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Die elfte Jungfrau

Titel: Die elfte Jungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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versetzt hatte. Himmel, seit Wochen schon hatte er versucht, an sie heranzukommen. Aber das Schätzchen zierte sich. Mehrmals hatte er sie von dem Beginenhof nach Hause begleitet, ganz ehrbar. Und das, obwohl diese sommersprossige Begine ihn beobachtet hatte. Er zuckte mit den Schultern. Wenn schon, sie konnte ihm nichts anhängen. Denn das Täubchen hatte ihn ja versetzt.
    Der Ärger darüber wallte wieder in ihm auf. Er war es nicht gewohnt, von einem Mädchen eine Abfuhr zu bekommen. Dabei hatte es sich schon ganz gut angelassen. Die Kleine war recht bereitwillig gewesen, aber da kamen die Büttel. Alles ging dieses Jahr schief.
    Wirklich.
    Er hatte sie heute mit in den »Adler« nehmen wollen, wo es selbst in der Fastenzeit immer noch ein gutes Bier gab und wo die Wirtin unter der Hand auch schon mal einen Wasservogel briet. Aber sie hatte ihm nur hochnäsig zu verstehen gegeben, es gäbe da einen anderen.
    Einen vornehmeren Mann als so einen Seilmacher vom Hafen!
    Verfluchte kleine Lisplerin!

35. Kapitel
    N och am Freitag hatte ein Büttel die Aufforderung zu den Beginen gebracht, Frau Almut möge sich am Montag im Turm an der Bachpforte melden, um dort ihre Aussage zum Fall der zu Tode gekommenen Sanna Steinheuer zu machen.
    Conrad Berolf hatte seine Tochter begleitet, und als sie um die Mittagszeit endlich das trutzige Gebäude mit dem hohen runden Turm verlassen hatten, war Almut nicht gerade bester Laune.
    »Du warst störrisch!«, warf ihr Vater ihr vor. »Es hat keinen guten Eindruck gemacht!«
    »Der Turmmeister ist ein fantasieloser Tropf.«
    »Er macht seine Arbeit gewissenhaft.«
    »Kann sein, aber es täte ihm gut, gelegentlich auch mal ein paar Schlüsse aus dem zu ziehen, was er da so akribisch aufschreibt.«
    »Tochter, du hast ihm deine Hirngespinste erzählt. Was verlangst du von ihm? Soll er ein halbes Dutzend Unfälle untersuchen, denen ein paar unvorsichtige Mädchen zum Opfer gefallen sind, nur weil du ein Verbrechen schlimmster Art dahinter vermutest?«
    »Ja, Herr Vater, das verlange ich von ihm!«
    »Kind, deine Anmaßung geht zu weit. Du scheinst dich in wirre Dinge zu verrennen! Das Leben nur unter hohlköpfigen Frauen scheint sich überaus schädlich auszuwirken.«
    Almut sah ihrem Vater fest in die Augen.
    »Herr Vater, Ihr habt unsere Meisterin, Magda von Stave, selbst kennengelernt. Haltet Ihr sie wirklich für ein hohlköpfiges Weib?«
    Conrad Berolf, der eine tiefe Achtung vor Hochgestellten und Patriziern hegte, druckste verlegen herum.
    »Nein, Ihr haltet sie für eine verständige Frau, nicht wahr? Und damit habt Ihr völlig Recht. Aber Magda ist ebenfalls meiner Meinung, wir könnten es hier mit einem gefährlichen Mörder zu tun haben. Und wir haben die Aufsicht über elf Schülerinnen. Versteht Ihr nicht, dass wir nach all diesen Vorfällen Besorgnis verspüren?«
    Der Baumeister grummelte noch einige Schritte lang vor sich hin und meinte dann: »Du hättest dennoch nicht so unbotmäßig mit dem Turmmeister reden dürfen.«
    »Er ist viel zu sehr von seiner eigenen Wichtigkeit überzeugt, als dass ihm das aufgefallen sein kann. Meine Güte, sie sprechen von Sanna, als sei sie eine liederliche Dirne gewesen. Vater, Ihr wisst selbst, dass der Parler ein braver Mann ist.«
    »Aber die Sanna …«
    »Sanna war übermütig und leichtsinnig, aber sie war gewiss nicht lasterhaft. Irregeleitet, ja. Von jemandem, der sie schließlich umgebracht hat.«
    »Es gibt übles Gesindel, das sich nachts in den Straßen herumtreibt. Die Krebsgasse ist eine verrufene Ecke. Was hatte sie dort zu suchen, frage ich dich!«
    »Wenn es da einen Mörder gibt, soll er ungestraft davonkommen?«
    »Sie haben niemanden gefunden, sie werden ihn nie finden! Und sie sind gründlich. Warum wollten sie ansonsten auch dich noch befragen?«
    »Sie haben mich befragt, weil der Reliquienhändler mich erwähnt hat.«
    »Tochter, du verrennst dich. Sie wollten etwas zu dem Unfall am Dreikönigstag hören, und du erzählst ihnen etwas von der Novizin, die vom Turm gefallen ist.«
    »Herr Vater, Ihr habt ja so Recht. Ich bin ein Weib, bar jeder Vernunft. Trotzdem befürchte ich, es könnte weitere Morde geben.«
    »Ein achtbares Weib hat sich mit solchen Dingen nicht abzugeben! Mord, Schändung … Was noch?«
    »Jede Mutter eines heranwachsenden Mädchens wird sich damit abgeben. Wie alt ist Mechthild jetzt, Herr Vater? Sie ist neun geworden, nicht wahr? Glaubt Ihr, Frau Barbara denkt nicht an solche

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