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Die elfte Jungfrau

Titel: Die elfte Jungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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er sich einen Eindruck von den Fenstern verschaffen kann.«
    »Ich bin Euch sehr verbunden, Meister Michael. Bestellt der Frau Druitgin einen Gruß von mir.«
    Als sie sich verabschiedet hatten, drängten die drei Mädchen Almut, mit ihnen auch noch einmal über den Alten Markt zu schlendern, und da auch die Begine sich an diesem Morgen übermütig und beschwingt fühlte, willigte sie ein, befahl ihnen aber, sich immer dicht bei ihr zu halten.
    Auf dem Markt herrschte der übliche Betrieb. An den Buden wurde eifrig gehandelt, Weidenkörbe, Tonschalen, Reisigbesen, Bürsten und allerlei sonstiges Haushaltsgerät wurde von Mägden und Hausfrauen erworben, Kräuter, kostbare Gewürze, getrocknete Pilze und gedörrtes Obst boten die Drugwaren-Händlerinnen an, die aber zur Freude der drei Schülerinnen auch bunte Bänder und Schleifen in ihrem Sortiment führten. Daneben gab es Gemüse. Kohlköpfe türmten sich zu Pyramiden, Säcke mit Erbsen, dicken Bohnen und Linsen lehnten sich aneinander, aus Fässern mit eingelegtem Kraut roch es pikant, aus den Heringsfässern nicht ganz so appetitlich. Am Kax stand wieder einmal ein armer Sünder - ein Müller, dessen Mehl zu stark mit Steingrieß durchsetzt war und der damit das Gewicht gefälscht hatte. Das eine oder andere Schmähwort traf ihn und auch schon mal ein Dreckklumpen. Der Theriakkrämer hatte alle Hände voll zu tun, sein Wundermittel zu verkaufen, das nicht nur alternde Haut wieder zu jugendlicher Blüte brachte, sondern auch gegen Schlangenbisse half, die winterlichen Katarrhe zu mildern versprach und sich als ein probates Mittel gegen Pest, Pocken und die schwarze Ruhr erwiesen hatte. Der Kleiderhändler pries seine farbenprächtigen Waren an, die er aus zweiter Hand erworben hatte. Die schönsten Gewänder flatterten deutlich sichtbar vorne an seinem Stand. Almut bewunderte, wie auch die Jungfern, ein rotes Brokatkleid, das einst einer hohen Dame gehört haben mochte. Tief ausgeschnittene Teufelsfenster an der Seite würden das feine rosige Unterkleid wirkungsvoll hervorlugen lassen würde. Lissa seufzte vor Verlangen. Sie sah weder die gestopften Risse noch den ausgefransten Saum. Ein weiteres blaues Seidenkleid bauschte sich in der milden Brise, und lästigerweise beschlich Almut der sträfliche Wunsch, doch wieder einmal ein weniger praktisches Gewand als die graue Beginentracht zu tragen. Vielleicht etwas in Grün oder Safrangelb. Wie die Stoffe, die sie vor einiger Zeit zu Aziza getragen hatte.
    »Alles ist eitel und ein Haschen nach dem Wind!«, erklärte sie stattdessen laut und führte die Mädchen fort von dem verlockenden Stand. Sie wollten sich auf den Rückweg machen, als sie vor dem Rathaus höflich von zwei Männern begrüßt wurden. Der eine, höchst elegant in kurzer rotbrauner Schecke und einer kunstvoll gebundenen Sendelbinde auf dem Haupt, wirkte fast wie ein Maure, der andere, eine enge Kappe auf den schwarzen Locken, trug einen kurzen Schultermantel über einem ärmellosen grünen Wams. Beide gaben ein prächtiges Bild ab. Im Grunde hätte Almut sich nur ein kurzes Nicken erlauben dürfen, aber ihre Neugier gewann die Oberhand. Sie blieb stehen, um mit dem Schreinemaker und dem Reliquienhändler einige Worte zu wechseln.
    »Ja, Fabio geht es wieder besser, Frau Almut. Und ich tat, wie Ihr mir geraten habt«, erzählte Esteban, während Claas sich mit Lissa, Hilke und Ines unterhielt. Sie kicherten bereits und erprobten ihren jugendlichen Zauber an dem gut aussehenden Mann. Almut hatte ein Auge auf sie, fragte aber dennoch Esteban weiter aus. Offensichtlich hatte der Turmmeister noch nicht viel mehr herausgefunden, und die Meldung von Christines Tod hatte er als zu spät und eher lästig erachtet. »Aber ich erwähnte Euren Namen, Frau Almut, und es kann sein, dass Ihr eine Aussage machen müsst.«
    »Dann werde ich das tun.«
    »Übrigens ist der junge Selmecher inzwischen wieder auf freiem Fuß!«
    Lissa, die eben noch aufmerksam Claas’ Worten gelauscht hatte, drehte sich plötzlich um,
    »Alfi ißt wieder frei? Da bin ich aber ßo froh!«
    Vor lauter Aufregung wurde ihr Lispeln noch stärker.
    »Dein ßüßer Alfi ißt aber trotßdem ein bößer Junge!«, spottete Hilke.
    »Und ßo verliebt in ßeine ßüße Lißßa!«
    Schon fing die Zankerei an.
    Almut musste ein Machtwort sprechen, sonst hätten die drei sich auf offener Straße in die Haare bekommen.
    »Schwer zu hüten, so ein Trüppchen junger Maiden, was?«, fragte Claas mit einem

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