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Die Enden der Parabel

Titel: Die Enden der Parabel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Pynchon
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der Nummer. Der Nguarorerue kauert sich nieder und wischt den Schlammbelag zur Seite. Ein Teil einer Ziffernfolge wird sichtbar, eine weiße 2, eine 7.
    "Outase." Und verdrießliche Gesichter bei den übrigen.
    Slothrop hat eine Eingebung. "Ihr habt wohl den Fünffachnullpunkt erwartet", unterbreitet er Enzian ein wenig später, "die fünffache Null, was? Haa-aaah!" Hab ich euch erwischt -
    Enzian wirft die Hände hoch: "Das wäre verrückt. Ich glaube nicht einmal, daß sie überhaupt existiert." "Null Wahrscheinlichkeit?"
    "Möglicherweise hängt es davon ab, wie viele danach suchen. Sind Ihre Leute hinter ihr her?"
    "Keine Ahnung. Ich hab nur durch Zufall davon gehört. Ich hab gar keine Leute." "Schwarzgerät, Schwarzkommando. Scuffling: Nehmen wir an, es gäbe irgendwo eine alphabetische Liste, egal, von wem, eine Zusammenstellung für eine Abwehrabteilung zum Beispiel. In irgendeinem Land, das ist auch egal. Aber nehmen wir an, daß durch Zufall beide Wörter auf dieser Liste stehen, Schwarzgerät und Schwarzkommando, unmittelbar hintereinander. Das wäre alles, ein Zufall des Alphabets. Wir würden nicht notwendig existieren, genausowenig das Gerät. Stimmt's?"
    Lichtgefleckt unter der milchigen Wolkendecke erstreckt sich das Sumpfland. Negative weiße Schatten flackern hinter allen sichtbaren Säumen. "Tja, hier ist es unheimlich genug, Oberst", sagte Slothrop, "was Sie da meinen, führt nicht weiter." Enzian blickt Slothrop an, so etwas wie ein Lächeln unter seinem Vollbart. "Okay, wer sonst kann darauf scharf sein?" Die Sphinx markieren ist keine Antwort -will dieser Vogel etwas provozieren? "Major Marvy zum Beispiel", fährt Slothrop fort, "und dieser Tschitscherin natürlich."
    Ha! Das hat gesessen. Wie ein Salutieren, ein Absatzknallen, schnappt Enzian zurück in völlige Neutralität. "Sie würden mir einen Gefallen erweisen", beginnt er, wechselt dann aber rasch das Thema. "Sie waren doch unten in den Mittelwerken. Wie kommen Marvys Leute denn mit den Russen aus?" "Schienen dicke Kumpels zu sein."
    "Ich habe den Eindruck, daß die Besatzungsmächte sich jetzt einig sind über eine gemeinsame Front gegen das Schwarzkommando. Ich weiß nicht, wer Sie sind und wo Sie stehen. Aber uns versucht man auszuschalten. Ich komme gerade aus Hamburg. Wir hatten Ärger. Es sollte aussehen wie ein DP-Angriff, aber dahinter stand die englische Militärregierung, und sie hatte die Unterstützung der Russen." "Das tut mir leid. Kann ich Ihnen irgendwie helfen?"
    "Seien Sie nicht tollkühn! Wir wollen lieber abwarten, was passiert. Von Ihnen weiß noch keiner mehr, als daß Sie ständig irgendwo auftauchen." Gegen Abend fallen die schwarzen Vögel in Millionenschwärmen in die Baumkronen der Nachbarschaft ein. Die Bäume werden schwer von Vögeln, die Äste verdicken sich wie Dendriten, tief in zwitscherndem Nervendunkel, in Erwartung eines wichtigen Signals...
    Später in Berlin, unten im Keller zwischen Fieberträumen, als ihm die Scheiße stündlich literweise aus den Därmen tröpfelt und er zu schwach ist, mehr als symbolische Tritte an die Ratten auszuteilen, die mit ernsthaft ins Nichts gerichteten Blicken vorbeihuschen und glauben machen wollen, daß sie nicht neu und schwerer wiegen unter den Berlinern, auf dem absoluten Tiefpunkt seiner geistigen Verfassung nach einem Untergang der Sonne, der so total ist, daß er genausogut endgültig sein könnte, sagt Slothrops tumbes, leeres Herz: das Schwarzgerät, Freundchen, ist kein Gral - dies ist es nicht, wofür das G in Imipolex G steht. Und du bist kein ritterlicher Held. Das Beste, womit du dich vergleichen kannst, ist Tannhäuser, der singende Einfaltspinsel - du hast unter einem Berg geweilt in Nordhausen, du singst ganz gerne mal zu deiner Ukulele ein, zwei Lieder, und haste nich auch das Gefühl, daß du hier in einem schmatzenden Sündenpfuhl rumlatschst, Slothrop? Vielleicht nicht ganz dieselbe Sorte, die der alte William Slothrop meinte, als er 1630 einen großen Teil des Jahres über das Schanzkleid der Arbella kotzte und von "Sünde" sprach ... aber was du getan hast, war, eine fremde Reise anzutreten, von irgendeiner Frau Holda oder Venus in irgendeinem Berg, und ein fremdes Spiel mitzuspielen... von dem du weißt, daß es in seinem nicht wegzuleugnenden Kern ein böses Spiel ist. Du spielst mit, weil du nichts Besseres zu tun hast, aber wird es davon weniger verwerflich ? Und wo ist der Papst, dessen Stab grünen wird für dich?
    Versteht sich, daß er

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