Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Elite

Die Elite

Titel: Die Elite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiera Cass
Vom Netzwerk:
kam mir dies hier um ein Vielfaches schwieriger vor. Obwohl Maxon eine Eins war, obwohl er für uns alle sorgen konnte, wurde mir plötzlich eines klar. Es bestand durchaus die Möglichkeit, dass mein Vater ihn nicht mochte.
    Dad war kein Rebell, er brannte keine Häuser nieder oder Ähnliches. Aber ich wusste, wie unzufrieden er mit den derzeitigen Verhältnissen in Illeá war. Und wenn sich seine Kritik an der Regierung auch auf Maxon bezog? Wenn er der Meinung war, ich sollte nicht mit ihm zusammen sein?
    Noch bevor ich diesen Gedanken weiterverfolgen konnte, stieg Maxon ein paar Stufen der Treppe empor, um uns alle sehen zu können.
    »Liebe Eltern und Geschwister, ich danke Ihnen für Ihr Erscheinen und freue mich sehr, Sie im Palast begrüßen zu dürfen – nicht nur, um das erste Halloween in Illeá seit Jahrzehnten zu feiern, sondern auch, um Sie alle besser kennenzulernen. Bedauerlicherweise können meine Eltern Sie momentan nicht ebenfalls begrüßen. Sie werden aber bald ihre Bekanntschaft machen.
    Meine Mutter lädt die Mütter, Schwestern und die Elite heute Nachmittag zum Tee im Damensalon ein. Ihre Töchter werden Sie dorthin geleiten. Und die Herren treffen sich mit meinem Vater und mir auf eine Zigarre. Wir schicken einen Diener, der Sie abholt, Sie müssen sich also keine Gedanken darüber machen, wie Sie den Weg zum Rauchsalon finden.
    Die Zofen bringen Sie nun zu Ihren Zimmern. Sie werden sich um Sie kümmern und Sie für Ihren Aufenthalt hier entsprechend ausstatten. Das gilt auch für das Fest morgen Abend.«
    Damit winkte er uns kurz zu und wandte sich zum Gehen. Fast im selben Moment tauchte auch schon eine Zofe neben uns auf.
    »Mr und Mrs Singer? Ich werde Sie und Ihre Tochter jetzt in Ihre Gemächer führen.«
    »Aber ich will bei America bleiben!«, protestierte May.
    »Mein Schatz, ich bin sicher, der König hat uns ein Zimmer zugewiesen, das genauso schön ist wie das von America. Willst du es dir denn nicht ansehen?«, ermunterte sie meine Mutter.
    Doch May wandte sich an mich. »Ich will hier ganz genau so leben wie du. Nur für eine kleine Weile. Kann ich nicht bei dir bleiben?«
    Ich seufzte. Für ein paar Tage würde ich also meine Privatsphäre aufgeben müssen, aber was machte das schon? Beim Anblick von Mays Gesicht konnte ich einfach nicht Nein sagen.
    »Na schön. Wenn wir zu zweit sind, haben meine Zofen wenigstens mal richtig was zu tun.«
     
    »Was hast du noch gelernt?«, fragte Dad. Ich hakte mich bei ihm unter, und wir spazierten gemeinsam durch den Palast. Ich musste mich noch immer daran gewöhnen, dass er einen Anzug trug. Aber wenn ich Dad nicht schon tausendmal in seinen dreckigen Malklamotten gesehen hätte, hätte ich schwören können, er sei als Einser geboren worden. So jung und elegant wirkte er in diesem Anzug. Er schien sogar größer zu sein als sonst.
    »Ich glaube, ich habe dir alles erzählt, was wir über unsere Geschichte gelernt haben. Dass Präsident Wallis das letzte Oberhaupt der Vereinigten Staaten war, wie unser Land damals noch genannt wurde. Und dass er dann die Amerikanischen Staaten von China anführte. Ich wusste überhaupt nichts über ihn, du?«
    Dad nickte. »Dein Großvater hat mir von ihm berichtet. Er soll ein fähiger Mann gewesen sein, doch als sich dann alles so katastrophal entwickelte, konnte er nicht mehr viel dagegen ausrichten.«
    Erst seitdem ich im Palast war, kannte ich die ganze Geschichte des Staates Illeá. Aus irgendeinem Grund wurde die Geschichte von der Entstehung unseres Landes meist nur mündlich weitergegeben. Ich hatte viele verschiedene Dinge darüber gehört, aber nichts davon war so vollständig gewesen wie das Wissen, das mir während der letzten paar Monate im Palast vermittelt worden war.
    Zu Beginn des Dritten Weltkriegs wurden die Vereinigten Staaten besetzt, weil sie nicht imstande waren, ihre riesige Schuldenlast gegenüber China abzutragen. Die Chinesen setzten daraufhin eine eigene Regierung ein. Sie schufen die Amerikanischen Staaten von China und nutzten die Amerikaner als Arbeitskräfte. Schließlich rebellierten die Vereinigten Staaten – nicht nur gegen China, sondern auch gegen die Russen, die die Arbeiterschaft, die China aufgebaut hatte, für sich beanspruchte. Sie verbündeten sich mit Kanada, Mexiko und einigen anderen lateinamerikanischen Ländern, um gemeinsam einen neuen Staat zu gründen. Das war der Vierte Weltkrieg. Und obwohl wir ihn überlebten und ein neuer Staat entstand, war

Weitere Kostenlose Bücher