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Die elfte Jungfrau

Titel: Die elfte Jungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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zu verzichten und ihm nicht nur einen verbalen Hinweis zu geben.«
    »Ihr neigt zu Gewalttätigkeit?«
    »In Ausnahmefällen.«
    Die großäugigen Gesichter von Lissa, Hilke und Ines erinnerten Almut daran, dass sie den Schülerinnen ein nicht ganz vorbildliches Drama boten, und sie forderte sie kurz und bündig auf, sich vor ihnen auf den Weg zum Eigelstein zu machen.
    Hinter dem leise tuschelnden Dreigestirn machten sich dann Pater und Begine ebenfalls auf den Weg.
    »Was hat den aufgeblasenen Heuchler eigentlich dazu gebracht, Euch auf offener Straße abzukanzeln?«
    »Er traf uns in einer Unterhaltung mit Claas Schreinemaker und dem Reliquienhändler.«
    »Trottel. Zu welcher Pfarre gehört er?
    »Sankt Kunibert.«
    »Ist er Euch aufgedrängt worden?«
    »Ich weiß es nicht. Er war schon als Pfarrer für unseren Konvent tätig, als ich eintrat. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass uns jemand einen Weltgeistlichen ohne Magdas Zustimmung zugewiesen hat. Bevor er nach Bonn ging, war er zwar langweilig, aber korrekt und höflich.«
    »Am Hof des Erzbischofs hat er dann aber seine eigene Wichtigkeit erkannt, wie mir scheint.«
    »Und eine Vorliebe für violette Seidenstrümpfe entwickelt. Ich bin froh, dass Ihr eben über den Markt kamt, Pater. Ihr habt Aufgaben in der Stadt?«
    »Ich kam von meinem Vater, Begine!«
    »Oh!«
    »Es geht ihm gut. Doch das Wiedersehen war für uns eide... bewegend.«
    »Ja, das glaube ich Euch. Ich hoffe, Ihr werdet ihn häufiger besuchen dürfen.«
    »Er hat mich gebeten, eine Weile bei ihm zu wohnen.«
    »Wird der ehrwürdige Vater es Euch gestatten?«
    »Ich denke schon. Doch zuvor werde ich noch einmal auf das Gut zurückkehren. Es gibt Arbeiten dort, die ich zu Ende führen muss.« Er lächelte sie plötzlich an. »Ihr habt mir ja bereits einen Helfer angedient, Begine!«
    »Ich?«
    »Von Euch stammte doch der Vorschlag, Bruder Jakob mit der Verwaltung zu beauftragen.«
    »Hm. Ja.«
    »Ich habe inzwischen mit ihm gesprochen. Übrigens auch über die Novizin. Er war im Auftrag unseres Ordens gelegentlich in Machabäern und kannte das Mädchen tatsächlich. Er konnte sich sogar daran erinnern, sie in der Nacht zum Aschermittwoch in einem rosafarbenen Kleid zusammen mit einem Mann in den Straßen tanzen gesehen zu haben.«
    »Ei wei! Warum hat er sie nicht daran gehindert?«
    »Weil er, wie üblich, in seiner Geckenkluft unterwegs war.«
    »In der Nacht …«
    »Angeblich hat er seinen Bruder besucht.«
    »Er hätte zumindest am nächsten Tag der Äbtissin Meldung machen müssen.«
    »Ich fürchte, er ist zu nachsichtig den jungen Leuten gegenüber.«
    »Pater Ivo, es ist Euch doch klar, dass Bruder Jakob diese Begebenheit durchaus auch hätte erfinden können, nicht wahr?«
    »Könnte er.«
    »Hat er den Mann erkannt?«
    »Nein.«
    »Gut, ich verstehe, wir kommen so wirklich nicht viel weiter. Vielleicht findet man ja im Turm neue Anhaltspunkte. Vermutlich werde ich dort auch befragt. Esteban deutete so etwas an.«
    »Gebt mir Nachricht, ich begleite Euch.«
    Almut schüttelte den Kopf.
    »Nein, Pater. Ich habe eine bessere Idee. Ich werde meinen Vater bitten, mit mir zu gehen.«
    »Ja, tut das. Und nun betretet die Sicherheit Eurer Mauern, Begine. Ich will unseren geschätzten Apotheker am Neuen Markt aufsuchen. Habt Ihr eine Bestellung für ihn?«
    »Sagt ihm und Trine Grüße von mir. Und lasst Euch die Begebenheiten vom Fastnachtsmontag schildern. Mir ist nicht wohl bei dem, was die Gerüchte so erzählen.«
    »Es scheint sich einiges getan zu haben während meiner Abwesenheit. Nun, dann segne Euch die himmlische Mutter und halte Euren Geist scharf und Eure Zunge spitz.«
    »Oh?«
    »Nun ja, solange ihre Geißelhiebe nicht mich treffen, ist sie recht nützlich.«
    »Hat auch er mit Euch gescholten?«, fragte Hilke schüchtern, als sie in den Hof traten.
    »Nein, Hilke, er war sehr gütig zu mir.«
    Almut scheuchte die Mädchen in Claras Unterrichtsraum und stieg selbst in ihre Kammer, um den Umhang abzulegen. Dann kniete sie vor der Marienstatue nieder und fragte die liebliche Rose hilflos: »Mann oder Mönch, Priester oder Patrizier, Beschützer oder Beichtiger. Maria, er bringt mich so durcheinander!«
    Unergründlich lächelte die Mutter der Weisheit.
     
    Kurz darauf war Almut aber von den verworrenen Gefühlen nichts mehr anzumerken, und sie ging raschen Schrittes zum Haupthaus, um mit Magda über den Vorfall auf dem Alten Markt zu sprechen. Als sie die Tür zum

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