Die Elfen
dem Wald entgegenhallte, machten sie sich auf den Weg. Immer wieder riefen sie nach Vanna und Lijema, doch es kam keine Antwort.
Dann fanden sie eine Blutspur und folgten ihr. Die Wölfe und offenbar auch Vanna und Lijema waren schon vor ihnen dem Blut gefolgt. Bald stießen sie auf einen toten Wolf; seine Kehle war zerfetzt. Voller Sorge folgten sie den Spuren und entdeckten alle paar Schritte weitere Blutstropfen.
Noch immer war Geheul zu hören. Mit einem Mal sahen sie zwischen den Bäumen die weißen Wölfe hin-und herspringen. Da war ein Schatten, auf den sie es abgesehen hatten. Eine riesige Gestalt! Sie schlug wild um sich. Das Heulen eines Wolfes ging in schmerzersticktes Jaulen über. Dann ertönte der Schrei einer Frau.
Nuramon, Farodin und Mandred erreichten eine Lichtung.
Der Schein ihrer Barinsteine vertrieb die Finsternis. Nuramon sah, wie die Wölfe einer großen, geduckten Gestalt nachsetzten und im Wald verschwanden.
Nuramons Licht fand in der Mitte der Lichtung Vanna die Magierin. »Kommt zurück! Keine Zeit für Rache!«, schrie sie den Wölfen hinterher. »Kommt zurück!« Doch sie hörten nicht auf sie. Die Magierin brach in die Knie und beugte sich über etwas.
Mandred und Farodin waren sogleich bei ihr.
Nuramon wagte sich nur langsam näher und schaute sich um. Drei Wölfe lagen tot auf der Lichtung, unter ihnen der Leitwolf. Irgendetwas war ihm in den Rücken gedrungen. Nuramon bemerkte einen stechenden Geruch in der Luft. Es war derselbe Gestank, den er auch schon bei Aigilaos bemerkt hatte. Das musste die Ausdünstung der Bestie sein.
Als Nuramon seine Gefährten erreichte, sah er im Schein der Barinsteine, dass Vanna sich über Lijema beugte. Als die Magierin sich aufrichtete, erkannte Nuramon, dass der Wolfsmutter die Brust zerfetzt worden war. Irgendetwas hatte ihren Körper durchstoßen und Lunge und Herz zerrissen. Ihre Augen glänzten noch, doch ihr Gesicht war zu einer erstaunten Maske erstarrt.
Vanna presste ihr Gesicht liebevoll an das der Toten.
»Was ist gesehen?«, fragte Farodin.
Vanna schwieg.
Farodin packte die Magierin bei den Schultern und schüttelte sie sanft. »Vanna!«
Mit großen Augen schien sie durch Farodin hindurchzusehen. Sie deutete zur Seite. »Dort hinter dem Baum liegt Brandan. Der Eber hat ihn…« Sie brach ab.
Nuramon lief los. Er wollte so rasch wie möglich bei Brandan sein. Er hatte Angst, denn er musste an Aigilaos denken.
Zwischen Mandred und Farodin entbrannte indessen ein Streit. Der Menschensohn wollte der Bestie nachsetzen, Farodin aber wollte das nicht zulassen. Wie konnten sie nur jetzt über so etwas streiten? Vielleicht war Brandan noch am Leben!
Nuramon erreichte den Waldrand und fand Brandan. Der Fährtensucher lag auf dem Rücken, er hatte eine leichte Wunde an der Schläfe und eine im Bein. Er war zwar bewusstlos, doch sein Herz schlug noch, und sein Atem ging langsam. Nuramon legte seine heilenden Hände auf die Bein- und die Kopfwunde. Er spürte, wie das Kribbeln kam, gefolgt von Schmerz. Schließlich verkrusteten die Wunden unter seinen Fingern. Das sollte für den Augenblick ausreichen. Später würde er ihn ganz heilen.
Mit Mühe nahm Nuramon Brandan auf den Arm und machte sich schweren Schrittes auf den Weg zurück zu den anderen. Seine Füße versanken unter der Last, die er trug, im Schnee.
Er hörte Farodin mit geduldiger Stimme auf Mandred einreden. »Die Bestie spielt mit uns. Wir dürfen uns jetzt nicht zu etwas Unüberlegtem hinreißen lassen. Lass uns die Bestie morgen jagen!«
»Wie du meinst«, entgegnete Mandred widerstrebend.
Als sie Nuramon bemerkten, war ihnen die Angst anzusehen. Sie liefen ihm entgegen.
»Ist er…?«, begann Mandred.
»Nein, er lebt. Aber wir sollten ihn ins Lager schaffen.«
Schweigend verließen Farodin, Vanna und Mandred die Lichtung.
Es war ein mühsamer Weg zurück ins Lager. Mandred schleppte Brandan, während Farodin und Nuramon die Leiche Lijemas trugen. Die toten Wölfe ließen sie dort, wo sie waren. Auf dem Weg versuchte Mandred Brandan aufzuwecken. Doch der Fährtensucher lag in tiefer Bewusstlosigkeit.
Im Lager angekommen, kümmerte sich Farodin um Lijema; er wickelte ihren Leichnam in einen Mantel ein. Mandred und Vanna saßen am Feuer und lauschten in den Wald hinein. Nuramon beobachtete sie, während Brandans Kopf auf seinen Händen ruhte und seinen Zauber aufnahm. Die Haltung des Menschensohns und der Zauberin sagte mehr als alle Worte. Zwei Mitglieder der
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