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Die Elfen

Die Elfen

Titel: Die Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen , James Sullivan
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ein Schrei! Alle Sinneseindrücke vereinten sich im Rausch.
    Noroelle erwachte schlagartig. All das, was sie vor einem Moment noch gespürt hatte, verblasste, floh mit einem Kribbeln aus ihrem Körper. Sie wagte nicht, die Augen zu öffnen, um das zu sehen, was sie längst spüren konnte: dass Nuramon fort war. Sie wollte nach ihm tasten, aber es ging nicht. Sie wollte seinen Namen sagen, aber ihre Lippen bewegten sich nicht. Und als sie nun doch die Augen öffnen wollte, musste sie feststellen, dass die Lider ihr nicht gehorchten. Sie war gefangen in ihrem Leib und fragte sich, ob sie wirklich aufgewacht war oder noch immer träumte.
    Mit einem Mal spürte sie die Gegenwart eines anderen in ihrer Kammer. Ob es wirklich Nuramon war? Ob er auch in der Wachwelt zu ihr zurückgekehrt war?
    Wer immer bei ihr war, er kam an ihr Bett heran. Deutlich hörte sie seine vorsichtigen Schritte. Er blieb bei ihr stehen und verharrte, bis sie nicht mehr zu sagen vermochte, ob er immer noch da war. Schließlich war sie sich sicher, allein zu sein.
    Plötzlich erklangen Schritte vor ihrem Zimmer. Dann wurde die Tür geöffnet, und sie hörte Obilees Stimme ihren Namen rufen. Ihre Vertraute trat näher, setzte sich neben sie und berührte sie. »Noroelle!«
    Verzweifelt versuchte Noroelle, die Macht über ihren Körper zurückzugewinnen.
    Obilee stand auf und schloss die Fensterläden. Dann kehrte sie zu Noroelle zurück und deckte sie zu.
    Mit einem Mal stockte Noroelle der Atem, sie wurde unruhig, und im nächsten Augenblick war sie wieder die Herrin über ihren Körper. Sie öffnete die Augen und richtete sich mit einem Ruck auf.
    Obilee erschrak.
    »Nuramon!«
    Die junge Elfe musste schmunzeln.
    »Ich habe geträumt, Obilee.« Noroelle sah ihr Nachthemd neben sich liegen. Und sie wusste, dass das Fenster offen gestanden hatte . »Es war mehr als ein Traum. Er war hier… Er war tatsächlich hier!« Sie stockte. »Aber wenn er hier war, dann .« Dann war die Elfenjagd gescheitert. Dann war alles so, wie Nuramon ihr im Traum gesagt hatte. Es war vorbei. Ihre Geliebten waren tot.

DER HEILZAUBER

    Nuramon stand wie betäubt vor dem toten Devanthar. Irgendetwas hatte der Dämon getan, bevor Mandred ihn erschlagen hatte. Ein Hauch von Magie hatte ihn wie ein Schatten umgeben. Doch nun lag die Bestie reglos da. Das Blatt von Mandreds Saufeder ragte aus ihrer Augenhöhle. Der Menschensohn kniete am Boden und atmete schwer.
    Nuramon schüttelte sich. Endlich konnte er wieder klar denken. Er wandte sich um und sah die toten Körper von Vanna und dem Wolf. Farodin lag auf dem Rücken; eine tiefe Wunde klaffte in seiner Brust.
    Sofort war Nuramon bei ihm. »Farodin!«, rief er, doch sein Gefährte hatte das Bewusstsein verloren. Er atmete nur flach, und sein Puls war kaum noch zu spüren. Trotz der blutigen Striemen auf der Wange erinnerte sein Gesicht Nuramon an das eines schlafenden Kindes.
    Der Elf hatte Noroelle versprochen, dass sie beide zu ihr zurückkehren würden. Und nun verging Farodins Leben vor seinen Augen. Mit dem blassen Atemdunst verblasste auch jede Hoffnung. Denn ein Toter war nicht zu heilen.
    Nuramon fasste die Hand seines Gefährten. Sie war noch nicht ganz kalt. Da war immer noch ein wenig Wärme zu spüren. Seine Mutter hatte ihm einmal gesagt, es gebe eine Schwelle, von der man einem Albenkind nur mehr beim Sterben zusehen könne. Als er die tiefe Wunde betrachtete, wusste er, dass Farodin nicht zu helfen war.
    Sein Gefährte hatte das Unmögliche gewagt, um sie zu retten. Nuramon war es ihm schuldig, alles zu versuchen, so wie er es Noroelle schuldig war. Nun war es an ihm, das Unmögliche zu wagen. Wenn dies das Ende war und es nichts mehr zu gewinnen gab, dann würde er wenigstens bei dem Versuch sterben, Farodin zu retten.
    Er schloss die Augen und dachte noch einmal an Noroelle. Er sah ihr Gesicht vor sich - und begann mit seinem Zauber.
    Der Schmerz kam sogleich und drang tief in seinen Kopf vor. Es schien, als verwandelte sich jede Ader in seinem Leib in einen glühenden Faden.
    Nuramon hörte sich schreien. Irgendetwas griff nach seiner Kehle. Er musste um jeden Atemzug kämpfen. Würde er den Atem verlieren, damit Farodin den seinen wieder erlangte? Dann fasste etwas nach seinem Herzen und presste es erbarmungslos zusammen. Der Schmerz überwältigte ihn. Er wollte Farodin loslassen, spürte aber nicht, was er tat. Es kam ihm so vor, als hätte er keinen Körper mehr. Er dachte an Noroelle. Daraufhin wollte

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