Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Enden der Parabel

Titel: Die Enden der Parabel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Pynchon
Vom Netzwerk:
gleich den Eindruck, Sie strahlten auf, als er erzählte, daß sich alle Zeichen gegen ihn gewandt hätten."
    ", , ja, Sie würden staunen, wie häufig so was bei ihm vorkommt." "Und welches ist das allerhäufigste Wort?" fragt Jessica. "Ihre Nummer Eins?" "Das gleiche wie immer bei solchen Veranstaltungen", erwidert der Statistiker, als ob es jeder wüßte: "Tod."
    Eine ältliche Luftschutzhelferin, zerknittert und zart wie Organdy, steht auf den Zehenspitzen, um die fühlsame Flamme wieder anzuzünden. "Übrigens, wo ist eigentlich Ihr verrückter junger Freund abgeblieben?" "Roger ist bei Captain Prentice", sie wedelt vieldeutig mit der Hand, "zum üblichen mysteriösen Mikrofilm-Drill." Der in einem abgelegenen Raum vonstatten geht, über einem Würfelspiel, das nur sehr wenig mit Glück zu tun hat, in dichten Schwaden von Rauch und Geschwätz, bei Falkman und seiner Apachenband leise in der BBC, bauchigen Bier- und schlanken Sherrygläsern, Winterregen vor den Fenstern. Jetzt ist die Zeit der verschlossenen Türen, der falschen Gaskamine, der warmen Schals gegen den Nachtfrost gekommen. Zeit, euch an euer Mädchen oder eure Alte zu kuscheln oder, wie hier bei Snoxall's, an nette Gesellschaft. Hier ist ein Unterschlupf, vielleicht sogar ein echter Ruhepunkt mitten in diesem endlosen Krieg, wo man sich treffen kann und Dinge tun, die nicht unbedingt im militärischen Interesse liegen. Pirat Prentice spürt das ganz unterschwellig, mit einer Art nervösem Klassenbewußtsein: er trägt sein Grinsen vor diesen Leuten wie eine abwehrende Phalanx zur Schau. Das hat er aus dem Kino - es ist genau das schadenfrohe, irische Grinsen, das diesem Dennis Morgan in den Mundwinkeln hängt, wenn die Einschußlöcher kleine Rauchfahnen auskotzen und er wieder ein paar von diesen gelben Rattenschnauzen erledigt hat... Das Grinsen ist für Prentice so nützlich wie er für die Firma,
    die, man weiß es, jeden für sich einspannt, Verräter, Mörder, Perverse, Neger, sogar Frauen, nur damit SIE kriegen, was SIE wollen. Mochten SIE anfangs nicht so recht von Pirats Nützlichkeit überzeugt gewesen sein, so wurden SIE es später, nach den ersten praktischen Erfahrungen, nur um so mehr.
    "Major-General, Sie können dazu doch unmöglich Ihre Einwilligung geben."
    "Wir beobachten ihn rund um die Uhr. Wir sind sicher, daß er das Gebäude nicht
    verläßt, jedenfalls nicht körperlich."
    "Dann muß er Komplizen haben. Irgendwie, durch Hypnose, Drogen, irgendwas, kommen sie an seinen Mann heran und pumpen ihn mit Beruhigungsmitteln voll. Du lieber Himmel, nächstens werden Sie auch noch an Horoskope glauben!" "Hitler glaubt daran."
    "Hitler ist ein medial begabter Mensch. Aber Sie und ich, wir sind Angestellte, vergessen Sie das nicht... "
    Nach dieser ersten Woge des Interesses nahm die Anzahl von Pirats Klienten zunächst wieder ab. Im Augenblick versorgt er so viele Fälle, wie er bequem vertragen kann. Aber in Wirklichkeit will er etwas anderes. Sie werden das nie begreifen, diese wohlerzogenen Irren von der S. O. E., ah, sehr gut, Captain, ratternde Rapporte, knarzende Stiefel, blitzende Dienstbrillen, ausgezeichnet, warumführen Sie es uns nicht mal im Club vor...
    Pirat will IHR Vertrauen, jenen Duft nach altem Whisky und ausgereiftem Tabak, den Geruch rauher Männerfreundschaft. Er will von seinen eigenen Leuten verstanden werden, nicht von diesen Klugscheißern und rationalen Kopfmonstern hier bei Snoxall's, die der Wissenschaft so ergeben, so über alle Maßen tolerant sind, daß dies hierer bedauert es aus tiefstem Herzenvielleicht der einzige Ort im ganzen Weltreich des Krieges ist, an dem er sich nicht völlig fremd fühlt... "Es ist überhaupt nicht klar", sagt eben Roger Mexico, "worauf sie hinauswollen, überhaupt nicht. Die Hexereigesetze sind mehr als zweihundert Jahre alt, ein Überbleibsel aus einem ganz anderen Zeitalter, einer völlig fremden Denkweise. Und plötzlich, im Jahr 1944, stehen wir mit einem Bein im Gefängnis deswegen. Über unseren Mr. Eventyr", er deutet auf das Medium, das am anderen Ende des Raumes mit dem jungen Gavin Trefoil plaudert, "könnten sie jeden Augenblick durch die Fenster herein herfallen und dieses gefährliche Subjekt nach Scrubs verdonnern, wegen Ausübung oder - Anwendung einer - Art - Beschwörung um die - Geister von verst orbenen - Personen an jenen - Ort zu rufen an dem es selbst sich aufhielt und weil besagte - Geister in der - Folge mit ebenda anwesenden lebendigen - Personen in

Weitere Kostenlose Bücher