Die Elfen
sollte er es auch besser wissen? Der Devanthar war ein Albenfeind. Wenn sie ihren Sieg richtig einschätzen wollten, dann mussten sie sich an den Alben messen und sich fragen, wie ein Alb diese Lage einschätzen würde. Und genau dies machte Nuramon zu schaffen. Ein Alb konnte nur eines annehmen .
»Wir werden erfrieren!«, sagte Mandred und riss Nuramon aus seinen Gedanken. Der Menschensohn saß mit seiner Saufeder bei Farodin. »Du wirst hier keine Ruhe finden, Nuramon.
Wir müssen versuchen, durch diese Eiswand hindurchzukommen, solange du überhaupt noch Kraft hast.«
»Beruhige dich, Mandred! Ich werde mich hier erholen, ebenso wie Farodin. Und dennoch werden wir nicht erfrieren.«
Der Menschensohn machte ein besorgtes Gesicht.
»Das gilt auch für Menschen.« Er setzte sich zu dem Krieger, löste Noroelles Beutel von seinem Gürtel und öffnete ihn. »Hier, nimm eine!« Er hielt Mandred die Maulbeeren hin.
Der Jarl zögerte. »Du willst mit mir teilen, was deine Liebste dir gab?«
Nuramon nickte. Die Beeren besaßen Zaubermacht. Wenn sie einen Elfen sättigten und ihm ein wohliges Gefühl gaben, dann würden sie bei einem Menschen gewiss wahre Wunder wirken. »Wir haben Seite an Seite gekämpft. Betrachte diese Beere als ein erstes Geschenk von Noroelle. Wenn du mit uns zurückkehrst, wird sie dich mit Reichtümern überhäufen. Sie ist sehr freigebig.«
Sie beide nahmen eine Maulbeere. Mandred betrachtete schwermütig Vanna und den toten Wolf. »Gibt es wirklich einen Grund, dies als einen glorreichen Sieg zu betrachten?«
Nuramon senkte den Blick. »Wir haben den Kampf gegen einen Devanthar überlebt. Wer kann das schon von sich behaupten!«
Der Menschensohn machte ein ernstes Gesicht. »Ich! Denn ich habe schon einmal gegen ihn gekämpft. Und ich bin ihm schon einmal entkommen. Aber nicht weil ich so großartig war, sondern weil er es so wollte. Und wenn ich jetzt diesen Kadaver dort sehe, dann kann ich kaum fassen, dass uns das gelungen ist, was sonst nur Alben bestimmt war.«
Nuramon schaute zu dem Devanthar hinüber. »Ich weiß, was du meinst.«
»Die Alben! Für euch sind sie die Väter und Mütter eures Volkes, aber für uns sind sie wie Götter. Nicht unsere Götter, aber ihnen gleich an Macht. Wir nennen sie in einem Atemzug: Götter und Alben!«
»Das verstehe ich.«
»Dann sage mir, wie wir diese Bestie besiegen konnten!«
Nuramon senkte den Blick. »Vielleicht haben wir das nicht. Vielleicht hat er mit uns das getan, was er bereits mit dir getan hat.«
»Aber da liegt er. Wir haben ihn erschlagen!«
»Und doch mag es sein, dass er genau das erreicht hat, was er wollte. Was, wenn meine Kraft nicht ausreicht, um die Mauer zu durchbrechen? Dann müssen wir hier sterben.«
»Aber er hätte uns schon früher erledigen können.«
»Du hast Recht, Mandred. Es geht auch nicht um dich, denn er hätte dich leicht töten können. Es geht um Vanna, Farodin oder mich. Einer von uns soll hier gefangen gehalten werden.«
»Aber du hast mir gesagt, dass die Seelen der Albenkinder zurück in deren Gefilde wandern. Wenn ihr hier sterbt, dann werdet ihr wiedergeboren.«
Nuramon deutete zur Decke. »Schau dir diese Lichter an. Dies ist ein Ort der Macht, den der Devanthar nicht ohne Absicht als Kampfplatz gewählt hat. Es mag sein, dass unsere Seelen niemals einen Ausweg finden. Es mag sein, dass sie hier auf ewig gefangen sind.«
»Aber hatte Vanna nicht von einem Tor gesprochen?«
»Ja. Sie meinte, dass dies ein Ort ähnlich dem Steinkreis bei deinem Dorf ist. Nur ist das Tor hier geschlossen. Und Vanna sagte, dass wir es nicht öffnen können. Vielleicht hat es der Manneber auf immer versiegelt, um uns hier festzuhalten.«
Mandred nickte. »Dann habe ich euch in diese Lage ge -bracht. Wäre ich nicht in eure Welt gekommen, dann…«
»Nein, Mandred. Wir können unserem Schicksal nicht entkommen.«
»O Luth, wieso musste es hier in deiner Höhle geschehen? Warum webst du deine Fäden zu unserem Leichentuch?«
»Sag das nicht! Nicht einmal zu Wesen, die ich nicht kenne.« Er schaute Farodin an. »Es ist heute nicht das erste Mal, dass wir beide unmögliche Taten vollbracht haben. Wer weiß, vielleicht bezwingen wir diese Wand da draußen ja doch.«
Mandred hielt ihm seine Hand hin. »Freunde?«
Nuramon war erstaunt. Noch nie in seinem Leben hatte jemand um seine Freundschaft gebeten. Er fasste Mandreds Hand und auch die des schlafenden Farodin. Sie beide fühlten sich kalt an. Er würde
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