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Die Elfen

Die Elfen

Titel: Die Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen , James Sullivan
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Weges. Die Landschaft hier wirkte seltsam ungeordnet. In all der Zeit in den Menschenreichen hatte sich Nuramon nicht an die Andersartigkeit dieser Welt gewöhnen können. Doch er hatte gelernt, die Schönheit im Fremden zu sehen.
    Die Häuser der Stadt drängten sich um einen Hügel, auf dem sich ein Tempel erhob. Seine Mauern waren von Gerüsten umgeben, und man konnte das Hämmern der Steinmetzen bis weit über den Fluss hinaus hören. Der Bau war schmucklos, mit Mauern, so dick wie die eines Festungsturmes, und doch lag in seiner groben Schlichtheit ein eigener Reiz. Es schien, als wollte er dem Betrachter aus der Ferne zurufen, dass es hier nichts gebe, was den Gläubigen ablenkte, denn kein Kunstwerk könne sich mit der Schönheit wahren Glaubens messen.
    Nuramon dachte an den alten Wanderprediger, dem sie vor ein paar Tagen in den Bergen begegnet waren. Mit leuchtenden Augen hatte der Mann von Aniscans erzählt und dem Priester, dessen Name im Flusstal angeblich in aller Munde war: Guillaume, der mit solcher Inbrunst vom Gotte Tjured sprach, dass sich die Kraft seiner Worte auf die Zuhörer übertrug. Es hieß, dass Lahme wieder gehen könnten, wenn sie ihm Gehör schenkten und er ihre Glieder mit Händen berührte. Seine Zauberkraft schien jedes Leiden zu vertreiben und jedes Gift zu besiegen.
    Wie oft waren sie in den letzten drei Jahren Gerüchten wie diesem gefolgt! Doch jedes Mal waren sie enttäuscht worden. Sie suchten einen Mann von etwa dreißig Jahren, der Wunder wirkte. Diese knappe Beschreibung passte auf Guillaume, so wie sie schon auf mehr als ein Dutzend anderer Männer gepasst hatte, von denen nicht einer magische Kräfte besessen hatte. Die Menschen waren viel zu einfältig! Sie waren nur zu bereit, jedem Scharlatan zu glauben, der ihnen einigermaßen glaubhaft vorgaukelte, Magie wirken zu können.
    Der Wanderpriester hatte behauptet, noch in seiner Kindheit sei dort, wo sich heute die Stadt erhob, nicht mehr als ein kleiner Steinkreis gewesen, an dem sich die Menschen zu den Sonnwendtagen trafen, um den Göttern zu opfern.
    Nuramon blickte auf. Wahrscheinlich hatte der Steinkreis auf dem niedrigen Hügel gelegen, wo nun am Tempel gebaut wurde.
    Der Hufschlag ihrer Pferde hallte wie Trommelschlag auf dem Pflaster der Brücke. Einige der Arbeiter drehten sich um. Sie trugen schlichte Kittel und breitkrempige Hüte aus geflochtenem Stroh. Demütig neigten sie die Köpfe. Krieger galten viel in diesem Königreich.
    Nuramons Blick schweifte über die Häuser der Stadt. Ihre Mauern waren aus unbehauenem Stein gefügt, sie wirkten grob und solide. Gemessen an dem, was die Menschen sonst zu Stande brachten, waren sie keine schlechte Arbeit. Die meisten Mauern waren gerade, und nur wenige der Dächer bogen sich unter der Last ihrer Schindeln.
    Bevor sie die Brücke verließen, setzten sich Mandred und Alfadas an die Spitze der kleinen Reiterschar. Wer die beiden sah, der musste annehmen, dass Fürsten aus dem Wilden Norden mit geheimnisvollem Gefolge gekommen waren. Die Einwohner musterten sie voller Verwunderung, doch bald darauf gingen sie wieder ihrem Tagwerk nach. Offenbar war man hier an Fremde gewöhnt.
    Dennoch herrschte in der Stadt eine Unruhe, die nichts mit ihnen zu tun hatte. Je weiter die Gefährten dem Tempel entgegenstrebten, desto spürbarer wurde sie. Irgendetwas ging in Aniscans vor sich. Die ganze Stadt schien auf den Beinen zu sein. Die Leute drängten sich durch die engen Gassen den Hügel hinauf. Bald gab es mit den Pferden kein Vorankommen mehr. Die Gefährten mussten absitzen und brachten die Tiere auf den Hof einer Taverne, wo Nomja, die Bogenschützin, mit ihnen zurückblieb. Sodann reihten sie sich erneut unter den Leuten ein, die wohl zum Tempel hin zusammenströmten. Es herrschte eine Stimmung, die Nuramon an eine Koboldhochzeit erinnerte. Alle rannten durcheinander und waren guter Dinge.
    Nuramon schnappte Gesprächsfetzen auf. Man unterhielt sich über den Wunderheiler und seine sagenhaften Kräfte. Darüber, dass er am Vortag ein Kind gerettet hatte, das um ein Haar erstickt wäre, und darüber, dass immer mehr Fremde in die Stadt kamen, um Guillaume zu sehen. Ein älterer Mann erzählte stolz, dass der König Guillaume eingeladen hätte, an seinen Hof zu kommen und dort zu bleiben, doch der Priester hatte es offenbar abgelehnt, die Stadt zu verlassen.
    Endlich erreichte der kleine Trupp den Platz vor dem Tempel. Aus dem Gedränge heraus war nur schwer abzuschätzen,

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