Die Endzeit Chroniken - Exodus (German Edition)
das Schicksal von Team Fünf war Teil ihrer Mission. Außerdem kam es nicht in Frage, dass sie ihre Freunde ohne einen Rettungsversuch zurückließen. Sie entschied sich daher zu einer genaueren Erkundung der Basis, angefangen mit der Lagerhalle, die als Eingang zum gesamten Komplex diente. In Zweierteams schlichen sich die Ranger durch die engen Gänge zwischen den Regalen entlang. Vieles vom Inhalt war mit den Jahren unbrauchbar oder ungenießbar geworden, aber auch langlebiges Verbandszeug und einst frei verkäufliche Medikamente befanden sich in den unzähligen Kisten. An den Wänden stapelten sich große, silberne Metallfässer, deren aufgeklebte Totenkopfschilder vor ätzenden und giftigen Chemikalien warnten. Ein paar davon hatten sich im Laufe der Jahrzehnte durch ihr stählernes Gefängnis gefressen. Eine klebrige, giftgrüne Masse hatte sich auf dem Boden mit einer farblosen und bereits eingetrockneten Flüssigkeit vermischt. Am Ende der Halle traf sich das Team vor einem gigantischen Lastenaufzug, dessen Förderkorb in der Tiefe kaum noch zu erkennen war. Gut zwanzig Stockwerke trennten sie vom Untergrund.
»Na toll«, keuchte Angel und wich von dem Fahrstuhlschacht zurück. »Ich hasse Aufzüge!«
Kim sah sie mit geteilter Schadenfreude und Mitleid an, während sie den Schacht genauer untersuchte und eine Leiter entdeckte, die neben der Kabine in die Tiefe führte.
»Da kämen wir runter.«
»Vergiss es!«, zischte Angel, die noch immer mit ihrer Höhenangst kämpfte. »Wo es einen Fahrstuhl gibt, da gibt es auch Stufen! Außerdem können wir Scott nicht so weit abseilen.«
»Dann teilen wir uns auf? Ihr sucht das Treppenhaus, während Johnny und ich schon mal hinabsteigen?«
Obwohl ihr Freund von der Idee gar nicht begeistert war, hatte er eigentlich kein echtes Mitspracherecht, zumal Angel den Vorschlag abnickte. Gemeinsam schwangen sie sich zur Leiter herüber und stiegen vorsichtig die Sprossen hinab. Unterdessen folgten die anderen der gut sichtbaren Markierung zu den Stufen. Angel band sich ihre schwarze Mähne zu einem langen Pferdeschwanz zusammen und leuchtete anschließend zwischen den Treppen hindurch. Der Förderkorb war bei weitem nicht auf der untersten Ebene zum Stehen gekommen. Selbst im gebündelten Licht ihrer Stabtaschenlampe war der Boden nicht zu erkennen.
Butch und Victor verließen die beiden Frauen an der Tür zum ersten Untergeschoss. Dahinter offenbarten sich ihnen großräumige Büros mit professionellen Skizziertischen, auf denen die Kampfmaschinen des einundzwanzigsten Jahrhunderts konstruiert worden waren. Modelle von autonomen Kampfrobotern ließen sich auf beinahe jedem Schreibtisch finden. Kalender von 2046 bestätigten, dass die Basis bereits zwei Jahre vor dem globalen Zusammenbruch aufgegeben worden war.
Angel und Cassidy stellten unterdessen fest, dass sich der Verwesungsgeruch proportional zur Tiefe verstärkte. Auch sie entdeckten nur Büros und einen großzügig dimensionierten Präsentationsraum, dessen riesige Leinwand durch die eingebrochene Feuchtigkeit unter starkem Schimmelbefall litt. Fünf Etagen lang fanden sie nichts als Schreibtischarbeitsplätze, Kopierräume und Serverkabinen. Erst das sechste Untergeschoss bot ein anderes Ambiente. Die einst weißen Tapeten wurden von grauen Betonwänden abgelöst und Kabelschächte nicht länger versteckt hinter der Fassade geführt, sondern waren unverblendet unter die Decken montiert worden. Die ganze Zeit über begleiteten die Ranger zusätzlich zur gedimmten Notbeleuchtung die roten Blinklichter, die es überall in der Basis zu geben schien. Massive Panzerglasfenster mit schweren, verrosteten Stahlrahmen gaben den Blick auf Großraumlabore preis, an deren Eingänge bunte Markierungen klebten, die vor Giften, Krankheitserregern oder schädlichen Strahlungen warnten. Auf den Tischen befanden sich noch immer Aufbauten für Experimente, die nur auf einen Wissenschaftler warteten, um mit der Arbeit fortzufahren. Angel durchsuchte die herumliegenden Datenpads nach nützlichen Informationen, während Cassidy die mannshohen Glaskolben untersuchte, die überall im Labor standen. Die trübe, grüne Flüssigkeit in ihnen ließ nur eine Silhouette des Inhalts nach außen dringen. Das Mädchen wischte den Staub von der Oberfläche, um besser hineinblicken zu können, doch im selben Moment verließen ein paar Gasblasen das organische Objekt und stiegen mit einem Blubbern an der Glaswand hinauf. Erschrocken zuckte sie
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