Die Endzeit Chroniken - Exodus (German Edition)
hier noch jemand lebt?«
»Kaum«, versuchte Angel ihr Team zu beruhigen. »Das Licht wird mit Sicherheit von einem Notfallgenerator versorgt, den wir mit unserer Schleusenöffnung aktiviert haben.«
Die Worte verfehlten ihre Wirkung nicht, konnten jedoch ebenso wenig die Zweifel ausräumen. Eine Quarantäne verhängte das Militär nicht ohne Grund, und schon gar nicht zwei Jahre vor dem eigentlichen Zusammenbruch. Irgendetwas musste hier unten geschehen sein. Etwas, von dem die Menschheit nichts erfahren sollte, nicht einmal kurz vor dem Ende. Etwas, was nie das Tageslicht erblicken durfte – und sie steuerten direkt darauf zu. Alle Worte der Welt hätten das Unbehagen der Gruppe nicht auslöschen können, doch die ernste Lage ihrer Heimat und die Hoffnungen, die in ihrer Mission steckten, trieben sie voran.
Butch fuhr auf der kurvenreichen Strecke absichtlich mit Schrittgeschwindigkeit und rechnete hinter jeder Biegung mit einem Hindernis. Die Scheinwerfer wurden von den mit gelben Streifen bemalten Wänden reflektiert und blendeten ihn so stark, dass er die Augenlider zusammenkneifen musste. Schon nach gut fünfhundert Metern endete die Fahrt vor einer massiven Schleuse. Im Kontrollposten, abseits der Straße, lag eine verweste Soldatenleiche. Einschusslöcher im Kopf und ein trockener Blutfleck an der Wand erzählten eine eindeutige Geschichte. Angel schob den Drehstuhl beiseite, um an die Türöffnungskonsole zu gelangen. Ein Sicherheitsscharnier, das normalerweise heruntergeklappt sein sollte, um den Schalter gegen unbeabsichtigte Benutzung zu schützen, lag abgerissen daneben. Der runde, rot leuchtende Kunststoffknopf selbst wies deutlich einen Fingerabdruck auf, der erst vor kurzer Zeit entstanden sein konnte.
»Was ist? Stimmt was nicht?«, rief Kim durch das Fenster, als Angel zögerte. Sie zuckte zusammen, schlug wortlos auf den Türöffner und setzte sich zurück in den Humvee. Hinter der Schleuse erwartete sie ein großzügiger Logistikumschlagplatz mit fünf separaten Dockstationen für LKW. Ein Militärlaster verrottete auf dem zweiten Stellplatz, die anderen waren frei. Durch die zerrissene Plane flackerte rotes Licht aus den gegenüberliegenden Rundumleuchten. Zwei offene Rolltore gaben den Blick ins Innere der Lagerräume preis, wo sich dutzende Holzkisten mit unkenntlichen Aufschriften stapelten. Hunderte Versorgungsgüter lagen wie in einem Baumarkt säuberlich sortiert in aneinandergereihten Metallregalen. Als Butch an dem Militärtransporter vorbeigerollt war, stoppte er den Humvee so plötzlich, dass Johnny ihm beinahe aufgefahren wäre. Ohne einen Ton zu sagen, schwang der dicke Ranger seine Faust aus dem Fenster. Der Mechaniker ignorierte ihn und wies seinen drahtigen Bruder lautlos an, das Bordgeschütz zu besetzen. Angel und Cassidy stiegen mit gezogenen Waffen aus und verschwanden hinter dem Laster, ehe Kim mit ihrem Freund neben ihnen auftauchte und Matthews Pick-up erkannte, der in der Logistikstation parkte. Sofort ging Johnny in Deckung und sicherte Victor den Rücken, während Kim die Rolltore im Auge behielt. Auch Scott gab keinen Laut von sich, sondern zog den Kopf ein und versteckte sich im Fußraum des Humvees.
Unterdessen näherten sich die beiden Frauen dem Kleintransporter mit angelegten Gewehren. Die Türen waren verschlossen und die Abdeckplane ordnungsgemäß verzurrt. Der Wagen wirkte wie ein gewöhnliches, geparktes Fahrzeug. In der Passagierkabine war nichts zu erkennen, was auf einen gewaltsamen Übergriff schließen ließ, die Metallverkleidungen waren heruntergeklappt worden und die Sitze so sauber, als hätte Matthew sie gerade erst gereinigt. Cassidy gab ihrer Kameradin Feuerschutz, als sie vorsichtig die Plane der Ladefläche löste. Zentimeterweise zog sie die Kunststoffdecke zurück, den Kopf in Deckung haltend, um nicht von einer Sprengfalle oder einem versteckten Gegner getroffen werden zu können. Doch es erwarteten sie lediglich dutzende gefüllte Munitionsbehälter und fabrikneu anmutende Gewehre. Ohne ein Wort zu sagen, kehrte sie mit ihrer Schülerin zum Humvee zurück.
»Scheint als hätten sie Erfolg gehabt«, flüsterte sie den ihrem Team zu. »Die Ladefläche ist voller Waffen und Munition!«
»Aber wo sind die anderen? Und warum hat Matthew seinen Wagen stehen lassen und ist zu Fuß geflüchtet?«, fragte Kim besorgt. »Er ist einfach nicht der Typ, der seine Kameraden im Stich lässt und davonrennt!«
Darauf wusste Angel keine Antwort, doch
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