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Die Endzeit Chroniken - Nemesis (German Edition)

Die Endzeit Chroniken - Nemesis (German Edition)

Titel: Die Endzeit Chroniken - Nemesis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Fischer
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ignorierte die ohnehin leergefegten Verkaufsstände und lehnte sich an die Hauswand neben einem angekippten Kellerfenster.
    »Grandpa«, flüsterte er in dessen Richtung und versuchte dabei mit seinen verschränkten Armen wie jemand zu wirken, der gerade eine Pause einlegte. »Grandpa!«
    Er bekam keine Antwort, aber man hörte ein leichtes Knarzen und Keuchen aus dem Keller, als würde sich ein gebrechlicher alter Mann von einem antiken Holzstuhl erheben.
    »Bei Nacht sind alle Katzen grau«, flüsterte Grant zum Fenster herunter.
    Wieder regte sich zunächst nichts und Dog stand kurz davor, ihn in seinem Restalkoholrausch für verrückt zu erklären und selbst einen Blick in den Keller zu werfen.
    »Was brauchst du?«, kratzte plötzlich eine Stimme, die mit der Einschätzung eines Rentners übereinzustimmen schien.
    »Schnaps. Wodka, wenn du welchen hast.«
    »Kannst du bezahlen?«, fragte die Stimme misstrauisch.
    Grant holte seinen Geldbeutel hervor, zählte drei Silberstücke ab und ließ sie auf den Boden vor dem Fenster fallen. Das Klimpern hatte noch nicht mal aufgehört, da schnellte eine Hand aus der Dunkelheit und schnappte sich die Münzen, wie eine Echsenzunge auf Insektenjagd. Anschließend kehrte wieder Ruhe ein, so als wäre nichts geschehen.
    »Und was jetzt?«, wunderte sich Dog. Inzwischen war er davon ausgegangen, die Bedeutung von Zahlungsmitteln verstanden zu haben. Geld gegen Ware. Doch irgendwas stimmte hier nicht. Das Geld war weg aber Schnaps hatte er immer noch nicht.
    »Komm«, hauchte Grant ihm zu und führte ihn einmal um den Wohnblock herum.
    Auf der anderen Seite hielt er abermals auf ein Kellerfenster zu, das im Schatten einer Bushaltestelle lag und damit vor neugierigen Blicken verborgen blieb. Zusätzlich wurde es von einem Metallgitter gesichert. Grant öffnete das Gitter, griff hinein und holte eine braune Papiertüte hervor, in der zwei Glasflaschen aneinanderschlugen. Kaum hatte er das Gitter wieder gesenkt, wurde von innen ein Riegel davorgeschoben.
    »Also, das musst du mir erklären«, sagte Dog und griff bereits nach der Beute.
    »Nicht hier«, mahnte Grant und zog die Tüte zurück. »Alkohol ist auf den Straßen von Alexandria strengstens verboten.« Er blickte sich konspirativ um, ob sie jemand bei ihrer illegalen Aktion beobachtet hätte, und hielt anschließend auf das Diplomatengebäude zu. »Die Prätorianer verstehen bei sowas keinen Spaß«, fuhr er fort. »Einer meiner Legionäre hat mich in Grandpa‘s Schwarzmarktgeschäft eingeweiht.«
    Dog drehte sich zur Kellerluke um, als hätte er was in seinem Einkaufskorb liegengelassen. »Was verkauft er denn noch so?«
    »Drogen, Huren, Zigaretten. Eben alles, was es auf dem Markt nicht gibt.«
    »Ähm ... Frauen!?«, fragte Dog sichtlich angespannt. »Wie kriegt er die durch das Gitter?«
    Grant blickte ihn an, als fühlte er sich verschaukelt. »Anstelle der Flaschen bekommst du einen Zimmerschlüssel irgendwo in der Stadt«, erklärte er. »Laut meinem Rekruten ändert sich die Adresse jede Nacht.«
    »Wenn das dermaßen verboten ist, solltest du den dann nicht hochnehmen?«
    »Seh ich aus wie ein Polizist?«, entgegnete ihm Grant. »Ich bin Soldat und kein Kindergärtner. Was in Alexandria abläuft, ist Sache der Prätorianer. Aber so unter uns, ich bin mir ziemlich sicher, dass die davon wissen. Jade hat mir mal erzählt, dass ein gesunder Schwarzmarkt mindestens ebenso wichtig für Zucht und Ordnung ist, wie ein starkes Militär. Wahrscheinlich beobachten sie Grandpa jede Nacht, und solange er den Kindern nichts verkauft, lassen sie ihn gewähren.«
    »Also lieber einen, den sie kontrollieren können, anstelle von unüberschaubarem Chaos?«, kombinierte Dog. Ihm waren solche Gedankengänge durchaus bekannt. Alkohol, Drogen und Tabak stellten beliebte Handelswaren im Gefängnis seines Vaters und später bei den Vultures dar. Wann immer Eric versucht hatte, die Rauschzustände seiner Männer auszurotten, war die Situation eskaliert. Nachdem er die Hehler aber erstmal kannte, konnte er der Lage einigermaßen Herr bleiben. Bereits Jahre vor dem Zusammenbruch hatte Korruption jede Alternative zum kontrollierten Schmuggel verhindert und nach dem Ende der Welt war es völlig aussichtslos geworden, Recht und Gesetz wiederherzustellen; zumal die Vultures ja in allen anderen Dingen für Anarchie standen.
    Grant nickte ihm zu. »Gefallen wird das den Bacchae sicher nicht, aber die waren schon immer gut darin, sich den

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