. Die Offiziere in den hinteren Reihen achteten streng darauf, dass keiner der Männer seine Pike fallen ließ. Doch man brauchte beide Hände, um die schwere, unhandliche Waffe zu halten. Wer die Pike fallen ließ und ein kurzes Schwert zog, der hatte keinen Platz, um in der dicht gedrängten Formation auszuholen. Die Stiche aber glitten wirkungslos von Farodins Harnisch ab. Wie ein Schnitter im Korn, so schlug sich der Elf mit dem Zweihänder durch die dicht gedrängten Reihen der Pikeniere. Blut spritzte ihm durch den Sehschlitz und rann warm seine Wange hinab. Er war gefangen inmitten verzweifelter Schreie, reißenden Metalls und dumpf splitternder Knochen.
Voraus sah Farodin jetzt die funkelnden Stichblätter von Hellebarden. Mit ihrem langen, dreikantigen Dorn, der breiten Hiebklinge und dem Haken auf der Rückseite waren diese Waffen einzig dazu geschaffen, schwer gepanzerte Gegner das Fürchten zu lehren. Der dreikantige Dorn vermochte selbst die besten Rüstungen zu durchdringen, wenn er im rechten Winkel auf eine glatte Fläche auftraf. Das Hiebblatt war schwer genug, jeden Helm oder Schulterpanzer zu spalten, und mit den Haken mochte man nach den Füßen der Feinde angeln, um sie mit einem Ruck niederzureißen und ihnen dann den Dreikantdorn durch das Visier zu stoßen.
Sein Schwert riss einem Mann vor ihm den Kopf von den Schultern. Farodin griff keinen einzelnen Krieger gezielt an. Er ließ die Waffe kreisen, und in dem Gedränge war es schwer, seinem Todeskreis zu entgehen.
Jemand klammerte sich an sein Bein und versuchte ihn zu Boden zu reißen. Der Elf blickte kurz hinab, ohne dass er im Angriff innehielt. Ein verwundeter Ordenssoldat hielt sein linkes Bein umklammert. Farodin rammte ihm den Panzerschuh ins Gesicht. Er fühlte die Zähne des Kriegers splittern. Der Mann ließ los und rollte zur Seite.
Etwas Funkelndes schoss auf Farodin herab. Nur knapp verfehlte ihn das Hiebblatt einer Hellebarde. Eine Gruppe von Hellebardieren hatte sich durch die Formation der Pikeniere zu ihm vorgedrängt. Die Hälfte der Krieger hielt die Waffen gesenkt und zielte mit den Dornen und Haken nach seinen Beinen.
Farodin senkte den Kopf. Etwas traf ihn an der Schulter. Sein
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