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Die elfte Geißel

Die elfte Geißel

Titel: Die elfte Geißel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aurélien Molas
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gewesen sind. Ich wusste, dass ich nicht mehr derselbe sein würde, aber ich musste das durchziehen.«
    Seine Stimme wurde tiefer. Broissard fühlte sich wie ein Beichtvater.
    »Am Ende meiner Reise konnte ich dem Schrecken ein Gesicht geben. Antonio Diaz. Dieser Mann verkörperte das genaue Gegenteil dessen, woran ich glaubte. Ich entdeckte in den Augen von Diaz ein Unheil bringendes Double, das mich jeden Tag, jede Nacht verfolgt. Er ist der Geist, den ich brauchte, um meinem Leben einen Sinn zu geben. Als ich ihn eigenhändig umbrachte, schwor ich mir, alles in meiner Macht Stehende zu tun, um auszumerzen, was er symbolisiert.«
    Maxime stand auf und wandte Alain den Rücken zu. Er betrachtete die Öllache, die von den Lichtern der Fährschiffe gesprenkelt wurde.
    »Im Jahr 2001 erfuhr ich von Interpol, dass ein Agent in das unmittelbare Umfeld von Montoya eingeschleust wurde. Damals haben Léopold und ich Ermittlungen im Fall Alice Deloges durchgeführt. Ich nahm Kontakt zu dem Agenten von Interpol auf, um ihn zu bitten, mir eine Kopie der Liste jener Personen zu besorgen, die kinderpornografische Filme in Europa vertreiben. Ich benutzte diese Liste, um an Montoya heranzukommen. Ich wollte ihn wie Diaz umlegen. Aber der Erzengel machte mir ein Angebot: Ich solle mit anderen korrupten Polizisten zusammenarbeiten, um einen internationalen Schleuserring für Kinderprostituierte zu schützen. Ich war damit einverstanden.«
    »Warum?«
    »Es war eine unverhoffte Gelegenheit, um alle Personen im Umfeld Montoyas zu identifizieren. In all diesen Jahren habe ich Beweise gesammelt, Akten angelegt, um ein für alle Mal mit diesem Abschaum aufzuräumen. Die Methode, die der Erzengel anwendet, um seine Geschäfte am Laufen zu halten, ist einfach: Er schützt seine wichtigsten Abnehmer, um mit Hilfe korrupter Polizisten und Staatsanwälte getürkte Ermittlungsverfahren und Prozesse durchzuführen. Kleine Fische begleichen ihre Schulden, indem sie die Verbrechen der großen Fische auf ihre Kappe nehmen. Falls jemand Nachforschungen anstellen sollte, würde ihm alles vollkommen legal erscheinen. Um meine Ergebenheit zu beweisen, habe ich Étienne Caillois der Vergewaltigung von Alice Deloges bezichtigt und den wahren Täter geschützt.«
    »Und das war? ...«
    »Eine einflussreiche, sehr bedeutende Persönlichkeit. Nachdem ich den Erzengel überzeugt hatte, brachte ich ihn auf die Idee, ein Produktions- und Vertriebsnetz hier in Frankreich aufzubauen.«
    »Ich verstehe nicht ...«
    »Durch die Mitwirkung am Aufbau dieses Netzwerks hatte ich Zugriff auf sämtliche Daten und Personen, die in ganz Europa darin verwickelt waren. Namen, Gesichter, Adressen. Wie du erraten hast, arbeitet Franju für den Auslandsgeheimdienst. Er hat es mir ermöglicht, den üblichen Dienstweg und die Dienststelle in Nanterre zu umgehen.«
    »Und Christian war die ganze Zeit über eingeweiht?«
    »Ohne ihn und seine Vorgesetzten wäre das alles nicht möglich gewesen. Die Produktion der Filme lief im Jahr 2006 an, und die Einnahmen wuchsen exponentiell. Die Mundpropaganda zog ihre Kreise, und schon bald kamen Abnehmer aus ganz Europa.«
    Mit leuchtenden Augen drehte er sich um.
    »Stell dir vor, was ich in Händen hielt! Der Abschaum, der sich bislang Reisen nach Thailand, auf die Philippinen und nach Brasilien leistete, kam direkt hierher! Ich gab ihre Namen an Christian weiter, der Ermittlungsakten anlegte, die Anklageerhebung vorbereitete und die zukünftigen Verhaftungen plante.«
    »Weshalb hast du mir nichts gesagt?«
    »Ich habe versucht, mit dir darüber zu reden. Aber du warst wie zugenagelt. Du warst wie besessen von deiner Vergangenheit. Und in dieser Schlacht muss man sich selbst vergessen – vergessen, wer man ist. Der Kampf um das Gute ist ein spiritueller Kampf.«
    »Und wie geriet Alice in die Sache?«
    »Alice Deloges hätte beinahe alles zum Scheitern gebracht. Vor einem Jahr erhielt ich einen Anruf von einer jungen Frau namens Amandine Clerc. Sie äußerte Zweifel an den Ermittlungen im Fall Deloges. Mir wurde recht schnell klar, dass das kleine Mädchen, das im Jahr 2000 missbraucht worden war, und diese Amandine Clerc ein und dieselbe Person waren. Im Februar bin ich ihr zum ersten Mal begegnet. Sie teilte mir mit, dass sie während der Zeit, in der sie gefangen gehalten wurde, ein Kind bekommen hatte, eine Tochter, um genau zu sein.«
    »Verdammt ...«
    »Sie hatte herausgefunden, dass ihre Tochter am Leben war und gefangen

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