Die Elite
schicken?«
»Das könnte vielleicht klappen. Ich werde sehen, was sich machen lässt.« Marlee ließ mich los, und wir standen noch einen Moment nah beieinander. »Wenn sie mich befragt hätten, hätte ich für dich gestimmt. Ich fand immer, dass du es werden solltest«, sagte sie.
Ich wurde rot. »Jetzt geh lieber. Und grüß deinen Mann von mir.«
Sie lächelte. »Das tue ich.« Behände lief sie hinüber zum Schrank und griff nach dem Riegel.
Aus irgendeinem Grund hatte ich geglaubt, die Schläge hätten Marlee gebrochen, aber sie war viel stärker geworden. Sie wandte sich noch einmal um, warf mir einen Kuss zu, dann verschwand sie.
Eilig verließ ich das Zimmer und stellte fest, dass Maxon im Flur auf mich wartete. Als er die Tür hörte, blickte er lächelnd von seinem Buch auf. Ich ging zu ihm und ließ mich neben ihm nieder.
»Warum hast du es mir nicht eher erzählt?«
»Ich musste mich erst vergewissern, dass die beiden in Sicherheit sind. Mein Vater weiß nicht, was ich getan habe, und um sie nicht zu gefährden, war ich gezwungen, alles für mich zu behalten. Ich hoffe, ich kann es so einrichten, dass du sie öfter siehst, aber das wird noch eine Weile dauern.«
Ich war unendlich erleichtert – als ob die zentnerschweren Sorgen, die ich die ganze Zeit mit mir herumgeschleppt hatte, plötzlich von mir abgefallen wären. Die Freude über die Begegnung mit Marlee, die Gewissheit, dass Maxon der Mensch war, für den ich ihn gehalten hatte, und die allgemeine Erleichterung, dass es bei diesem Treffen nicht darum gegangen war, mich nach Hause zu schicken, hatten alle Last von mir genommen.
»Danke«, flüsterte ich.
»Gern.«
Ich schwieg. Nach einer Weile räusperte sich Maxon.
»America, ich weiß, dass dir der unangenehme Teil meiner Aufgaben zuwider ist, aber es gibt eben auch eine Menge Möglichkeiten in meinem Amt. Ich glaube, du könntest als Prinzessin Großes bewirken. Jetzt endlich siehst du den Prinzen in mir. Das ist wichtig, wenn du jemals wirklich die Meine sein willst.«
Ich blickte ihm in die Augen. »Ich weiß.«
»Das Problem ist, ich kann nicht mehr erkennen, was du denkst. Am Anfang, als ich dir noch egal war, habe ich dir immer alles angemerkt. Als sich die Dinge zwischen uns dann geändert haben, hast du mich auf einmal mit einem anderen Blick betrachtet. Und jetzt gibt es Momente, in denen ich glaube, dass dieser Blick noch da ist, und andere, in denen es scheint, als hättest du dich innerlich bereits verabschiedet.«
Ich nickte.
»Ich bitte dich nicht, mir zu sagen, dass du mich liebst, America. Ich bitte dich nicht, dich ganz plötzlich dafür zu entscheiden, Prinzessin zu werden. Aber ich muss wissen, ob du überhaupt noch hier sein willst.«
Das war genau der Punkt. Ich wusste noch immer nicht, ob ich für die Position geeignet war, aber ich war mir auch nicht sicher, ob ich so einfach alles hinwerfen wollte. Maxons Güte gab schließlich den Ausschlag. Es gab zwar immer noch sehr viele Fragezeichen, aber ich konnte nicht aufgeben. Nicht jetzt.
Maxons Hand lag auf seinem Bein, und ich schob meine darunter. Er drückte sie erfreut. »Wenn du es noch immer willst, dann würde ich gerne bleiben.«
Maxon stieß einen erleichterten Seufzer aus. »Darüber wäre ich sehr froh.«
Ich ging kurz zur Toilette und kehrte dann in den Damensalon zurück. Bis ich mich hingesetzt hatte, sagte keiner ein Wort. Es war Kriss, die letztlich mutig genug war, mich zu fragen.
»Worum ging es denn?«
Ich blickte nicht nur in ihre, sondern auch in die neugierigen Augen der anderen. »Darüber möchte ich lieber nicht reden.«
Mein verquollenes Gesicht und eine Antwort wie diese reichten aus, um es so aussehen zu lassen, als sei das Treffen nicht gerade erfreulich verlaufen. Und wenn meine Antwort dazu diente, Marlee zu schützen, dann konnte ich gut damit leben.
Was mir jedoch einen Stich versetzte, war Celeste, die die Lippen zusammenpresste, um sich ein Lächeln zu verkneifen; Natalie, die die Augenbrauen hochzog, während sie so tat, als läse sie in ihrer Zeitschrift; und der hoffnungsvolle Blick zwischen Kriss und Elise.
Der Konkurrenzkampf zwischen uns war noch viel härter, als ich bisher gedacht hatte.
21
I m
Bericht aus dem Capitol
ersparte man uns freundlicherweise, uns mit den Resultaten der Empfänge auseinandersetzen zu müssen. Die Besuche der ausländischen Gäste wurden beiläufig erwähnt, doch der eigentliche Ablauf der Veranstaltungen nicht näher
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