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Die Elvenbrücke

Die Elvenbrücke

Titel: Die Elvenbrücke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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Sie flohen an der Mauer entlang nach Westen, wo Elvening liegen mußte.
    Ein Blick zurück zeigte ihnen, daß die Wut des Tieres sich steigerte, je mehr Schmerz und Dunkelheit in seinen großen Augen wuchsen.
    Aber dahinter, jenseits des Titanenpfads, hatte ein neuer Koloß den Wall erklommen und machte sich daran, herabzugleiten.
    Die Fliehenden trieben ihre Pferde an, aber mit der doppelten Last war das Vorwärtskommen schwierig. Auch war das Gelände hügelig und verwachsen. Doch zumindest bot es ihnen Deckung.
    Bis in den späten Nachmittag hetzten sie dahin, dann endlich verklangen die berstenden, stampfenden Schritte weit hinter ihnen. Von einer Anhöhe aus sahen sie schließlich, daß das Ungeheuer die Verfolgung aufgegeben hatte. Aber sie sahen auch, daß es nicht nur eines gewesen war, sondern ein halbes Dutzend. Sie machten sich daran, mit ihren gewaltigen Körpern zurück über den Wall zu klettern.
    »Die Drachen«, sagte Duzella. »Ich habe manchmal von ihnen geträumt.« Sie zitterte.
    »Wir werden einen anderen Weg über die Elvenbrücke finden«, sagte Thonensen zuversichtlich.
    »Aber sie werden drüben auf mich lauern«, flüsterte Duzella und schüttelte sich.
    »Es sind nur Tiere, Kind«, sagte Burra, die hinter ihr auf dem Pferd saß. »Man kann sie töten.« Sie trieb das Pferd vorwärts. »Wir werden sehen, ob Nottr in Elvening findet, was er sich erhofft. Dann mag es noch immer geschehen, daß wir dich begleiten. Laß den Mut nicht sinken. Mir jedenfalls…« Und dabei rieb sie ihr schmerzendes Bein, mit dem sie unter dem toten Pferd eingeklemmt gewesen war. »Mir jedenfalls beginnt die Sache langsam zu schmecken. Ich dachte schon, wir würden unsere Klingen nur noch in die Hand nehmen, um sie vom Rost zu säubern!«
    Von diesem Hügel aus vermochten sie auch einen Blick auf die Oberseite des Walles zu werfen. Das kurze Stück, das sie überblicken konnten, glich dem gewaltigen Wehrgang einer Burg, mit mächtigen Zinnen. Seine Breite war ungeheuerlich – drei- oder vierfach die Höhe des Walles war eine gute Schätzung. Die riesigen Quader, die zwar nicht die Größe jener des Titanenpfads besaßen, waren einst fugenlos zusammengesetzt gewesen. Aber die tainnianischen Winter sind gute Zerstörer. Der Wind hatte in vielen Stürmen Staub nach oben getragen und Samen, so daß Gras und Bäume entlang der schützenden Zinnen wuchsen.
    Sonst war nichts Lebendes zu erkennen.
    In der Ferne, jenseits des Titanenpfads, vermeinten sie die schimmernde Fläche eines Sees zu erkennen.
    »Der Goldene See«, murmelte Duzella. »Er bedeutet Gefahr…« Sie brach ab und schüttelte den Kopf. »Warum weiß ich von so vielen Dingen, die ich noch nie gesehen habe… und weiß doch so wenig über sie…?«
    »Eines Tages wirst du alles wissen. Wenn du erwachsen bist«, erwiderte Thonensen beschwichtigend.
    »Weißt du nichts über die Gefahr, die dort droht?« drang Nottr in sie.
    Sie versuchte Erinnerungen wach zurufen, aber in ihrem jungen Verstand gab es noch keine Tiefen und keine verborgenen Winkel, in die sie nach Erinnerungen hinabgreifen konnte.
    Sie schüttelte hoffnungslos den Kopf.
    »Könnte sein, daß diese Ungeheuer aus dem Goldenen See gekrochen kommen«, stellte Burra fest. »Es war naß, erinnert ihr euch?«
    Bis zur Abenddämmerung ritten sie weiter an der Mauer entlang, soweit das möglich war. Überall sahen sie die Spuren der Zeit. Wo der Regen die Fugen ausgewaschen hatte, wuchs Gras und Buschwerk und bot eine Heimstatt für Raubvögel.
    Sie stießen auf keine Spuren von Menschen. Die Jagd war leicht. Sie lagerten nahe der Mauer. Lorvaner und Amazonen wechselten einander mit zwei Wachtposten ab.
    Sie waren mit unbedeutenden Wunden davongekommen, selbst Jarana, deren todesverachtender Sprung auf den Schädel des Ungeheuers in aller Munde war.
*
    Duzella erwachte mit einem erstickten Laut. Sie starrte mit weit aufgerissenen Augen in die Dunkelheit.
    Merryone beugte sich schlaftrunken über sie.
    »Was ist, Herrin?«
    »Sie kommen wieder…«
    »Die Ungeheuer?«
    »Nein.«
    »Wer dann?«
    »Feinde…«
    »Du hast nur schlecht geträumt, Duzella…«
    »Nein! Kein Traum! Es ist ganz nah…«
    »Ich kann nichts sehen, Herrin«, unterbrach sie Merryone beschwichtigend.
    »Ich auch nicht, Merryone«, sagte Duzella heftig. »Aber ich spüre eine Gefahr.«
    Alle waren wach und lauschten in die Dunkelheit. Nach einem Augenblick kamen Burra und Dorema fast lautlos von ihrer Wache zurück.
    »Der Wald

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