Die Elvenbrücke
der Angreifer erregte, was an der Unverkennbarkeit seiner Gestalt lag.
»Der Magier!« rief einer der Angreifer und senkte die Axt und hielt seine Gefährten zurück. Dann grinste er breit, und sie konnten sehen, daß es Urgat war.
Lella stürzte mit einem Freudenruf auf ihn zu. »Bruder!«
An Urgats Seite war seine Viererschaft, Khars, Kellet und Krot, und die Wiedersehensfreude unter den Lorvanern und den Gefährten war groß, doch nun war wenig Zeit.
Urgat öffnete die schwere Steintür. Er wußte das Geheimnis des Mechanismus von Mon’Kavaer, dem Alptraumritter.
Außer O’Braenn und Daelin, die bereits hiergewesen waren, gab es keinen unter ihnen, der nicht mit angehaltenem Atem eintrat, denn vor ihnen im flackernden Schein der Fackeln war die lange Tafel der Alptraumritter.
Über zehn Schritte lang war der hölzerne Tisch, und umgeben von fünfzehn kunstvoll geschnitzten Stühlen mit kopfhohen Lehnen. Auf jeder Lehne prangte das Wappen der Alptraumritter: Ein Schwert, gekreuzt mit einem Zauberstab, auf feurig rotem Grund.
Dieses Wappen beherrschte auch die Stirnseite des Tisches von einem großen Schild aus, der hoch an der Wand hing.
Im Schein der Fackeln besaßen die Steinwände der Halle einen seltsamen, silbernen Glanz, der die Kraft des Lichtes zu verdoppeln schien. Wärme kam aus einer großen Feuerschale.
»Wo ist Mon’Kavaer?« fragte O’Braenn.
»Oben… an der Oberfläche«, erklärte Urgat. »Letzte nacht begannen die Priester mit ihrer großen Beschwörung. Sie wühlten die ganzen letzten Tage in den Ruinen. Ich glaube, sie wußten, daß wir hier unten waren… woher auch immer…«
»Von meinen Männern«, unterbrach ihn O’Braenn und berichtete, was in stong-nil-lumen geschehen war.
»Sie wollten uns mit ihrer verdammten Zauberei herausholen«, fuhr Urgat fort. »Wir konnten es spüren… und ohne Dilvoog wären wir wohl wie die Idioten hinausgerannt, um uns vor ihre Füße zu werfen.«
»So habt ihr das Feuer gelegt?«
Urgat schüttelte den Kopf. »Nein, aber es gab großen Aufruhr während der Nacht, und Brandgeruch kam durch die Schächte herab, und dann war ihre Magie plötzlich zu Ende. Mon’Kavaer wollte feststellen, was geschehen war. Auch wir waren gerade auf dem Weg nach oben, als wir euch kommen hörten und dachten, daß sie Gianten nach unten geschickt hätten.« Er grinste.
»Was habt ihr über die Tafelrunde herausgefunden?«
»Ich glaube, sie haben eine Entdeckung gemacht… Mon’Kavaer wohl in der Hauptsache, denn Dilvoog weiß nicht viel von den Hochrittern, und der junge O’Boley ist unbeleckt wie ein junges Fohlen. Aber zu dritt sind sie ein feines Gespann, wenn man auch nicht sicher ist, mit wem man gerade redet…«
Auf die fragenden Blicke der Amazonen und Arvogs und Nottrs erklärte O’Braenn, wie es dazu gekommen war, daß nun drei Seelen im Körper des jungen Hochländers Lirry O’Boley wohnten, nämlich der Alptraumritter Mon’Kavaer, der mit Dilvoogs Hilfe Urgats Körper verlassen hatte, sodann Dilvoog, der Lirrys Körper während einer Dämonenbeschwörung an sich gerissen hatte, und natürlich Lirry selbst, der einst Akolyth der Schwarzkutten gewesen war.
Es war alles sehr verwirrend, wie überhaupt die Magie dazu tendierte, die Ordnung der Wirklichkeit durcheinanderzubringen. Aber jeder wußte zumindest das und vermochte solcherart, das Ungeheuerliche als Tatsache zu akzeptieren.
»Sie wollten uns nicht sagen, was sie gefunden haben«, fuhr Urgat fort, »nur, daß es etwas mit dir zu tun hat, O’Braenn, und daß wir auf deine Rückkehr warten müßten.«
»Daß ich wieder hier bin, verdanke ich eurem Schamanen«, berichtete O’Braenn. »Er hat mich zurückgebracht, denn ich war ohne Verstand.«
Er schilderte das Zusammentreffen mit dem Elven und schließlich mit den Gefährten. Hundert Fragen lagen jedem einzelnen auf der Zunge, doch vordringlich galt es zu handeln, da noch immer Gefahr bestand, daß Priester und Gianten den Weg in die Gewölbe fanden, oder daß die Schwarze Magie zu wachsen begann.
Arvogs Krieger wollten die Sicherung der Korridore übernehmen. Sie, die an der Elvenbrücke fast jeden Unterschlupf kannten, waren erpicht darauf, die Geheimnisse Elvenings zu ergründen, die ihnen bisher versagt gewesen waren. Besonders jene Korridore galt es zu ergründen, die in die andere Hälfte der Stadt jenseits der Elvenbrücke führten. Wenn sie fliehen mußten, würden sie dort, jenseits des Walles sicher vor ihren Verfolgern
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