Die Elite
des Glases lag.
Er lächelte. »Sie sind zu Hause und warten.«
»Worauf?«
Seine Augen funkelten. »Das kann ich nicht sagen.«
Ich seufzte und lächelte ebenfalls. »Na schön, behalt deine Geheimnisse für dich. Und mach dir keine Sorgen, weil du mir nichts geben kannst. Ich bin einfach nur froh, dass du da bist und dass wir beide wenigstens alles wieder in Ordnung bringen können. Auch wenn es nicht mehr wie früher ist.«
Doch natürlich gab sich Aspen damit nicht zufrieden. Er griff sich an den Ärmel und riss einen seiner goldenen Knöpfe ab.
»Ich habe buchstäblich nichts anderes, was ich dir schenken könnte, doch es ist etwas zum Festhalten – etwas, das ich berührt habe –, so dass du jederzeit an mich denken kannst. Und gleichzeitig erinnert dich der Knopf daran, dass auch ich an dich denke.«
Es war dumm, aber ich konnte einfach nicht damit aufhören, Aspen mit Maxon zu vergleichen. Selbst jetzt, da der Gedanke, sich für einen von beiden entscheiden zu müssen, in weite Ferne gerückt war, wägte ich sie gegeneinander ab. Und Aspens Geste rührte mich zutiefst.
Für Maxon war es bestimmt ein leichtes, mir Geschenke zu machen – einen Feiertag wiederzubeleben oder dafür zu sorgen, dass ich von allem nur das Beste bekam –, weil ihm die ganze Welt zur Verfügung stand. Aspen hingegen schenkte mir in aller Heimlichkeit kostbare Momente oder ein kleines Andenken, um unsere Verbindung zu stärken. Doch es fühlte sich an, als ob er mir damit viel mehr gegeben hätte.
Plötzlich wurde mir bewusst, dass Aspen schon immer so gewesen war. Für mich hatte er seinen Schlaf geopfert, für mich hatte er riskiert, nach Anbruch der Sperrstunde erwischt zu werden, für mich hatte er von seinem Lohn eisern Pennys gespart, um damit meine Lieder zu bezahlen. Aspens Großzügigkeit war schwerer zu erkennen, weil sie nicht so eindrucksvoll war wie Maxons, doch in seinen Gaben steckte viel mehr Herz.
Ich schniefte, damit ich nicht losweinte. »Ich weiß nicht, wie ich das jetzt ausdrücken soll. Ich glaube, ich weiß gar nicht mehr, wie so etwas geht. Ich … also ich habe dich nicht vergessen, ja? Es ist immer noch da.«
Ich legte eine Hand auf meine Brust, zum einen, um meinen Worten Nachdruck zu verleihen, zum anderen, um diese seltsame Sehnsucht zu lindern. Und Aspen verstand.
»Das reicht mir schon.«
14
A m nächsten Morgen beim Frühstück beobachtete ich Maxon verstohlen. Ich fragte mich, wie viel er über die Menschen wusste, die im Süden ihrer Kastenzugehörigkeit beraubt worden waren. Nur einmal blickte er in meine Richtung, aber er schien weniger mich als vielmehr irgendjemand oder irgendetwas anderes in meiner Nähe anzusehen.
Jedes Mal, wenn ich mich unwohl fühlte, streckte ich die Hand aus und berührte Aspens Knopf, den ich auf ein dünnes Band gefädelt hatte und wie ein Armband trug. Er würde mir wie ein Talisman dabei helfen, die Zeit hier durchzustehen.
Gegen Ende des Frühstücks stand der König auf, und richtete das Wort an uns. »Da jetzt nur noch wenige von Ihnen übrig sind, wäre es schön, wenn wir heute vor dem
Bericht aus dem Capitol
gemeinsam Tee trinken. Schließlich wird eine von Ihnen unsere Schwiegertochter, und die Königin und ich würden gern die Gelegenheit ergreifen, uns mit Ihnen zu unterhalten, um mehr über Ihre Interessen zu erfahren.«
Ich war ein wenig nervös. Mit der Königin zusammen zu sein, war eine Sache, aber ich war mir nicht sicher, wie ich zum König stand. Während ihn die anderen Mädchen erwartungsvoll ansahen, nippte ich an meinem Saft.
»Bitte kommen Sie eine Stunde, bevor der
Bericht
beginnt, in den Salon im ersten Stock. Keine Sorge, falls Sie nicht wissen, wo er sich befindet. Die Türen werden offen stehen, und es wird Musik spielen. Sie werden uns also vermutlich hören, bevor Sie uns sehen«, sagte er schmunzelnd.
Die anderen kicherten verhalten.
Kurz danach begaben wir uns in den Damensalon. Ich seufzte. Manchmal hatte dieser Raum trotz seiner Größe eine klaustrophobische Wirkung auf mich. Gewöhnlich versuchte ich mich mit den anderen zu unterhalten. Doch wegen der Zeitschriftenumfrage war heute Celestes großer Tag. Also würde ich mich vor den Fernseher setzen und mich berieseln lassen.
Aber das war leichter gesagt als getan, denn die anderen Mädchen schienen besonders redselig zu sein.
»Ich frage mich, was der König wohl von uns wissen will«, hörte ich Kriss sagen.
»Wir müssen uns einfach nur an alles
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