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Die Endzeit Chroniken - Exodus (German Edition)

Die Endzeit Chroniken - Exodus (German Edition)

Titel: Die Endzeit Chroniken - Exodus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Fischer
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die Wohnanlage an und folgen dann dem Pfad in die Berge«, entschied Angel. Die schweren Geländewagen bogen daraufhin im Schritttempo in die Seitenstraße ein und bildeten eine Formation hinter den beiden Frauen, die wiederum dem aufmerksamen Schäferhund folgten. Sie fuhren so nah wie möglich an den Straßenrändern, um ein größtmögliches Sichtfeld abdecken zu können.
    Dutzende gleichförmige Parzellen mit identischen Einfamilienhäusern säumten den Asphaltweg. Kniehohe Sträucher wucherten in den Vorgärten, die Fenster hingen schief in den Rahmen, die ausgeblichene Farbe der Holzbauten pellte sich im grellen Sonnenlicht ab. Große Spinnenweben klebten unter den Dächern, Fliegengittertüren und Fensterläden klapperten im schwachen Wind. Vorsichtig untersuchten Angel und Cassidy die Gebäude, ohne Scott für einen Moment aus den Augen zu lassen. Erfreut stellten sie fest, dass die Hausapotheken auch nach mehr als zwanzig Jahren noch gut gefüllt waren. Hunderte Vitaminpillen, Antibiotika und Schmerzmittel sammelten sich in den Erste-Hilfe-Kästen der Humvees. Die Haltbarkeit war bei weitem überschritten, doch die meisten der Medikamente verloren ihre Wirkung auch Jahrzehnte nach ihrem Ablaufdatum nicht.
    Die Einrichtungen der Häuser entführten die neugierigen Entdecker in eine andere Zeit. Große Spiegelwände mit eingelassenen Fernsehbildschirmen ließen die beiden schmunzelnd ihre Kleidung zurechtrücken. Angel hatte außerdem einen antiken Sport-BH entdeckt, der für das vermeintlich schwache Geschlecht unter den Rangern ein unerlässliches Accessoire war. Die Küchen waren bis ins Detail durchgeplant worden. Jeder Topf, jede Pfanne und jedes Messer besaß seine eigene Halterung. Bis auf den Staub der vergangenen Dekaden wirkten die Gebäude sauber und aufgeräumt.
    »Definitiv eine Militärsiedlung, hier sieht’s ja aus wie bei Frank!«, brummte Angel beim Anblick der beinahe spießerischen Ordnung. Alle Häuser verfügten über ein abgetrenntes Arbeitszimmer. Meist war es der einzige verwüstete Raum. Datenpads und Speichermodule lagen auf dem Boden verteilt, solarbetriebene E-Papers flackerten im einfallenden Sonnenlicht. Neugierig durchwühlten die beiden Frauen die Aufzeichnungen der Offiziere.
    »Ein Abschiedsbrief«, murmelte Angel, als sie den Schreibtisch in einem der Gebäude untersuchte.
     
»Liebste Nancy,
ich weiß nicht, wie lange wir noch durchhalten können. Der Krieg hat die Versorgungslinien zerstört und wir sind auf uns allein gestellt. Die Vorräte werden knapp und unsere Experimente verbrauchen jeden Tag mehr davon. Der Professor weigert sich, sie einzustellen. Er predigt uns immer wieder, dass nur sie uns retten können. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Er könnte Recht haben, aber ich fürchte eher, dass er uns alle ins Verderben führen wird. Ich hoffe, dass diese Nachricht noch übertragen …«
     
    »Weiter kam er wohl nicht.«
    »Was für Experimente?«, sorgte sich Cassidy.
    »Das finden wir früh genug heraus«, versuchte Angel sie zu beruhigen. »Hast du sonst noch irgendwas gefunden?«
    »Ein paar alte Klamotten, weiße Kittel.«
    »Das passt zusammen. Wird ein Wissenschaftler gewesen sein.«
    Eine halbe Stunde lang untersuchten sie die Parzellen, die in jedem Haus ein identisches Bild boten: menschenleere Gebäude, in denen seit Jahrzehnten niemand mehr lebte. Der große Unterschied zu anderen verlassenen Siedlungen war, dass die Bewohner nicht Hals über Kopf flüchteten, sondern ordnungsgemäß evakuiert worden waren. Die hohe Zahl an depressiven Briefen und Tagebuchaufzeichnungen ließ Angels Stirnfalten ins Unermessliche wachsen und weckte ihre Neugier, doch die flackernden Displays lieferten nur unzureichende Antworten. Außerdem wollte sie die Basis noch vor Einbruch der Dunkelheit erreichen und entschied sich daher für die Weiterfahrt in die Berge.
    Die gut ausgebaute Straße schlängelte sich knapp vier Kilometer zwischen scharfen Klippen und steilen Hängen hinauf, bevor sie in einen zweihundert Meter breiten, asphaltierten Parkplatz mündete. Zwei schwerbewaffnete aber inaktive Kampfroboter bewachten die Zufahrt. Die autonomen Kriegsmaschinen sahen wie überdimensionierte Wachhunde aus. Eine Zwanzig-Millimeter-Kanone stellte die panzerbrechende Primärbewaffnung dar, die von zwei leichten, um fünfundvierzig Grad schwenkbaren Maschinengewehren unterstützt wurde. Auf ihren vier gepanzerten Beinen waren diese Jagdmaschinen vor dem globalen

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