Die Elvenbrücke
Finsternis wie wir. Es gehört zu uns wie Dilvoog. Um wieviel mehr ist er Finsternis, und wir haben ihn immer akzeptiert.«
Lirry Mon’Kavaer nickte nachdenklich. »Das ist wahr. Es gilt, über alles nachzudenken. Wir haben wieder Krieg, aber die Fronten haben sich verändert. Keiner von uns soll mit Vorurteilen in diesen Kampf gehen. Wir sind eine verschworene Schar. Wir haben manchen Kampf gefochten. Aber eins müßt ihr wissen. Wenn es zum Kampf mit dem Elven kommt, werde ich nicht an eurer Seite sein, denn kein Alptraumritter wird die Hand gegen einen Elven erheben.«
»Wir werden nicht gegen ihn kämpfen, wenn er uns die Wahl läßt«, versicherte Thonensen.
»Wäre es nicht einfacher, wenn ich mit Duzella in den Süden gehe, bis sie erwachsen ist?« fragte Merryone.
Mon’Kavaer schüttelte den Kopf. »Nun, da er weiß, daß es einen Tauren gibt, wird er nicht ruhen, bis er ihn findet. Und ein erwachsener Taure von mehr als zehn Manneslängen ist auf dieser Welt schwer zu verbergen. Zudem wird Duzella, da sie das Wissen ihrer Väter besitzt, immer wieder einen Weg über diesen Wall suchen, denn der Titanenpfad ist der einzige Weg in ihre Welt.«
»Warum darf sie nicht in ihre Welt? Ist es nicht ein grausames Geschick, gestrandet zu sein?« fragte Merryone.
»Ich weiß es nicht«,sagte Mon’Kavaer. »Zarathon mag es wissen. Ich bin wohl ein Alptraumritter, doch in meiner Zeit gab es weder Elven noch Tauren, und der alte Krieg war vergessen. Selbst stong-nil-lumen war nur noch symbolisch das Herz der Finsternis. Wir waren da, weil es galt, über die Welt zu wachen und nach Spuren der Finsternis zu suchen…«
»Wie Oannons Tempel?«
»Ja, wie Oannons Tempel.«
»Wir sind durchdrungen von Finsternis, ich, du… alle unsere Gefährten. Sieh uns an«, sagte Maer O’Braenn. »Dennoch sind wir die erbittertsten Feinde der Finsternis. Jeder ist auf seine Weise gezeichnet und gewinnt Kraft aus seinen Narben. Der Elve wird lernen müssen, anders zu denken. Die Finsternis ist eine Waffe, und jeder mag sie benutzen, die Lebenden nicht weniger als die Dämonen. Wie ein Schwert. Jeder, der es nimmt, mag es führen, wenn er dieser Waffe kundig ist.«
»Weise Worte, O’Braenn«, erwiderte Mon’Kavaer. »Aber ein Krieg ist niemals weise, er ist immer eine Sache des Gefühls, selbst wenn man ihn mit Verstand beginnt…«
»Großer Imrirr!« entfuhr es Lella. »Sind wir nur hier, um zu reden? Dafür gäbe es erfreulichere Orte…«
»Laß sie reden, Tigerin«, sagte Nottr. »Es ist nicht die lorvanische Art, die Dinge anzugehen…«
»Aber sie erspart manchmal die lorvanische Art«, erwiderte Mon’Kavaer nachsichtig, und Lirrys junges Gesicht lächelte. »Aber wir haben in der Tat nicht mehr viel Zeit. Zwar liegen die meisten der Priester erschlagen zwischen den Trümmern, aber sie werden ihre Kräfte sammeln und ihre Beschwörungen fortsetzen. Der Schatten Nomcuses gewinnt seit Tagen mehr und mehr Macht über der Stadt. Gamhel ist auf dem Weg hierher, um einen Tempel für Sathacion zu errichten. Soviel fanden wir heraus. Wenn das geschieht, wird es für uns wirklich gefährlich. Selbst Dilvoog vermag uns dann nicht mehr zu schützen. Wir hätten die Stadt längst verlassen, doch um mehr über die Tafelrunde herauszufinden, brauchen wir dich. Das ist der einzige Grund, warum wir noch hier sind. Es ist gut, daß die Götter dich wohlbehalten zurückbrachten.«
»Weshalb braucht ihr mich?«
»Du hast den Ring an dich genommen, O’Braenn. Coerl O’Marns Ring…«
Maer O’Braenn senkte den Blick, aber er unterdrückte die Schuldgefühle. »Den habe ich… er…« Er wollte ihn vom Finger streifen. »Ich wußte nicht, daß er wichtig wäre…«
»Nein, laß ihn am Finger. Es gibt keinen besseren Platz, als am Finger eines Freundes. Ich weiß, wie du zu O’Marn stehst. Hier, nimm den Schild von der Wand, und den Stab und die Klinge. Es ist die Klinge, mit der die Würdigen zu Alptraumrittern geschlagen werden…«
Er wartete, bis O’Braenn diese Insignien der Alptraumritterschaft an sich genommen hatte.
»Und nun der Ring. Du siehst zwei Abdrücke des Siegels vor dir an der Wand. Es ist eine der Aufgaben des Siegelrings, seinen Träger zu führen und zu leiten, auch wenn der Orden fern ist. Ein einziger Auftrag mag manchmal das ganze Leben eines Ritters in Anspruch nehmen. Und wenn er stirbt, bevor es getan ist, wird dieser Ring zur Tafelrunde zurückkehren und davon künden, um einen neuen Träger zu
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