Die Elfen
zu verbringen.« Die letzten Worte sprach er in eisigem Ton.
Die Königin ließ sich nichts anmerken. »Ich danke dir für deinen Bericht, Mandred Menschensohn«, entgegnete sie förmlich. »Ihr drei habt Großes geleistet. Doch was glaubst du, war die Absicht hinter den Taten des Devanthars?«
Der Krieger deutete auf seine Gefährten. »Wir haben lange darüber gesprochen. Und wir denken, dass er in der Höhle des Luth ein Gefängnis für die Elfenseelen schaffen wollte. Wir wissen jedoch nicht, auf wen er es abgesehen hatte. Jedenfalls ist er zuletzt in allem gescheitert. Wir haben ihn besiegt und sind aus seiner Gefangenschaft entkommen.«
Die Königin musterte sie schweigend. Wartete sie auf etwas? Hatte er irgendwelchen Elfenschnickschnack nicht beachtet, mit dem es galt, seinen Bericht zu beenden? Einen Herzschlag lang schien es ihm, als gälte ihr Blick vor allem Nuramon.
»Ich danke dir und deinen Gefährten. Die Elfenjagd hat ihr Ziel erreicht. Du hast deine Aufgabe gut erfüllt.« Sie hielt kurz inne, und nun war er es, dem ihre Aufmerksamkeit galt. »Da du in deinem Dorf warst, weißt du, dass ich meinen Lohn eingefordert habe. Nun möchte ich dir Alfadas vorstellen - deinen Sohn.« Die Königin deutete auf einen der Krieger, die neben Alvias standen.
Mandred stockte das Herz. Der Mann sah aus wie ein Elf! Seine Ohren waren von schulterlangem blondem Haar verdeckt. Erst als er ihn genauer betrachtete, bemerkte er die feinen Unterschiede. Dieser Alfadas, wie Emerelle in ihrem Hochmut seinen Sohn Oleif nannte, trug ein knöchellanges Kettenhemd und einen weiten Umhang. Er war fast einen Kopf größer als er selbst. Sein hoher Wuchs verbarg, dass er ein wenig breiter und kräftiger gebaut war als die anderen Elfen. Doch so fremd er auch wirkte, seine warmen braunen Augen tilgten jeden Zweifel. Es waren Freyas Augen. Und es war Freyas Lächeln, mit dem sein Sohn ihn begrüßte. Aber warum, zum Henker, trug der Kerl keinen Bart? Sein Gesicht war glatt wie das eines Weibs . oder eines Elfen.
Alfadas trat vom Thronpodest. »Vater, ich habe die Hoffnung niemals aufgegeben .« Er legte in feierlicher Geste die rechte Hand aufs Herz und neigte den Kopf.
»Du verbeugst dich nicht vor deinem Vater!«, sagte Mandred hart und schloss den Krieger in die Arme. »Mein Sohn!« Bei den Göttern, der Junge roch wie eine Blüte.
»Mein Sohn«, sagte er noch einmal, jetzt leiser, und löste sich aus der Umarmung. »Alfadas?« Der Name fühlte sich falsch auf der Zunge an. Mandred musterte ihn von Kopf bis Fuß. Oleif sah aus wie eine Heldengestalt. »Du bist… groß«, bemerkte er, einfach um irgendetwas zu sagen und der Gefühle Herr zu werden, die ihn schier übermannten. Sein Sohn . Das Kind, von dem er noch vor fünf Tagen gedacht hatte, es sei gerade erst geboren worden… es war ein Mann.
Was hatten der Devanthar und Emerelle ihm angetan! Sie hatten ihm seinen Sohn gestohlen, auf eine Weise, wie er es sich niemals hätte vorstellen können! Vor ein paar Tagen noch hatte er sich darauf gefreut, ein Neugeborenes in Armen zu halten, und nun stand vor ihm ein Mann in der Blüte seiner Jahre. Oleif hätte sein Bruder sein können! Um so vieles hatten sie ihn betrogen! Um all die Stunden, in denen er ihm beigebracht hätte, was einen Mann von Ehre ausmachte. Unbeschwerte Sommerabende, an denen sie gemeinsam zum Fischen auf den Fjord gefahren wären. Der erste Kriegszug, wo aus einem Jüngling ein Mann wurde, lange Jagdausflüge im Winter .
Und trotz allem konnte er wohl noch von Glück sagen. Wie wäre es wohl gewesen, einem Mann gegenüberzustehen, der älter an Jahren war und zu dem er Sohn hätte sagen müssen?
Er musterte Oleif noch einmal. Ein stattlicher Kerl war er geworden. »Ich bin froh, dass ich älter bin als du, Junge!« Mandred lächelte verschmitzt. »Vielleicht gibt es ja noch ein, zwei Dinge, die ich dir beibringen kann. Ich fürchte, diese Elfen haben keine Ahnung, wie man mit einer Axt kämpft und…«
Sein Sohn lachte hell… wie ein Elf.
»Alfadas soll dir nun folgen«, erklärte Emerelle feierlich. »Ich habe ihn das gelehrt, was es hier zu lernen gab. Nun sollst du ihn in die Menschenreiche führen und ihn dort unterweisen, wie du es wünschst.«
Mandred war sich nicht sicher, ob ein Hauch von Ironie in Emerelles Worten mitgeschwungen hatte. »Das werde ich«, sagte er mit fester Stimme, sodass es jeder in der weiten Halle hören konnte.
Farodins Kettenhemd klirrte leise, als er sich
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