Die Elfen
erhob sich, nur um sich gleich darauf schwer auf den Schaft seiner Saufeder zu stützen. Er musste Luft schöpfen. Nie zuvor war er so hoch in den Bergen gewesen. Längst hatten sie die Baumgrenze hinter sich gelassen. Hier gab es nichts mehr außer Felsen und Schnee. Wenn der Himmel klar war, sahen sie ganz nah den Gabelbart und das Trollhaupt, zwei Gipfel, auf denen selbst im heißesten Sommer der Schnee nie schmolz. Sie waren den Göttern so nah, dass sie schon bei einer leichten Anstrengung kurzatmig wurden. Dieser Platz hier war nicht für Menschen gemacht!
Mandred griff nach den Zügeln seiner Stute. Ihr schien die Kälte nichts auszumachen, und sie musste sich auch nicht mühsam einen Weg durch den tiefen Schnee bahnen. Ganz gleich, wie brüchig der Harschpanzer auf dem alten Schnee war, sie brach niemals ein, genau wie die beiden Wölfe und die Elfen. Sie ließen ihn vorgehen, damit er das Tempo bestimmte. Ohne ihn wären sie gewiss doppelt so schnell vorangekommen.
Trotzig stemmte sich Mandred gegen den eisigen Wind. Wie Knochennadeln stach der Schnee in sein Gesicht. Er blinzelte und versuchte seine Augen so gut es ging mit der Hand abzuschirmen. Hoffentlich wurde das Wetter nicht noch schlechter!
Sie zogen einen langen Gletscher hinauf, der zu ihrer Linken von steilen Felshängen gesäumt war. Heulend brach sich der Wintersturm in den Felszinnen weit über ihren Köpfen. Hoffentlich ist es nur der Sturm, der dort oben heult, dachte Mandred beklommen. Im Winter sollte es hier Trolle geben.
Der Krieger blickte zurück zu den Elfen. Denen schien die verdammte Kälte nichts auszumachen. Sicher hatten sie irgendeinen Zauber gewirkt, um sich zu schützen. Aber er würde nicht jammern oder sie gar um irgendetwas bitten!
Es wurde schnell dunkel. Bald müssten sie Rast machen. Zu groß war die Gefahr, in der Finsternis in eine Gletscherspalte zu stürzen. Verdammtes Wetter! Mandred wischte sich fahrig über die Stirn. Seine Augenbrauen waren von Schnee verkrustet. Er musste den anderen klar machen, dass es keinen Sinn mehr machte, noch länger zu suchen. Selbst wenn sie nicht abstürzten, mochten sie in dem Schneetreiben dicht an der Höhle vorbeilaufen, ohne sie zu bemerken.
Plötzlich verharrte der Krieger. Da war ein fauliger Geruch! Er erinnerte Mandred an die Ausdünstungen der Bestie. Er blinzelte ins Schneetreiben hinein. Nichts! Hatte er es sich nur eingebildet?
Einer der Wölfe stieß ein lang gezogenes Heulen aus.
Die Bestie war hier! Ganz nahe! Mandred ließ die Zügel fahren und umklammerte den Schaft der Saufeder mit beiden Händen. Ein Stück voraus im Schnee erhob sich ein Schatten. »Für Aigilaos!«, schrie der Krieger.
Erst im letzten Augenblick erkannte er, was dort aufragte. Es war ein weiterer Eisenmann! Diesmal aber blickte er nicht weiter den Gletscher hinauf, sondern geradewegs zur Felswand. Ein schmaler Steig führte dort hinauf. Viel zu schmal, als dass Pferde ihn erklimmen konnten.
»Das ist es.« Vanna war an Mandreds Seite getreten und deutete den Felssteig hinauf. »Viele Albenpfade kreuzen sich irgendwo dort oben und bilden einen Albenstern.«
»Was ist ein Albenstern?«, fragte Mandred.
»Ein Ort der Macht, ein Platz, an dem sich zwei oder mehr Albenpfade kreuzen.«
Mandred war sich nicht sicher, was sie damit meinte. Vermutlich Wege, die früher häufig von Alben beschriften wurden. Aber was hatten sie in Luths Höhle gesucht? Waren sie gekommen, um dem Gott zu huldigen?
»Ich spüre die Pfade schon seit Stunden«, fuhr Vanna fort. »Wenn sich sieben Wege an dieser Stelle kreuzen, dann wird es dort ein Tor geben.«
Der Krieger sah die Elfe verwundert an. »Ein Tor? Dort gibt es kein Haus und keinen Turm. Es ist eine Höhle.«
Vanna lächelte. »Wenn du es sagst.«
Farodin machte sich an der Decke zu schaffen, die er hinter seinen Sattel geschnallt hatte. Er zog ein zweites Schwert hervor und schlang den Gurt um seine Hüften. Brandans Waffe! Dann rollte er die Decke auf und warf sie seinem Hengst über.
»Die Pferde werden sich eine windgeschützte Stelle suchen und auf uns warten, so lange sie die Kälte ertragen«, erklärte Vanna. Sie kraulte den kleineren der beiden Wölfe zwischen den Ohren und redete beruhigend auf ihn ein. »Du bleibst hier und schützt die Pferde vor den Trollen.« Sie zwinkerte Mandred zu.
Die Gefährten taten es Farodin nach und schützten auch die übrigen Tiere mit Decken.
Denen ist wahrscheinlich längst nicht so kalt wie mir, dachte
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