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Die Enden der Parabel

Titel: Die Enden der Parabel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Pynchon
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verlangen, daß sie ihr letztes Geheimnis enthüllt,
    oder?"
    "Bitte... "
    "Nein. Nicht heute nacht. Du kniest und empfängst, was ich dir gebe." Gegen seinen Willen - es ist schon ein Reflex - wirft er einen raschen Blick zu den Flaschen drüben auf dem Tisch, den Tellern, verschmiert von Fleischsaft, Hollandaise, Gräten- und Knochenstückchen ... Ihr Schatten fällt über sein Gesicht und seinen Oberkörper, ihre Lederstiefel knarzen leise, als sie jetzt ihre Bauch- und Oberschenkelmuskeln zusammenzieht und in einem scharfen Strahl zu pissen beginnt. Er öffnet seine Lippen, um den Strom aufzufangen, er würgt, zwingt sich, zu schlucken, fühlt heißen Urin aus seinen Mundwinkeln auf Nacken und Schultern rieseln, erstickt fast von dem zischenden Guß. Als sie fertig ist, leckt er sich die letzten Tropfen von den Lippen. Weitere Tropfen hängen golden und klar in den flaumigen Haaren ihrer Möse. Ihr Gesicht, halb verdeckt zwischen den nackten Brüsten, ist glatt wie Stahl.
    Sie wendet sich um. "Halte meinen Pelz auf!" Er gehorcht. "Nimm dich in acht! Berühre meine Haut nicht!" Früher war sie oft nervös und verstopft bei diesem Spiel, sie fragte sich, ob das mit männlicher Impotenz zu vergleichen wäre. Doch inzwischen legt der aufmerksame Pointsman allen ihren Mahlzeiten ein mildes Abführmittel bei. Jetzt winseln ihre Eingeweide sanft, und sie fühlt die Scheiße durch den Enddarm und den After gleiten. Er kniet und hält beide Arme ausgestreckt, um den kostbaren Umhang aufgespannt zu halten. Eine dunkle Wurst erscheint in der Spalte, in der absoluten Finsternis zwischen ihren weißen Arschbacken. Er spreizt unbeholfen seine Knie, bis er das Leder ihrer Stiefel berührt. Er reckt den Oberkörper, um die Spitze der warmen Wurst zwischen seine Lippen zu bekommen, saugt sie an sich, leckt mit der Zunge über ihre Unterseite ... er stellt sich - es tut ihm leid, er kann nicht dagegen an - den Penis eines Negers vor, ja, er weiß, daß er damit einen Teil der Regeln verletzt, aber er kann es nicht verdrängen, dieses Bild eines brutalen Afrikaners, der ihm seinen Willen auf zwingt... Der Gestank der Scheiße brandet an seine Nase, hüllt ihn ein. Es ist der Geruch von Passchendaele, der Gestank der Schützengräben. Vermischt mit dem Schlamm, dem Verwesungsgestank der Leichen, war es der beherrschende Geruch ihrer ersten Begegnung und ihr Emblem. Der Kotklumpen rutscht ihm in den Mund, in die Kehle.
    Er würgt, aber er hält tapfer die Zähne zusammengepreßt. Brot, das nur durch porzellanene Wasser gespült worden wäre, ungesehen und ungekostet - erhoben nun, gebacken in dem bitteren Ofen der Gedärme, zu Brot wie wir es kennen, zu Brot, das licht ist wie der Trost des Heimes, geheim wie der Tod im eigenen Bett... Die Krämpfe in seinem Hals wollen nicht enden. Die Qual ist entsetzlich. Mit der Zunge drückt er die Scheiße langsam gegen das Dach des Gaumens und beginnt zu kauen. Sein fettiges Schmatzen ist das einzige Geräusch im Zimmer. Es folgen noch zwei kleinere Klumpen, und als er auch diese verzehrt hat, sind immer noch die verschmierten Reste aus ihrem After zu lecken. Er betet, daß sie ihm erlauben möge, den Umhang über sich zu breiten und noch ein wenig länger in der seidengefütterten Schwärze zu verweilen, die unterwürfige Zunge emporgereckt in ihr Arschloch. Doch sie entfernt sich bereits. Der Pelz entgleitet seinen Händen. Sie befiehlt ihm, vor ihr zu masturbieren. Sie hat Hauptmann Blicero mit Gottfried beobachtet und kennt die richtige Methode. Der Brigadier kommt rasch. Intensiver Spermageruch erfüllt den Raum wie Rauch.
    "Jetzt geh!" Er möchte weinen. Doch er hat auch früher schon gefleht, hat ihr, völlig absurd, sein Leben angeboten. Tränen quellen und kullern aus seinen Augen. Er bringt es nicht fertig, offen in die ihren zu blicken. "Dein Mund ist mit Scheiße verschmiert. Vielleicht werde ich dich einmal so photographieren. Für den Fall, daß du meiner je überdrüssig werden solltest."
    "Nein, nie. Nur dessen dort bin ich überdrüssig", er schüttelte den Kopf über den D-Flügel hinaus, die ganze "Weiße Visitation" einbegreifend, "so verdammt überdrüssig

    "Zieh dich an. Vergiß nicht, dir den Mund abzuwischen. Ich schicke nach dir, wenn du wieder kommen darfst."
    Entlassen. Wieder in Uniform, schließt er die Tür der Zelle hinter sich und macht sich auf den Rückweg. Der Wärter schläft noch immer. Kalte Luft trifft Pudding wie ein Schlag. Er schluchzt auf, alleine,

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