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Die Endzeit Chroniken - Exodus (German Edition)

Die Endzeit Chroniken - Exodus (German Edition)

Titel: Die Endzeit Chroniken - Exodus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Fischer
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über eine neue Bedrohung. Offiziell nannte man das natürlich Geistergeschichten für abendliche Lagerfeuer, doch so weit draußen, mitten in der dunklen Nacht, erschienen sie auf einmal sehr real. Angel hielt es für eine gute Idee, dass sie erneut die Wache mit ihrer Schülerin übernahm, um den Schrecken, der ihnen hier widerfahren war, zu verarbeiten. Hin und hergerissen entschied Cassidy, dass sie an diesem Ort ohnehin keine Ruhe finden würde. Kurz darauf verkrochen sich die anderen erschöpft in ihre Schlafsäcke.
    Die Nacht verlief ruhig. Gelegentlich hatte die nervöse Teenagerin das Gefühl, etwas am Horizont zu sehen. Eine Staubwolke oder ein Paar Scheinwerfer, doch nichts passierte, niemand griff sie an. Sie patrouillierten an Angels alter Stellung vorbei; ihr Blut klebte deutlich sichtbar an der Wand. Die vom Leben gezeichnete Kämpferin rieb sich das Bein und stöhnte leise, als sie einen Moment lang jede Verletzung ihrer blutigen Laufbahn spürte.
    »Alles okay?«, fragte Cassidy vorsichtig.
    »Geht schon. Ist halt ein komisches Gefühl, an dem Ort zu stehen, wo man fast gestorben wäre. Naja, ist nicht das erste Mal, dass mir so was passiert.«
    »Wie oft hat es dich denn bisher erwischt?«
    »So richtig? Drei Mal«, ächzte Angel und zwängte sich in ihre Stellung hinein. Zu ihrer großen Freude entdeckte sie die beigefarbene Sandsocke, die Kim in der Eile vergessen hatte mitzunehmen.
    »Ich nehme mal an, das steht mir auch noch bevor?«, fragte ihr Protegé und zwang sich dabei ein morbides Lächeln ab.
    »Vielleicht. Einmal hast du ja schon hinter dir«, erwiderte Angel schadenfroh und schüttelte den Sand aus ihrer Gewehrauflage. »Schau dir Butch an. Der bekommt höchstens mal einen Kratzer ab. Die schießen immer seinem Bruder ins Bein und er muss ihn dann tragen. Kim wurde mal von einem Wolf angefallen; sah ziemlich übel aus. Sie war gerade auf der Jagd, um den Dicken zu füttern, als sich eins dieser Biester im hohen Gras an sie heranschlich und ihr den linken Oberschenkel zerbissen hat, bevor sie ihn abwehren konnte. Seitdem hat sie panische Angst vor den Viechern.«
    »Hm, Scott scheint sie aber nicht zu stören«, erwiderte Cassidy überrascht und streichelte ihren treuen Gefährten, der ohne Widerrede an der Nachtschicht teilgenommen hatte.
    »Naja, zwischen domestizierten Hunden und freien Wölfen liegt noch ein himmelweiter Unterschied. Bei den vielen Kötern in Silver Valley würde sie es da sonst ja auch keinen Tag aushalten.«
    Angel steckte ihre Sandsocke ein, erhob sich aus ihrer alten Stellung und nahm die Patrouille wieder auf. Damit ihre junge Schülerin nicht während des Laufens einschlief, erkundigte sie sich nach ihrem Geschichtsstudium. Ungläubiges Augenrollen war Antwort genug. Cassidy verstand nach wie vor nicht, wie ihr die Philosophien längst verstorbener Feldherren und Politiker beim Überleben in den Wastelands helfen sollten. Angel erklärte ihr, dass es hinter den offensichtlichen Konflikten immer verdeckte Abläufe und Ursachen gäbe, die nur ein geschulter Blick zu erkennen vermochte. Religionen hatten nicht zwangsläufig etwas mit imaginären Göttern zu tun. Schlachten zu gewinnen genügte nicht, um auch aus Kriegen siegreich hervorzugehen. Um wahrhaft über seine Gegner zu triumphieren, müsse man sie verstehen, und da sich Geschichte ständig wiederhole, wäre die Kenntnis darüber der Schlüssel zum Erfolg. Für Cassidy galt bis vor ein paar Wochen die verdorrte Umgebung ihres Dorfes als geistiger Horizont, weswegen sich ihr Verständnis für Angels Gedankenwelt nur zögernd entwickelte. Aber die lange Erfolgsgeschichte schien ihr Recht zu geben, weshalb Cassidy ihr aufmerksam zuhörte, was Angel wiederum zufrieden stellte.
     
    ***
     
Schon kurz nach Sonnenaufgang trafen die beiden Humvees auf die ersten Bahnschienen, die sie bis nach Jaguar Bay begleiteten. Das Gleisnetz mündete in dem alten Rangierbahnhof, der seit der Austrocknung seines Flusses nicht mehr genutzt worden war. Johnnys Heimatdorf war um ein Vielfaches größer als Silver Valley und hauptsächlich von halb verrotteten Lagerhäusern, Getreidesilos und Eisenbahnschuppen geprägt. Die Bewohner hatten sich den Gegebenheiten angepasst und einige der alten Depots zu komfortablen Mehrfamilienhäusern umgebaut. Gigantisch anmutende Lokomotiven und Eisenbahnwaggons zogen während der Einfahrt Cassidys neugierige Blicke magisch an. Ihr Verstand konnte sich nicht mal ansatzweise vorstellen, wie

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