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Die elfte Geißel

Die elfte Geißel

Titel: Die elfte Geißel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aurélien Molas
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über spezielle DVDs an. Der Zoll hat sie vor ein paar Tagen gefunden. Alles deutet darauf hin, dass sie in Frankreich gedreht wurden.«
    »Und was hat das mit mir zu tun?«
    »Ich versuche, das Vertriebsnetz aufzudecken.«
    »Die Filme, die ich bekomme und verkaufe, sind alle legal.«
    »Ich spreche nicht von klassischer Pornografie. Es handelt sich um pädophile Filme ...«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen.«
    Die Antwort kam allzu schnell. Gaspard hatte alle drei Monate mindestens zwei bekommen, und Broissard verdächtigte ihn, einige unter der Hand verkauft zu haben. Seine Frau hatte sein Geschäft übernommen und fortgeführt. Sie musste etwas wissen.
    »Kinder werden vergewaltigt und gefoltert ...«
    »Ich sage Ihnen noch mal, dass ich nicht weiß, wovon Sie sprechen.«
    Sie war ein echter Eisberg, der keinerlei Emotionen zeigte. Broissard verlor allmählich die Geduld.
    »Wo bewahren Sie die Filme auf, die unter der Hand verkauft werden?«
    »Nirgendwo, ich habe keine.«
    »Wo kaufen Sie diese Filme?«
    »Sie haben keinen Durchsuchungsbefehl. Sie haben nichts gegen mich in der Hand. Ich möchte Sie bitten, jetzt zu gehen.«
    Er spürte ein Kribbeln in den Armen und konnte sich nur mit Mühe davon abhalten, sie zu schlagen. Mit heiserer Stimme wiederholte er seine Frage:
    »Wo bewahren Sie die Filme auf, die unter der Hand verkauft werden? Gonzo hard, Sex mit Tieren, wo sind sie?«
    Er schlug mit der Faust so fest auf den Tisch, dass der Aschenbecher wackelte. Judith Fogeti fuhr zusammen und wich neben das Sofa zurück, mit den Augen die Tür suchend, in der Hoffnung, der Lärm würde ihren Macker alarmieren. Sie stammelte:
    »Ich ... ich verstehe nicht ...«
    Broissard stand auf und ging zum Schreibtisch. Mit dem Handrücken fegte er den Papierkram vom Tisch. Er nahm ein Lineal aus Metall in die Hand und ließ es vor ihren Augen blitzen.
    »Ich will die Liste derjenigen, die Hardcore-Filme vertreiben, all diese illegalen Schweinereien, die in Umlauf gebracht werden, alles, was Sie Ihren Kunden andrehen, die bereit sind, dafür zu zahlen.«
    »Ich ... ich will mit meinem Anwalt sprechen.«
    Falsche Antwort. Er schlug mit dem Lineal auf den Schreibtisch. Judith Fogeti warf panische Blicke zur Tür.
    »Wie können Sie diesen Abschaum nur in Schutz nehmen! Ich will nur diese verdammte Liste.«
    »Das ist ... das ist unmöglich ...«
    Das Lineal traf eine Lampe. Die Glühbirne platzte unter einem kurzen, dumpfen Geräusch. Broissard durchquerte mit einem Satz das Zimmer, peitschte die Luft mit dem Metallstab und stolperte über den niedrigen Tisch. Judith schrie aus Leibeskräften und stürzte zur Tür:
    »Samuel! Samuel!«
    Mit Mühe erlangte er sein Gleichgewicht wieder, rutschte auf den Teppich unter dem Tisch, als der Bodyguard wie eine Furie ins Büro hineinschneite. Er stürzte sich auf Broissard und warf ihn um. Der Polizist lag auf dem Rücken, ihm drehte sich alles. Und die Zeit verlangsamte sich.
    Die Schläge hagelten nur so. Inmitten der Hiebe und des Geschmacks von Blut hatte er einen lichten Moment: Wenn er jetzt nicht reagierte, wäre er erledigt. Broissard rang nach Atem. Er schlug, aber seine Schläge gingen ins Leere. Er wand sich, um sich zu befreien und zu fliehen. Eine Hand hielt er schützend vor sein Gesicht, mit der anderen tastete er den Boden ab und spürte die Kälte des Lineals.
    Der erste Schlag traf Samuel an der Schläfe. Er hörte auf zu schlagen. Ein weiteres Aufblitzen. Der Backenknochen des Gorillas wurde zertrümmert. Er kippte nach hinten, die Augen voller Blut. Broissard kroch außer Reichweite der Hände, die blindlings ins Leere griffen. Beim nächsten Faustschlag zielte er genau und brach dem Jungen die Nase. Broissard ließ von dem blutüberströmten Gesicht ab und knöpfte sich den Körper vor. Schlüsselbein, Mittelhandknochen, Schienbein. Mit chirurgischer Präzision zielte er auf die Knochen. Mit seinen Kräften am Ende, hörte er auf. Der Junge zuckte, ausgestreckt in einer Blutlache.
    Broissard lehnte sich gegen das Sofa. Ihm brummte der Schädel. Sein Gesicht war nur noch ein einziger diffuser Schmerz. Er schloss die Augen, um die letzten Zuckungen der Gewalt vorübergehen zu lassen.
    Schluchzer zogen seine Aufmerksamkeit auf sich. Er ließ den Blick über das Durcheinander der Möbel und Papiere gleiten. Judith Fogeti, die bei der Tür zusammengesunken war, schüttelte den Kopf und wiegte zugleich den Oberkörper vor und zurück. Der Polizist baute

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