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Die Enden der Parabel

Titel: Die Enden der Parabel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Pynchon
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Pappy Hod seine Katastrophenwitze erzählte, wirklich komische, und sich die ganze Mannschaft hysterisch die Bäuche hielt und nach Luft schnappte vor Lachen: hat sich Seaman Bodine ähnlich gute Chancen auf den Tod ausgerechnet wie jetzt.
    "Ziemlicher Aufwand, hä?" ruft er. "Kein schlechter Fraß!" Die Tischgespräche sind fast ganz erstorben. Höflich-neugierige Gesichter wenden sich um. Die Flammen hüpfen in der Grube. Es sind zwar keine "fühlsamen Flammen", aber wenn sie's wären, so könnten sie jetzt vielleicht die Gegenwart von Brigadier Pudding entdecken. Er ist inzwischen Mitglied der Gegenmacht, mit Dank an Carroll Eventyr. Dank ist hier angebracht. Die Seancen mit Pudding sind mindestens ebenso nervtötend wie einstmals die wöchentlichen Lagebesprechungen bei der "Weißen Visitation". Pudding hat als Toter eine noch ausdauerndere Schnauze denn zu Lebzeiten. Die regelmäßigen Seance-teilnehmer wimmern schon: "Werden wir ihn denn nie mehr los ?" Aber es kam durch Puddings Begeisterung für kulinarische Faxen,.daß die nun folgende abstoßende Kriegslist ersonnen ward. "Hm, ich weiß nicht", murmelt Roger ausgesucht beiläufig, "hier scheint mir gar kein Rotz-Ragout auf der Karte zu stehen ..."
    "Yeah, was mich betrifft, so hätte ich etwas Eiter auf Eis vertragen können. Glaubste, daß die so was haben?"
    "Nein, aber vielleicht gibt's dafür Auswurf in Aspik!" schreit Roger jetzt. "Mit einem Klacks - Menstruationsblut-Mostrich!" . "Tcha, ich war eher für so 'n ausgereiftes, würziges Smegma-Stew zu begeistern", schlägt Bodine vor. "Oder wie wär's mit 'ner Blutgerinnsel-Bouillon?"
    "Ich muß schon sagen", murmelt eine Stimme von undefinierbarem Geschlecht am Ende der Tafel.
    "Wir könnten ein besseres Menü als das-hier zusammenstellen", wedelt Roger mit der Karte. "Als Appetitanreger Mutterkuchen a la Maison, dann vielleicht ein raffiniertes kleines Schorf-Souffle, natürlich ohne die harten Krusten... o-oder Po-pel-Pisskuits! Mmm, ja, mit Magengeschwür-Mayonnaise abgeschmeckt? Und gekrönt von saftigen kleinen Klabusterklöß-chen... "
    "Aha, ich begreife", schaltet sich Commando Connie ein, "es muß alliterativ sein. Also, wie wär's mit... äh... Kot-Klopsen?"
    "Wir sind jetzt erst beim Suppengang, Baby", sagt kühl Bodine, der Seemann, "also laß mir mit meinen Karzinom-Kon-somme den Vortritt, oder wahlweise einer Kotzknödelsuppe."
    "Erbrochene Erdäpfelsuppe", sagt Connie. "Jetz haschus kapiert."
    "Gefüllte Zysten-Zwiebel", fährt Roger fort, "mit kleinen, kirschroten Tupfern von Abtreibungs-Aspik, in einer delikaten Schuppenflechten-Sauce." Man vernimmt das Geräusch von wohlerzogenem Würgen, und ein Gebietsvertreter von ICI sucht eilends das Weite, einen langen Strahl klumpig-beiger Kotzebrühe ausspeiend, der auf das Parkett platscht. Überall um den Tisch werden Servietten an die Gesichter gehoben, Bestecke niedergelegt, silbernes Klirren auf Feldern von Weiß und verwirrte Entschlußlosigkeit, dieselbe Sache wie in Mossmoons Büro ... Und weiter in der Speisenfolge, von Furz-Fondue (geschickt plazierte DarmgasBlasen steigen langsam aus einer Käse- Zähflüssigkeit, yummm) zu FurunkelFrikadellen, Venerischer Vanillecreme in Sabber-Sauce... Ein Kazoo hört zu spielen auf. "Warzenwaffeln!" heult Gustav. "Speibe-Schnitten mit Schweiß-Sirup", fügt Andre Omno-pon hinzu, während Gustav sein Spiel wieder aufnimmt und die Außenstimmen längst eine perplexe Generalpause eingelegt haben.
    "Und belegt mit Bandwurm-Biskuits", murmelt der Cellist, der einem Späßchen nicht gänzlich abhold ist.
    "Hämmorhoiden-Haschee", Connie klopft begeistert mit dem Löffel auf den Tisch, "Brunz-Burgers!"
    Frau Utgarthaloki springt auf, eine Platte mit gefüllten Geschwülsten - Verzeihung, nein, Teufelseier sind es - umwerfend, und flieht unter tragischen Schluchzern aus dem Raum. Ihr verbindlicher Stahlgatte erhebt sich gleichfalls und folgt, den Störenfrieden männliche Blicke voll gewisser Todverkündung zuwerfend. Ein diskreter Hauch von Erbrochenem beginnt unter den Falten des Tischtuchs aufzusteigen. Nervöses Gelächter ist längst zu bösartigem Gewisper zerbröckelt. "Wahlweise Gangräne-Gulasch oder eine Portion sämigbrauner Lepra-Linsen", singt Bodine aus, "Lep-ra- [ein Terzschritt abwärts] Lin-sen", und droht den Unverscheuchten spielerisch mit dem Zeigefinger, nun macht schon, ihr kleinen Kacker, kotzt für den netten Zoot-Onkel...
    "Fußpilz-Frikassee!" schreit Roger-der-Rowdy. Jessica

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