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Die Elite

Die Elite

Titel: Die Elite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiera Cass
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Gründen bewundert, bin ich schlauer, reicher und auch viel qualifizierter. Und wenn der Zeitpunkt kommt, dass jemand diese Gründe genauer analysiert, wird es keine Rolle mehr spielen. Ich kann tun, was mir gefällt, und es ist niemand mehr da, der mich aufhalten kann. Was ist also der nächste Schritt?
    Ich denke, es ist an der Zeit, das System zusammenbrechen zu lassen. Diese bedauernswerte Republik ist bereits ein Scherbenhaufen und funktioniert kaum noch. Die zentrale Frage ist: Mit wem soll ich mich verbünden? Wie mache ich diesen Umsturz zu etwas, wonach das Volk lechzt?
    Ich habe da bereits eine Idee. Meiner Tochter wird sie nicht gefallen, aber das ist mir egal. Sie kann sich jetzt endlich einmal als nützlich erweisen.
    Verwirrt knallte ich das Buch zu. Hatte ich da etwas nicht richtig verstanden? Welches System wollte er zusammenbrechen lassen? Und was bedeutete »andere herumkommandieren«? War die Struktur unseres Landes keine Notwendigkeit, sondern einfach nur zweckmäßig für das Machtstreben eines einzelnen Mannes? Ich überlegte, das ganze Buch durchzublättern und nachzulesen, was mit seiner Tochter passiert war. Doch ich war bereits so durcheinander, dass ich mich dagegen entschied. Stattdessen ging ich auf den Balkon, in der Hoffnung, die frische Luft würde mir helfen, meine Gedanken zu ordnen.
    Doch ich wusste nicht mal, wo ich anfangen sollte. Ich ließ den Blick durch den Garten schweifen und blieb an etwas Weißem hängen. Maxon. Er spazierte allein umher. Er war also wieder zu Hause. Sein Hemd hing über der Hose, und er trug weder Jacke noch Krawatte. Was tat er so spät noch hier draußen? Und dazu noch mit einer seiner Kameras in der Hand? Wahrscheinlich konnte er auch nicht schlafen.
    Ich zögerte einen Moment, aber mit wem hätte ich sonst über den Tagebucheintrag sprechen können?
    »Pssst!«
    Ruckartig drehte er den Kopf, um festzustellen, woher das Geräusch kam. Ich wiederholte es noch einmal und winkte, bis er mich entdeckte. Ein überraschtes Lächeln erschien auf seinem Gesicht, und er winkte zurück. Ich zog mir am Ohrläppchen und Maxon tat das Gleiche. Dann zeigte ich auf ihn und auf mein Zimmer. Er nickte und hob einen Finger, um mir zu bedeuten, dass er in einer Minute bei mir sein würde. Ich nickte ebenfalls und ging wie er hinein.
    Rasch zog ich meinen Morgenmantel an und fuhr mir mit den Fingern durchs Haar. Ich wusste nicht, wie ich es am besten ansprechen sollte, aber im Grunde wollte ich Maxon fragen, ob ihm klar war, dass er an der Spitze einer Regierung stand, die viel weniger altruistisch war, als sie das Volk glauben machte. Gerade als ich mich fragte, wo er so lange blieb, klopfte es an der Tür.
    Ich lief hinüber, um sie zu öffnen, und sah mich unvermittelt seiner Kamera gegenüber, die mein geschocktes Lächeln einfing. Mein Gesichtsausdruck änderte sich jäh und gab ihm deutlich zu verstehen, wie sehr mir diese kleine Einlage missfiel. Doch auch diesen Ausdruck fing er feixend mit der Kamera ein.
    »Du bist albern. Komm rein«, sagte ich streng und packte ihn am Arm.
    Maxon folgte mir grinsend. »Tut mir leid, ich konnte einfach nicht widerstehen.«
    »Du hast ganz schön lange gebraucht«, beklagte ich mich und setzte mich auf die Bettkante. Er hockte sich neben mich, ließ aber so viel Platz zwischen uns, dass wir einander ansehen konnten.
    »Ich musste erst noch kurz in mein Zimmer.« Er legte seine Kamera vorsichtig auf dem Nachttisch ab, wobei er einen kurzen Blick auf das Glas mit dem Penny warf und einen belustigten Laut von sich gab.
    »Nun, wie war deine Reise?«
    »Ziemlich merkwürdig«, gestand er. »Letztendlich waren wir im ländlichen Teil von New Asia. Vater meinte, es ginge um eine regionale Auseinandersetzung, doch als wir dort ankamen, war schon wieder alles in Ordnung.« Maxon schüttelte den Kopf. »Ehrlich gesagt war das Ganze völlig sinnlos. Wir haben ein paar Tage damit verbracht, die alten Städte zu besuchen und mit deren Bewohnern zu sprechen. Vater ist übrigens ziemlich enttäuscht, wie schlecht ich die Sprache beherrsche. Er besteht darauf, dass ich sie besser lerne. Als ob ich im Moment nicht genug zu tun hätte.«
    »Das ist wirklich irgendwie seltsam«, pflichtete ich ihm bei.
    »Ich nehme an, es sollte eine Art Test sein. In letzter Zeit kommen sie mir ziemlich willkürlich vor, und manchmal erkenne ich sie nicht einmal als solche. Vielleicht ging es diesmal um das Treffen von Entscheidungen oder darum, wie ich mit

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