Die Elite
Wettbewerbs sollte ich die Eltern der Elite ohnehin kennenlernen. Dann können wir auch genauso gut die Geschwister mit einladen und das Ganze mit einem Fest verbinden …«
Er konnte nicht weitersprechen, weil ich mich vor Freude in seine Arme geworfen hatte. Ich war so froh, May und meine Eltern sehen zu können, dass ich meine Begeisterung einfach nicht mehr im Zaum halten konnte. Maxon legte die Arme um meine Taille und blickte mir tief in die Augen. Wie kam es, dass dieser Mensch – jemand, von dem ich gedacht hatte, er sei das absolute Gegenteil von mir – immer zu wissen schien, was mich glücklich machte?
»Meinst du das ernst? Dürfen sie wirklich herkommen?«
»Natürlich«, erwiderte er. »Ich brenne darauf, sie kennenzulernen. Außerdem glaube ich, es würde euch allen guttun, eure Familien wiederzusehen.«
»Danke«, flüsterte ich, sobald ich sicher war, nicht vor Rührung loszuweinen.
»Gerne … Ich weiß doch, wie viel sie dir bedeuten.«
»Oh ja.«
Er grinste. »Und es ist offensichtlich, dass du fast alles für sie tun würdest. Schließlich bist du ihnen zuliebe nicht aus dem Wettbewerb ausgeschieden.«
Ich zuckte zurück und hielt ein wenig Abstand von ihm, damit ich ihm in die Augen schauen konnte. Das konnte ich nicht auf sich beruhen lassen, sondern musste ich klarstellen.
»Maxon, am Anfang waren sie tatsächlich der Grund, warum ich hiergeblieben bin, doch mittlerweile hat sich das geändert. Das weißt du doch, oder? Ich bin hier, weil …«
»Weil?«
Ich blickte ihn an, sein Gesicht war voller Hoffnung.
Sag es, America. Sag es ihm einfach.
»Weil?«, fragte er wieder und diesmal verzogen sich seine Lippen zu einem spitzbübischen Lächeln, was meinen Widerstand noch weiter bröckeln ließ.
Ich dachte an mein Gespräch mit Marlee und daran, wie ich mich neulich gefühlt hatte, als wir über das Casting geredet hatten. Es fiel mir schwer, Maxon als
meinen
Freund zu betrachten, wenn er sich auch mit anderen Mädchen traf, aber er war auch nicht einfach nur
ein
Freund. Wieder überfiel mich dieses Gefühl von Hoffnung, dieser Gedanke, dass uns beide etwas Besonderes verband. Maxon bedeutete mir viel mehr, als ich mir selbst eingestehen wollte.
Ich schenkte ihm ein kokettes Lächeln und ging auf die Tür zu.
»America Singer, du kommst sofort zurück!« Er stellte sich mir in den Weg und umfasste meine Taille, so dass wir eng aneinandergeschmiegt dastanden.
»Sag es mir«, flüsterte er.
Ich presste die Lippen zusammen.
»Na schön, dann muss ich wohl zu anderen Mitteln greifen.«
Ohne Vorwarnung küsste er mich, und ich spürte, wie ich nach hinten sank und von seinen starken Armen gehalten wurde. Ich legte ihm meine um den Hals und wollte ihn an mich drücken – doch da passierte es.
Wenn wir allein waren, konnte ich normalerweise alles andere verdrängen. Doch an diesem Abend dachte ich zum ersten Mal ernsthaft an die Möglichkeit, dass eine andere meinen Platz einnahm. Ich stellte es mir einfach nur vor – ein anderes Mädchen in Maxons Armen, das ihn zum Lachen brachte, ihn
heiratete
… Und diese Vorstellung brach mir fast das Herz. Ich konnte nicht anders. Unwillkürlich fing ich an zu weinen.
»Liebling, was ist denn los?«
Liebling? Dieses Wort aus Maxons Mund, so zärtlich, ließ alle Dämme brechen. In diesem Augenblick verschwand jeglicher Wunsch, gegen meine Gefühle anzukämpfen. Ich wollte Maxons Liebling sein und nur ihm allein gehören.
Vielleicht bedeutete das, einer Zukunft entgegenzusehen, die ich mir nie hätte vorstellen können, und mich von Dingen zu verabschieden, die ich nie hatte aufgeben wollen – aber der Gedanke, ihn jetzt verlassen zu müssen, war mir unerträglich.
Es stimmte, ich war nicht die beste Kandidatin für die Krone, doch ich verdiente es nicht, weiter im Rennen zu sein, wenn ich nicht einmal genug Mut aufbrachte, ihm zu gestehen, was ich fühlte.
Ich holte tief Luft und versuchte meiner Stimme einen festen Klang zu geben. »Ich will das hier nicht aufgeben.«
»Wenn ich mich recht erinnere, hast du bei unserer ersten Begegnung gesagt, du würdest dich wie in einem Käfig fühlen.« Er lächelte verschmitzt. »Er wächst dir allmählich ans Herz, stimmt’s?«
Ich schüttelte sacht den Kopf und ein schwaches Lachen kam aus meiner zugeschnürten Kehle. »Manchmal kannst du echt schwer von Begriff sein.«
Maxon ließ mich los, und ich lehnte mich so weit zurück, dass ich in seine braunen Augen sehen
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