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Die Elvenbrücke

Die Elvenbrücke

Titel: Die Elvenbrücke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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finden, der das Werk vollendet. Drück ihn gegen die Abdrücke. Er paßt nur an einem… Siegel gegen Siegel.«
    Es war nicht nur für O’Braenn, der sich der Schicksalhaftigkeit dieses Augenblicks bewußt war, sondern auch für die anderen im Raum ein atemloser Moment.
    Als die Siegel einander berührten, war es, als öffnete sich die Wand auf eine unsichtbare Weise, und ein Wind aus einem anderen Land strich fühlbar durch das Gewölbe und ließ die Fackeln hell aufflackern und die Glut im Feuerbecken Funken sprühen.
    Während alle stumm und aufgewühlt standen, trat eine schattenhafte Gestalt aus der steinernen Wand vor O’Braenn, der hastig zurückwich. Durchscheinend wie ein magisches Abbild war die Gestalt, aber sie gewann zunehmend an Festigkeit.
    In schimmernder Rüstung stand sie schließlich da, das Wappen der Alptraumritter auf dem Kettenhemd, den verzierten Helm unter dem Arm, das dunkle Haar auf die Schultern wallend. Ein müdes bärtiges Gesicht blickte O’Braenn an und schien ihn doch nicht zu sehen. Nur wenn man nahe genug stand, wie O’Braenn und Thonensen und Nottr, und Mon’Kavaer, der zu O’Braenn getreten war und ihm beruhigend die Hand auf die Schulter gelegt hatte, konnte man noch erkennen, daß die Gestalt nur eine Erscheinung war.
    Und selbst das wurde bedeutungslos, als der Ritter sprach.
    »Hast du deinen Auftrag ausgeführt, Coerl O’Marn?«
    O’Braenn zuckte merklich zusammen. Der Blick des Ritters schien ihn zu durchbohren.
    »Antworte ihm«, flüsterte Mon’Kavaer.
    »Wo bist du, Coerl O’Marn? Ich kann dich nicht sehen. Oder ist es ein anderer, der die Botschaft des Ringes bringt?«
    »Ich bin Maer O’Braenn«, sagte er hastig. »Ein Freund Coerls aus jüngeren Tagen. Ich bringe die traurige Nachricht, daß Coerl O’Marn tot ist. Er starb durch die Schergen der Finsternis. So haben es Freunde berichtet.« Er ergriff Nottr am Arm. »Nottr, der Häuptling der Lorvaner, stritt an seiner Seite in den letzten Stunden, da Coerl noch einen freien Verstand besaß… bevor sie ihm den Dämonenkuß gaben.«
    Der Alptraumritter schwieg eine Weile, und die Nachricht schien eine schwere Bürde für ihn zu sein.
    Schließlich sagte er: »Dann hat also Coerl O’Marn seinen Auftrag nicht mehr ausführen können. Jetzt ist es zu spät. Die Kräfte des Lichtes sind bereits zu sehr geschwächt. Einst sind alle Alptraumritter des Nordens in diese Schlacht gegen die Dunkelmächte gezogen, die dort bereits seit mehreren Menschenaltern tobt. Nun sind die Kräfte des Lichtes und des Dunkels erlahmt, ohne daß die Entscheidung gefallen wäre. Es wird eines neuen Waffengangs bedürfen. Es geht auf Allumeddon zu… Es scheint, daß Allumeddon unabwendbar ist… Wenn es möglich wäre, Gorgans Auge zu schließen…«
    »Könnt Ihr uns sagen, welchen Auftrag Coerl O’Marn hatte?« fragte O’Braenn.
    »Ja, es ist nichts mehr verraten, wenn ich es tue. Er sollte Verstärkung zu Gorgans Auge bringen.«
    »Hört mich an, Ritter«, bat O’Braenn eindringlich. »Wir wissen nicht, wo Gorgans Auge ist, aber Ihr könnt es uns sagen. Und wir, meine Gefährten und ich, wir könnten die Unterstützung, die Ihr so dringend braucht, zu Gorgans Auge führen…«
    Der Alptraumritter lächelte wehmütig. »Es ist zu spät, Ritter O’Braenn, und dein Angebot in Ehren, doch bedürfte es solcher Männer, die Erfahrung im Umgang mit der Finsternis haben…«
    »Ihr werdet keine Krieger in ganz Gorgan finden, die mehr Erfahrung haben mit der Finsternis, als die, die hier versammelt sind«, sagte Mon’Kavaer. »Laßt Euch von ihren Taten berichten. Jede ist eines Alptraumritters würdig.«
    Der Ritter musterte Mon’Kavaer. »Deinen Namen habe ich noch nicht erfahren.«
    »Aber ich denke, daß Ihr ihn kennt, denn ich bin einer des Ordens, Hohenritter Mon’Kavaer.«
    »Mon’Kavaer«, wiederholte der Ritter nachdenklich. »Den Namen kenne ich wohl, aber das Gesicht paßt nicht dazu. Kannst du das erklären?«
    »Das ist nicht mein Körper. Es ist der Körper eines jungen Hochländers mit Namen Lirry O’Boley. Ich habe auch in anderen Körpern gewohnt…«
    »Was ist mit deinem Körper geschehen?«
    »Er ist verloren. Er dient der Finsternis… in einer Welt, die Vangor heißt, und die ein Dämon beherrscht, den sie Genral nennen.«
    »Vangor«, murmelte der Ritter. »Genral… ich brauche nicht erst im Buch des Ordens zu lesen, ich kenne die Namen sehr wohl. Bist du nicht an der Seite eines anderen Ritters

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