Die Endzeit Chroniken - Nemesis (German Edition)
Kacheln ließen das Wasser einladend und sauber erscheinen, aber die Tiefe von fünf Metern schürte ihre Angst. Zum Glück hatten die Betreiber auch daran gedacht. Die Hälfte des Beckens war fast bis zur Wasserlinie hochgefahren worden und senkte sich langsam bis auf die Maximaltiefe, so dass man wie an einem echten Strand noch eine Weile im angenehm kühlen Wasser stehen konnte. Es schmeckte salzig und roch nach Chemikalien, die Cassidy unbekannt waren. Da es aber niemanden zu kümmern schien, schlug sie ihre Bedenken in den Wind und tapste weiter hinein, bis nur noch ihre Schultern herausragten.
»Du bist noch nie in deinem Leben geschwommen, oder?«, interpretierte Jenny ihren verängstigten Blick.
Cassidy schüttelte mit dem Kopf, ohne die Augen von den Turmspringern am tiefen Ende der Halle zu nehmen, die sich wagemutig aus fünf Meter Höhe in das Becken stürzten.
»Wie lange hast du nochmal gebraucht, um das zu lernen?«, fragte Alison spöttisch.
Jenny grummelte ihr eine unverständliche Antwort zu, um das Thema nicht weiter zu verfolgen. Zusammen nahmen sie Cassidy an die Hand und führten sie bis zu dem Punkt, an dem sie gerade noch mit dem Hals über die Wasserlinie ragte.
»Der Trick ist, normal zu atmen. Dein Körper ist leichter als das Wasser und schwimmt ganz von selbst oben, aber du darfst nicht in Panik verfallen und ...«
Weiter kam sie nicht. Cassidy hatte mutig die Beine angezogen, doch schon beim ersten Versuch versank sie und verfiel in ein panisches Planschen, bis Alison und Jenny sie zu fassen bekamen und etwas zurückruderten.
»Okay! Und gleich noch mal!«
Es kostete eine halbe Stunde intensive Anstrengung und ihre beiden Lehrerinnen erhielten ein paar blaue Flecken, aber dann spürte Cassidy, wie sie in einem scheinbar schwerelosen Zustand überging und mit ausgestreckten Gliedmaßen auf der Wasseroberfläche schwebte. Ein paar Minuten später vollführte sie bereits die ersten unbeholfenen Schwimmübungen, paddelte vorsichtig mit ihren Fußspitzen und steuerte mit den Armen.
»Na siehst du! Geht doch ganz leicht!«, beglückwünschte sie Alison.
Cassidy hörte sie mit ihren Ohren unter Wasser nicht und schwamm wie in Trance weiter, bis sie auf dem Rücken liegend den Beckenrand erreichte. Euphorisch stellte sie sich auf den Boden und drehte sich zu den beiden um.
»Wahnsinn!«, rief sie ihnen freudestrahlend zu. »Und das könnt ihr jeden Tag machen?«
Jenny nickte. »Pass mal auf!«, sagte sie. »Du bleibst hier, okay? Schwimm nicht ins tiefe Wasser, solange wir weg sind!«
»Wo geht ihr hin?«
Alison grinste ihr zu und kletterte zusammen mit Jenny aus dem Becken heraus. Auf ihrem Weg zu den Sprungtürmen machten sie bei einem Mann in orangefarbenen Shorts und weißem T-Shirt Halt, zeigten auf Cassidy und erklärten dem Bademeister, dass er auf sie achten solle. Anschließend erklommen sie nacheinander den Fünf-Meter-Turm und winkten ihr zu, damit sie ihnen auch zusah.
Cassidy stockte der Atem, als Jenny zwei Schritte Anlauf nahm, sich vom Boden abstieß und mit einem akrobatischen Hechtsprung mit gebeugter Hüfte und gestreckten Beinen in das Wasser sprang. Unten angekommen forderte sie Alison auf, ihre Leistung zu überbieten. Die schüttelte mit dem Kopf und ruderte ihr mit den Armen zu, den Weg freizugeben. Anschließend stellte sie sich mit dem Rücken zum Becken und landete nach einem doppelten Salto im Wasser.
»Wie lange habt ihr da dran geübt?«, fragte Cassidy begeistert, nachdem sich die beiden wieder zu ihr gesellt hatten.
»Ein halbes Jahr vielleicht?«, schätzte Jenny mit Blick auf Alison, die ihr nickend zustimmte. »Überzeug deine Leute doch einfach, bei uns mitzumachen, dann bringen wir dir das auch bei!«
Gute zwei Stunden lang vergnügten sie sich in den Fluten des Schwimmbads. Alison und Jenny sprangen noch ein paar Mal vom Turm und wurden dabei längst nicht nur von Cassidy bewundert. Sie selbst fühlte sich zunehmend sicherer, schwamm bereits im tiefen Bereich und hätte sich auch schon einen Turmsprung zugetraut. Jenny hielt sie aber sicherheitshalber davon ab und erklärte ihre Vorsorge damit, dass sie sich alle Knochen brechen könnte, wenn sie ungünstig auf das Wasser prallte. Alison stimmte ihr mit der Bemerkung zu, dass sie schließlich ein Medizinstudium absolvierte und wüsste, wovon sie redet.
***
Dog lauschte unterdessen den Ausführungen von Colonel Grant über seinen geplanten Angriff auf die Vulturefestung. Der Vortrag
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