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Die Elite

Die Elite

Titel: Die Elite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiera Cass
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Das verschaffte mir wenigstens einen kleinen Vorteil, denn ich war eine miserable Tänzerin. Die einzige Person im Saal, die noch schlechter tanzte als ich, war Natalie. Gemeinerweise war Celeste der Inbegriff von Grazie. Mehr als einmal baten die Tanzlehrer sie deshalb, anderen im Saal behilflich zu sein. Das Ergebnis war jedoch, dass Natalie sich beinahe den Knöchel verdrehte, weil Celeste sie absichtlich falsch anleitete. Unverfroren führte Celeste Natalies Probleme darauf zurück, dass sie zwei linke Füße hätte. Und die Lehrer glaubten ihr. Natalie hingegen ging einfach lachend darüber hinweg. Ich bewunderte sie dafür, dass sie sich von Celeste nicht verunsichern ließ.
    Aspen war bei allen Tanzstunden dabei. Am Anfang mied ich ihn, weil ich nicht sicher war, ob ich mit ihm Kontakt haben wollte. Ich hatte Gerüchte gehört, wonach die Wachen eifrig ihre Dienste tauschten. Einige von ihnen wollten unbedingt zum Fest gehen, während andere ein Mädchen zu Hause hatten und gewaltigen Ärger bekommen würden, wenn man sah, wie sie mit einer anderen tanzten. Vor allem, weil fünf von uns nicht nur bald wieder zu haben, sondern auch überaus begehrt sein würden. Doch da dies unsere letzte offizielle Unterrichtsstunde war, willigte ich ein, als Aspen mich zum Tanz aufforderte.
    »Geht es dir gut?«, fragte er. »Die letzten paar Male, als ich dich gesehen habe, schienst du niedergeschlagen zu sein.«
    »Ich bin nur müde«, log ich. Ich konnte doch mit ihm nicht über meinen Liebeskummer sprechen.
    »Wirklich?«, fragte er zweifelnd. »Ich dachte schon, dein Verhalten würde bedeuten, dass ich mich auf schlechte Nachrichten einstellen muss.«
    »Was meinst du damit?« Wusste er etwas, was ich nicht wusste?
    Er seufzte. »Wenn du dich innerlich darauf vorbereitest, mir zu sagen, dass ich nicht länger um dich zu kämpfen brauche, dann ist das ein Gespräch, auf das ich gut verzichten kann.«
    Um genau zu sein, hatte ich während der vergangenen Woche keinen einzigen Gedanken an Aspen verschwendet. Ich war so mit dem schlechten Timing meines Geständnisses und den von mir offenbar falsch gedeuteten Hinweisen beschäftigt, dass ich zu weiteren Erwägungen gar nicht fähig gewesen war. Und während ich mir Sorgen darüber machte, ob Maxon mich fallenlassen würde, hatte sich Aspen in Bezug auf mich offensichtlich die gleichen Gedanken gemacht.
    »Das ist es nicht« antwortete ich vage und fühlte mich sogleich schuldig.
    Er nickte. Für den Moment schien ihm diese Antwort zu reichen. »Autsch!«
    »Oh, tut mir leid!«, murmelte ich. Ich musste mich ein bisschen mehr aufs Tanzen konzentrieren.
    »Sorry, Mer, aber du tanzt wirklich furchtbar«, kicherte Aspen, obwohl ich ihm mit meinem Absatz bestimmt wehgetan hatte.
    »Ich weiß, ich weiß«, sagte ich atemlos. »Aber ich schwöre, ich bemühe mich nach Kräften!«
    Ich hüpfte weiter wie ein blinder Elch durch den Raum und versuchte durch Eifer wettzumachen, was mir an Grazie fehlte. Aspen tat freundlicherweise alles, um mich nicht bloßzustellen, und achtete jetzt weniger auf den Rhythmus der Musik, sondern mehr darauf, mit mir im Takt zu sein. Das war so typisch für ihn, immer war er besorgt um mich, immer wollte er mein Held sein.
    Am Ende der letzten Unterrichtsstunde kannte ich wenigstens alle Tanzschritte. Ich konnte zwar nicht versprechen, dass ich nicht aus Versehen einen der eingeladenen Diplomaten mit einem schwungvollen Tritt außer Gefecht setzte, doch ich würde mein Bestes geben, um eine gute Figur zu machen. Als ich mir das bildlich vorstellte, wurde mir schlagartig klar – es war kein Wunder, dass Maxon nach Alternativen Ausschau hielt. Mich auf einen Staatsbesuch mitzunehmen, wäre einfach nur peinlich – ganz zu schweigen davon, wie ich im Palast jemanden empfangen würde. Ich besaß einfach nicht das Prinzessinnen-Gen.
    Ich seufzte und ging los, um mir ein Glas Wasser zu holen. Aspen folgte mir, während die übrigen Mädchen den Raum verließen.
    »Nun«, setzte er an. Ich blickte mich schnell im Saal um, weil ich sichergehen wollte, dass uns niemand beobachtete. »Wenn du dir also keine Gedanken über mich machst, muss ich annehmen, dass du dir Gedanken über ihn machst.«
    Ich senkte den Blick und errötete. Wie gut er mich doch kannte.
    »Nicht dass ich ihn ermuntern will, aber wenn er nicht sieht, wie wundervoll du bist, ist er ein Idiot.«
    Ich lächelte, hielt die Augen aber weiterhin auf den Boden gerichtet.
    »Und was macht es schon,

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