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Die Elfen

Die Elfen

Titel: Die Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen , James Sullivan
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Emerelle in dem Kind nicht Nuramon sehen wollte. »Bist du dir sicher, dass nicht Nuramons Seele in meinem Sohn wohnt?«
    »Das Kind kommt sehr nach dir, es ist aber nicht der Sohn eines Elfenvaters.«
    Noroelle schüttelte entschieden den Kopf. Die Königin irrte sich! »Nein! Das kann nicht sein! Das ist unmöglich. Es war Nuramon, der mich in jener Nacht besuchte.«
    »Es ist so, wie ich es sage. Hör mir gut zu!« Emerelle richtete den Finger auf sie. Noch nie war ihr jemand mit einer solch drohenden Geste begegnet. »Du wirst deinen Sohn in drei Tagen vor meinen Thron bringen! Dort werde ich über ihn und auch über dich entscheiden.« Mit diesen Worten wandte sich die Königin ab und verließ mit ihrem Gefolge das Ufer des Sees.
    Noroelle wollte sich an die Nixen wenden. Doch sie waren verschwunden. Sie schaute zur Wiese jenseits des Sees. Auch die kleinen Auenfeen waren fort. Nur Obilee war bei ihr geblieben.
    Die Vertraute legte ihr einen Mantel um. »Gib nichts darum, was die anderen über dich sagen. Du hast einen Sohn.«
    Noroelle dachte an die Worte der Königin. »Du solltest dich von mir .« Ihr wurde schwindelig.
    Obilee stützte sie. »Komm, lass mich dich führen.«
    Gemeinsam gingen sie fort.
    Es hätte der schönste Tag in ihrem Leben werden sollen. Und nun war alles zerstört. Die Königin machte ihr Angst. Was meinte sie damit, dass sie über den Jungen und sie entscheiden würde? Das klang wie ein Urteilsspruch. Könnte denn Emerelle über sie richten, ohne zu wissen, was in jener Nacht vor einem Jahr geschehen war? Wer sollte dieses Kind gezeugt haben, wenn nicht Nuramon? Hatte sie etwa ein anderes Albenkind besucht, sie gelähmt und sich während ihres Schlafes an ihr vergangen? Noroelle schaute dem Kind in die Augen und mochte nicht daran denken. Selbst mit seinen unförmigen Ohren war es ein schöner Knabe. Die Königin musste sich irren.
    Zum ersten Mal in ihrem Leben misstraute Noroelle ihrer Herrin. Emerelle verheimlichte ihr etwas. Sie hatte es auf ihrem Gesicht gesehen. Für einen kurzen Augenblick hatte Noroelle dort Furcht erkannt.
    »Wird Emerelle dir das Kind wegnehmen?«, fragte Obilee völlig unvermittelt.
    Noroelle blieb erschrocken stehen. »Was?«
    »Sie hat mir Angst gemacht. Glaubst du, sie sagt die Wahrheit?«
    Noroelle strich ihrem Sohn über die Wange. »Schau ihn dir an! Siehst du irgendetwas Schlechtes in den Augen dieses Kindes?«
    Obilee musste lächeln. »Nein. Es ist wunderschön und dir sehr ähnlich.«
    »Ich werde allem, was die Königin sagt, folgen. Nur eines werde ich nicht zulassen: dass diesem Kind ein Leid geschieht.«
    Obilee nickte. »Aber wie heißt er denn nun?«
    »Es gibt nur einen Namen, den ich ihm geben kann.« Sie küsste das Kind sanft. »Nuramon!«, flüsterte sie.

DAS VERLASSENE TAL

    Noroelle lief mit dem Kind im Arm durch den Wald. Es war Nacht, und ein leiser Wind wehte zwischen den Bäumen. Ihr Sohn umklammerte ihren kleinen Finger. Er schwieg, als spürte er die Gegenwart der Krieger, die ganz in der Nähe waren und nach ihnen suchten.
    Da! Ein junger, rothaariger Elfenkrieger kam direkt auf sie zu. Er trug ein langes Kettenhemd. Der Wind zerrte an seinem grauen Kapuzenmantel. Der Kämpfer sah genau in ihre Richtung. Er hatte schöne, grüne Augen. Verwirrt runzelte er die Stirn. Vielleicht spürte er etwas, doch Noroelle war sich sicher, dass er ihren Blendzauber nicht durchschauen würde. Schließlich ging er weiter, nur um sich nach wenigen Schritten noch einmal abrupt umzudrehen. Er war ihr jetzt so nahe, dass er sie fast mit ausgestrecktem Arm berühren könnte. Und doch sah er sie nicht. Er schüttelte den Kopf und murmelte etwas vor sich hin. Dann ging er weiter.
    Es war leicht für Noroelle, den Bewaffneten auszuweichen. Sie ging mitten durch ihre Reihen, ohne gesehen zu werden. Sie mochten gute Kämpfer und auch Fährtenleser sein, doch Zauberer waren sie nicht. So war es leicht, sie zu täuschen.
    Als Noroelle dem Anführer der Schar begegnete, hielt sie inne und musterte ihn. Er trug wie die anderen einen grauen Kapuzenmantel, der sein Gesicht verbarg, aber einen Blick auf die glänzende Rüstung erlaubte.
    »Bist du sicher, dass du die Königin richtig verstanden hast?«, fragte der rothaarige Krieger. »Ich kann es einfach nicht glauben.«
    Der Anführer stand reglos und scheinbar unbeeindruckt da. »Wenn du sie in ihrem Zorn gesehen hättest, dann würdest du diese Frage nicht stellen.« Die Stimme kam ihr bekannt

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