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Die Elite

Die Elite

Titel: Die Elite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiera Cass
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er in ökonomischer Hinsicht verheerend.
    »Maxon hat mir erzählt, dass die Menschen kurz vor dem Vierten Weltkrieg fast nichts mehr besaßen.«
    »Da hat er recht. Das ist einer der Gründe, warum das Kastensystem so unfair ist.«
    Ich wollte das nur ungern weiter vertiefen, denn ich wusste, Dad konnte sich da ziemlich reinsteigern. Er lag ja nicht einmal falsch – das Kastensystem war ungerecht –, aber das hier war ein Freudenbesuch, und ich wollte ihn nicht verderben, indem wir über Dinge sprachen, die wir nicht ändern konnten.
    »Außer Geschichte haben wir hauptsächlich Unterricht in Etikette. Mittlerweile sind wir auch in die Kunst der Diplomatie eingestiegen. Ich glaube, wir werden unser Wissen bald anwenden müssen, weil sie gerade besonders viel Wert drauf legen. Jedenfalls die Mädchen, die hierbleiben werden.«
    »Die hierbleiben werden?«
    »Ja. Es hat sich herausgestellt, dass bald ein Mädchen zusammen mit seiner Familie abreisen wird. Maxon soll eine weitere Kandidatin nach Hause schicken, nachdem er alle Familien kennengelernt hat.«
    »Du klingst traurig. Glaubst du, dass du es sein wirst?«
    Ich zuckte mit den Schultern.
    »Jetzt komm schon. Du musst doch mittlerweile wissen, ob er dich mag oder nicht. Wenn er dich mag, musst du dir keine Sorgen machen. Wenn nicht, stellt sich die Frage, warum du dann noch bleiben willst.«
    »Ich schätze, du hast recht.«
    Er blieb stehen. »Also was von beidem denn nun?«
    Irgendwie war es mir peinlich, mit meinem Vater darüber zu sprechen, andererseits – mit Mom hätte ich es auch nicht gern getan. Und May wäre garantiert noch viel schlechter darin, Maxons Verhalten zu deuten, als ich.
    »Ich glaube, er mag mich. Jedenfalls hat er das gesagt.«
    Dad lachte. »Na, dann ist doch alles in Ordnung.«
    »Aber seit der letzten Woche ist er ein wenig … distanziert.«
    »America, Liebes, er ist der Prinz dieses Landes. Vielleicht ist er gerade damit beschäftigt, Gesetze zu verabschieden.«
    Ich wusste nicht, wie ich ihm erklären sollte, dass Maxon für alle anderen sehr wohl Zeit zu haben schien. Es war einfach zu demütigend.
    »Kann schon sein.«
    »Da wir schon von Gesetzgebung sprechen, habt ihr darüber auch schon etwas gelernt? Zum Beispiel, wie man eine Eingabe formuliert?«
    Das Thema behagte mir ebenfalls nicht, aber wenigstens hatte es nichts mit Männern zu tun. »Noch nicht. Allerdings haben wir schon viele gelesen. Manchmal ist es ziemlich schwer, sie zu verstehen. Doch Silvia, die Dame, die unten in der Empfangshalle war, unsere Leiterin, versucht uns die verschiedenen Sachverhalte zu erklären. Und Maxon hilft mir ebenfalls, wenn ich ihn frage.«
    »Tut er das?« Dad war sichtlich erfreut.
    »Oh ja. Ich glaube, ihm ist es wichtig, dass wir alle das Gefühl haben, wir könnten Erfolg haben, verstehst du? Deshalb erklärt er wirklich sehr viel. Er hat mir sogar …« Ich zögerte. Ich durfte den geheimen Raum mit den Büchern nicht erwähnen. Aber das hier war schließlich mein Vater. »Hör zu, du musst mir versprechen, dass du keinem ein Wort erzählst.«
    Dad schmunzelte. »Die einzige Person, mit der ich rede, ist deine Mutter. Und wir alle wissen, dass man ihr kein Geheimnis anvertrauen kann. Deshalb verspreche ich, es ihr nicht zu sagen.«
    Ich kicherte. Schon allein die Vorstellung, Mom könne etwas für sich behalten, war absurd.
    »Du kannst dich auf mich verlassen, Kätzchen«, sagte er und legte mir den Arm um die Schultern.
    »Es gibt da ein Zimmer, ein geheimes Zimmer, und es ist voller Bücher, Dad!«, gestand ich ihm leise, wobei ich mich mehrfach vergewisserte, dass niemand in der Nähe war. »Es enthält verbotene Bücher und alte Karten, auf denen die Länder abgebildet sind, wie sie früher aussahen. Dad, ich wusste gar nicht, dass so viele Staaten existiert haben! Außerdem gibt es einen Computer. Hast du schon mal einen in echt gesehen?«
    Er schüttelte verblüfft den Kopf.
    »Es ist toll. Du tippst einfach ein, wonach du suchst, und der Computer prüft den Inhalt aller Bücher im Raum und gibt dir an, in welchem Exemplar du fündig wirst.«
    »Aber wie funktioniert das?«
    »Ich weiß es nicht, aber auf diese Weise hat Maxon herausgefunden, was Halloween bedeutet. Er hat mir erlaubt …« Wieder blickte ich den Flur entlang. Ich war mir sicher, dass Dad kein Wort über die geheime Bibliothek verlieren würde, aber wenn ich ihm erzählte, dass ich eins der geheimen Bücher in meinem Zimmer versteckte, ging das

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