Die Endzeit Chroniken - Exodus (German Edition)
seit zwei Jahrzehnten ein Fremdwort, aber Spuren zu hinterlassen ging wider ihre Natur als unsichtbare Scharfschützin. Außerdem wurden die wiederverschließbaren Metallzylinder immer wieder neu befüllt. »Jetzt ab ins Bett! Ich bin hundemüde. Wer will heute Nacht Wache halten?«
Cassidy und Kim meldeten sich freiwillig, woraufhin der Rest in die Schlafsäcke kroch. Victor sah enttäuscht aus, doch Kim hatte kein Interesse an einem weiteren gegrillten Hasen. Zusammen mit der jungen Rekrutin stieg sie die Anhöhe hinauf, gut zwanzig Meter von der Feuerstelle entfernt. Patrouillieren mussten sie heute nicht, der Hügel war klein und von der Mitte konnten sie die gesamte Umgebung beobachten.
Die Stunden weigerten sich hartnäckig vorüberzugehen, aber Probleme mit Aufmerksamkeitsdefiziten hatten die beiden Frauen in dieser Nacht nicht. Die grausamen Bilder aus Sienna zwängten sich in der Dunkelheit zurück in ihr Gedächtnis und ließen sie jeden Schatten zweimal mustern, bevor sie sich selbst Entwarnung gaben.
»Ist doch alles Unsinn!«, begann Kim plötzlich und durchbrach ohne Vorwarnung die stundenlange Stille. Cassidy zuckte erschrocken zusammen und warf ihr einen giftigen Blick zu, ehe sie zurückhaltend um eine Erklärung bat.
»Diese Geschichten über Mutanten, Zombies und Geistererscheinungen in der Wüste. Hat dir in Silver Valley keiner was darüber erzählt?«
»Nein, eigentlich nicht. Irgendwer hat mich den ganzen Tag durch die Gegend gescheucht, so dass ich abends kaum noch ins Bett kam!«
Kim verstand die Anspielung durchaus und kommentierte sie mit einem verschmitzten Augenzwinkern, verzichtete aber darauf, dem Mädchen weitere Gründe für schlaflose Nächte einzureden.
Bis auf das entfernte Knistern des Lagerfeuers war es vollkommen still. Kein Windhauch, der durch das spärliche Steppengras strich, keine Nagetiere, die sich den fremden Reisenden mit leichtsinniger Neugier näherten. Jedes Mal, wenn Cassidy Wache hielt, wünschte sie sich insgeheim einen Überfall von Scavengern oder Snakes, um zu beweisen, was sie inzwischen alles gelernt hatte. Trotz ihres straffen Trainingsprogramms waren ihr die Gerüchte ihre Person betreffend nicht verborgen geblieben. Einige Bewohner von Silver Valley sahen in ihr, dank der maßlosen Übertreibung von Butch und Johnny, die Hoffnung auf den endgültigen Sieg über die verhassten Vultures. Andere bezeichneten sie als ein tollpatschiges, übermütiges, junges Ding, das an den Waschzuber anstatt hinter ein Gewehr gehörte. Cassidy wollte keins von beidem sein, sondern sich endlich beweisen können. Doch am meisten machte ihr die Stille zu schaffen, durch die ihre Gedanken in Eigenregie ständig zu ihrer Familie, insbesondere ihrem Bruder zurückkehrten.
»Wie bist du eigentlich mit Johnny zusammengekommen?«, murmelte sie, um sich selbst abzulenken und weil sie die Entstehungsgeschichte des ungleichen Paares schon seit ihrer Begegnung in Temple Town interessierte.
»Warum ist so ein hübsches Mädchen wie du, die jeden haben könnte, mit dem dicken Johnny zusammen!«, begann Kim mit der Stimme einer hochnäsigen Adelsdame. Offensichtlich war sie diese Frage bereits gewohnt und setzte ohne Unterbrechung zur Erklärung an. »Johnny war einer der Ersten, die sich für die Kurierdienste im Auftrag der Enklaven meldeten. Seine Familie in Jaguar Bay hast du ja selbst kennengelernt. Vor neun Jahren haben sie sich mit Silver Valley verbündet, als mein Vater noch lebte und die Truppe anführte. Wir suchten nach Freiwilligen für die Ranger. Unsere Anforderungen waren nicht sehr hoch, da es ohnehin kaum jemanden gab, der aus freien Stücken durch die Wüste fahren wollte. Johnny war zu der Zeit einfach abenteuerlustig und dachte sich nicht viel dabei. Butch, er und ich wurden das erste Team. Vielleicht hast du es schon mitbekommen, Butch ist eher so der familiäre Typ, der gute Freund, aber niemand der mit mir mithalten will. Mein Dicker dagegen ist witzig, auf seine Art charmant und kompensiert meine euphorische Natur in der Öffentlichkeit. Butch spaltete sich je nach Auftrag von uns ab, nachdem sein Bruder den Rangern beigetreten war. Den Rest kannst du dir denken. Lange, einsame und kalte Wüstennächte, dazu jede Menge Gefechte mit den Gangs. Schon nach wenigen Wochen hatten wir ein Vertrauensverhältnis aufgebaut, das keine Grenzen mehr kannte. Eins führte zum anderen und nun sind wir seit sieben Jahren zusammen.«
Cassidys Gedanken entführten sie
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