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Die Elfen

Die Elfen

Titel: Die Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen , James Sullivan
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dass sie für einen Moment überlegte, es zu holen und für immer mit ihm in dieser Welt zu bleiben. Aber die Königin würde sie aufspüren. Noroelle wusste, dass sie Magie wirken müsste, wenn sie in der Welt der Menschen bestehen wollte. Doch jeder Zauber ließ die Albenpfade schwingen. Und so würde sie die Häscher der Königin schon bald auf sich aufmerksam machen. Ihr Sohn hingegen war noch zu klein, um jene Macht zu nutzen, die Noroelle in ihm gespürt hatte. Und da es in der Menschenwelt keinen Lehrmeister für ihn gäbe, würde seine Gabe wahrscheinlich niemals erwachen. So würde er vor dem Zorn der Königin bewahrt bleiben.
    Aus ihrem Versteck heraus sah Noroelle, wie die Tür des Hauses geöffnet wurde und jemand heraustrat. Es war eine Menschenfrau. Neugierig und zugleich beklommen betrachtete die Elfe jenes Weib, das dem kleinen Nuramon zu einer neuen Mutter werden mochte. Die Frau trug zwar dicke Kleidung, aber dennoch machte sie den Eindruck, als hätte sie selbst nackt noch sehr breite Hüften und Schultern. Noroelle musste an Mandred denken. Offenbar war es eine Eigenart der Menschen, von stämmiger Gestalt zu sein.
    Die Menschentochter machte ein verwundertes Gesicht und blickte sich misstrauisch um. Gewiss fragte sie sich, wer ihr ein Kind vor die Türe legte und dann spurlos verschwand. Zögernd beugte sie sich über Noroelles Sohn. Das Gesicht der Frau wirkte herb. Sie hatte eine Knollennase und kleine Augen. Doch als sie sich zu dem Kind beugte, lächelte sie, und man sah, wie sich die Wärme ihres Herzens in ihrem Antlitz spiegelte. Die Menschentochter tröstete das Kind in einer Sprache, die Noroelle nicht beherrschte. Aber die Worte klangen so liebevoll, dass sie das Kind beruhigten. Die Frau schaute sich noch einmal suchend um, dann brachte sie den Jungen ins Haus.
    Kaum hatte sich die Tür geschlossen, huschte Noroelle zum Haus zurück und lauschte. Sie wollte sicher sein, sich in der Frau nicht geirrt zu haben, auch wenn ihr bewusst war, dass sie nicht lange genug bleiben konnte, um wirklich Gewissheit zu erlangen.
    Noroelle hörte die Frau in heller Freude sprechen.
    Es gab auch einen Mann. Er schien weniger erfreut zu sein. Seine Stimme war voller Zweifel. Aber nach einer Weile schien er seine Meinung zu ändern. Auch wenn die Worte der Menschen in Noroelles Ohren grobschlächtig klangen, hatte sie das Gefühl, dass ihr Kind hier sicher war. Nun musste sie nur noch dafür sorgen, dass die Königin ihren Sohn nicht fand.
    Sie zog sich in den Schutz der Bäume zurück. Eigentlich hatte sie vorgehabt, zu jenem Ort zurückzukehren, an dem sie in die Andere Welt gekommen war. Nun aber entschied sie sich dagegen. Sie wollte es der Königin so schwer wie möglich machen. Sie würde einen Tag und eine Nacht lang so weit wie möglich von dieser windschiefen Hütte fortgehen und erst dann mit Hilfe ihres Sonnenzaubers nach Albenmark hinübertreten. Dort würde sie auf den Albenpfaden den kürzesten Weg ins Herzland nehmen und sich der Königin stellen.

DAS URTEIL DER KÖNIGIN

    Die Krieger fanden Noroelle bei der Fauneneiche. Sie ergab sich ihnen ohne Bedingung, doch wo sich das Kind befand, das verriet sie ihnen nicht.
    Die Schwertträger führten sie zur Burg der Königin. An der Spitze ging ihr Anführer; es war Dijelon, ein Krieger, so treu, dass er jederzeit bereit gewesen wäre, sich selbst aufzugeben. Er hatte ungewöhnlich breite Schultern für einen Elfen, die weder der blaue Umhang noch das lange, schwarze Haar verbergen konnten. Als sich das Tor des Thronsaales vor ihnen öffnete, hielt Dijelon inne. Meister Alvias stand vor ihm. Noroelle würdigte der alte Elf keines Blickes. »Folge mir«, sagte er zu Dijelon. »Euch andere bitte ich hier zu warten.«
    Noroelle verwunderte Alvias' Gebaren nicht. Man behandelte sie offenbar wie eine Feindin. So blieb sie unter dem Torbogen stehen und warf einen Blick in den Saal. Fast der ganze Hofstaat hatte sich dort versammelt. Alle wollten die Ankunft der gefallenen Zauberin miterleben. Bis zur Geburt des Kindes war ihr Ansehen stetig gewachsen, doch nun war mit einem Schlag alles vorüber. Allein die Bäume hatten sich nicht vom Zorn der Königin beeindrucken lassen. Die Fauneneiche hatte ihr das Gefühl gegeben, all die Dinge wären zu schnell geschehen, um sie richtig einschätzen zu können.
    Noroelle schaute zu den Wänden. Das Wasser toste in schäumenden Kaskaden. Die Königin wollte offenbar sichergehen, dass Noroelle klar war, welche

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