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Die elfte Geißel

Die elfte Geißel

Titel: Die elfte Geißel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aurélien Molas
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im Knast zu verfaulen. Ich bin bereit, vieles auszuhalten, aber das nicht. Ich will nicht mit denselben Mistkerlen duschen, die ich eingebuchtet habe. Ich kann nicht, das übersteigt meine Kräfte. Eher verdufte ich zum Nordpol, als dass ich das mitmache.«
    »Und wenn du geschnappt wirst? Dann fährst du mindestens fünf Jahre ein. Du verrechnest dich.«
    »Das Risiko gehe ich ein.«
    »Wo willst du denn hin?«
    »Bevor ich entscheide, was ich tun werde, muss ich noch etwas zu Ende bringen. Aus diesem Grund sind wir hier.«
    Christian Franju kniff die Augen zusammen.
    »Sylvain und ich stellen Nachforschungen über eine Lieferung pädophiler Videos an, die im Hafen von Le Havre sichergestellt wurde. Wir sind den Spuren vor Ort nachgegangen – ohne greifbare Ergebnisse.«
    »Habt ihr euch die Amateurfilmer vorgeknöpft?«
    »Ja, die Spur endet in Dunkerque«, antwortete Carrère.
    »Und das Schiff? Was wisst ihr darüber?«
    »Fährt unter deutscher Flagge. Die Mannschaft ist sauber. Aber der Inhalt des Containers wurde gefunden. Er war über Bord geworfen und durch anderes Frachtgut ersetzt worden.«
    »Eine Methode, die häufig von Drogenschmugglern benutzt wird. Was noch?«
    Broissard sprach etwas leiser.
    »Ich habe die Fühler ausgestreckt, um Informationen zu beschaffen, und ich habe das Gefühl, dass Montoya in die Geschichte verwickelt ist.«
    Franju antwortete nicht sofort, er wog seine Worte sorgsam ab. Seine Augen funkelten seltsam.
    »Niemandem ist es je gelungen, bis zu ihm vorzudringen.«
    »Bis auf Maxime.«
    »Meinst du seine sogenannte Begegnung im Jahr 2001?«
    »Wieso sogenannte?«, fragte Broissard und verkrampfte sich.
    Christian schwenkte den Alkohol in seinem Glas, um ihn aufzuwärmen.
    »Das habe ich nie geglaubt. Es ist nicht glaubhaft, dass Kolbe an die Tür von Montoya klopft, wenn er nichts anzubieten hat. Glaubst du im Ernst, dass es Maxime mit der Geschichte von Alice Deloges gelungen ist, an einen der größten Drahtzieher im Drogen- und Pornogeschäft heranzukommen?«
    Er richtete seinen Zeigefinger auf Broissard.
    »Ich wette, dass Jésus Miguel Montoya nicht einmal ihren Namen kennt.«
    Alain versank tiefer in seinem Sessel. Franju legte den Finger schonungslos auf sämtliche Dunkelzonen, die Maximes Person umgaben. Aber inmitten der schwarzen Zweifel tanzte ein nicht zu fassendes kleines Licht und zeigte ihm eine noch ganz undeutliche Spur. Broissard klammerte sich an seine Gewissheiten.
    »Woher weißt du, dass sie Alice hieß?«
    Als Antwort bekam er nur ein Schweigen. Schatten, Licht, Schatten, Licht. Eine Reihe von immer helleren Lichtblitzen. Broissard beugte sich vor und fragte mit sehr sanfter Stimme:
    »Für wen arbeitest du? Für den Inlandsgeheimdienst?«
    Die Frage blieb in der Schwebe. Broissard begriff mit einem Schlag, wieso Christian Franju den Polizeidienst quittiert hatte und was die wahren Gründe seines Rückzugs nach Cayeux-sur-Mer waren. Er verstand das Warum von Maximes Besuchen. Er ließ den Blick über die Inneneinrichtung des Häuschens gleiten. Das perfekte Versteck. Broissard spürte, wie sich alle altvertrauten Gewissheiten auflösten. In all diesen Jahren hatte er sich an der Nase herumführen lassen. Die Fassaden fielen nacheinander und entblößten ein unvermutetes No Man’s Land.
    Er betrachtete die Wand, dann das Fenster und das glatte Meer, das so grau war wie die Kieselsteine. Seine Augen glitten über das Gesicht des Eremiten und blickten ihn fest an. Sie starrten sich eine ganze Weile an, bevor Carrère das Eis brach, indem er unvermittelt das Thema wechselte.
    »Können Sie uns das erklären?«
    Er legte den Zettel, den Broissard Judith Fogeti entlockt hatte, deutlich sichtbar auf den Couchtisch.
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    Christian Franju warf einen Blick auf die Ziffernfolge, und er wurde kreidebleich.
    »Verdammt noch mal ... wer hat euch das gegeben?«, rief er aus.
    »Eine vertrauenswürdige Quelle.«
    » Wer? «
    Seine zitternden Hände ließen die Eiswürfel im Glas klirren.
    »Die Frau von Gaspard Fogeti.«
    »Ihr müsst das verschwinden lassen. Gewisse Dinge müssen verborgen bleiben.«
    Der Ton war schneidend, aber in seiner Stimme klang auch eine gewisse Panik durch.
    »Du sagst uns entweder zu viel oder nicht genug.«
    Sylvain Carrère schwenkte das Blatt vor der Nase des alten Mannes, der auf dem Sofa in sich zusammensank.
    »Wofür stehen diese Zahlen? Ist es ein Code? Was bedeuten sie?«
    »Nein, da liegt ihr falsch ... es sind

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