Die Endzeit Chroniken - Nemesis (German Edition)
das Frank notgedrungen übernommen«, sinnierte Angel kauend.
»Das war euer letzter General, richtig? Monroe, wenn ich mich nicht täusche.« Nach einem zustimmenden Nicken fuhr sie fort. »Und jetzt sollst du das machen? Na wundervoll.«
»Ich glaube nicht, dass ich großen Erfolg haben würde«, überlegte Angel weiter. »Frank hat mich zum General ernannt, aber es gibt nach wie vor viele, die mir nicht über den Weg trauen.«
»Das hat sich in Jaguar Bay aber anders angehört«, erwiderte Jade. »Wie war das? Du bist auf die Motorhaube von deinem Wagen gesprungen und die Menge hat deinen Namen gerufen?« Bevor Angel dem Verfolgungswahn verfiel, fügte sie sicherheitshalber hinzu: »Cassidy hat mir davon erzählt!«
Angel akzeptierte ihre Erklärung mit funkelnden Augen. Ihr war dieser Moment so unglaublich unangenehm gewesen, dass sie ihn am liebsten vergessen wollte.
»Da ging es um Rache und um die Rettung unserer Kriegsgefangenen«, erklärte sie. »Jeder von denen würde mir in die Schlacht gegen euch folgen, aber in ein Bündnis? Es wird schon schwer genug sein, Kim und Johnny zu überzeugen, nachdem was eure Armee angerichtet hat.«
»Hrrrm ...«, grollte Jade mit frustriertem Stirnrunzeln. »Wen von euch muss ich denn noch alles weichklopfen?«
»Paul«, überlegte Angel. »Ihm vertraut eigentlich jeder und die Zivilisten würden ihm mit Sicherheit folgen.«
»Der senile Alte, der mich zwei Tage lang in Eagle Village hat rumlungern lassen, ohne auch nur den geringsten Verdacht zu schöpfen?«, fragte Jade verächtlich. »Hätte ich das mal eher gewusst, dann wäre sein Dorf noch vor Sienna drangewesen.«
»Herrin Jade!«, säuselte auf einmal eine Stimme hinter ihrem Rücken, die von ihr selbst hätte sein können, wäre Jade nicht im selben Moment zusammengefahren, als stünde sie unter einer kalten Dusche.
»Prinzessin Svetlana!«, antwortete sie mit gespielter Überraschung und drehte sich zu der jungen Frau um.
Die Tochter des Imperators begrüßte sie mit einem elfenhaften Knicks in ihrem engen, schneeweißen Abendkleid, das ihre helle Haut taktvoll ergänzte. Um ihren Hals lag ein ebenso weißer und äußerst buschiger Pelzschal, der offenbar mehr mit ihrer Stellung im Imperium als dem Schutz vor der nächtlichen Kälte zu tun hatte. Ihr attraktives Gesicht wirkte zusammen mit ihren hervorstechenden Hüftknochen erschreckend unterernährt. Ihr kurzes, rabenschwarzes Haar war gespickt mit professionell gestylten Spitzen und thronte wie eine Krone auf ihrem Haupt. Zwei weitere Frauen eskortierten sie in eher unscheinbaren Gewändern, die dafür aber genügend Platz für kleine Handfeuerwaffen oder Stichwerkzeuge boten.
»Seit fast zwanzig Minuten sitze ich nun schon allein an meinem Tisch und wundere mich, ob ihr meine Wenigkeit überhaupt gesehen habt!«, hauchte sie Jade durch ihre schmalen Lippen zu. »Oder geht ihr mir etwa aus dem Weg?«
Angel spürte, wie sie erneut auf einem bereits abgegessenen Holzstäbchen herumkaute und befürchtete, dass sich das Spiel wiederholen könnte.
»Nun zunächst mal bist du nicht allein«, erwiderte Jade mit einem Fingerzeig auf ihre beiden Bodyguards; ganz ohne Säuseln und äußerst direkt. »Außerdem habe ich meinen eigenen Gast, um den ich mich kümmern muss.« Dabei zeigte sie auf Angel, die vor Schreck über die unerwartete Verbalentgleisung ihren Spieß zerbissen hatte. »Wenn ich informiert gewesen wäre, dass du Alexandria besuchst, hätte ich natürlich einen anspruchsvolleren Grund gefunden, dir aus dem Weg zu gehen.«
Die beiden Leibwächterinnen blickten einander verdutzt an und wussten sich offenbar nicht zu helfen. Sie konnten einer Bacchae ja schlecht Manieren beibringen, aber die Tochter des Imperators im Regen stehenzulassen, war ihnen ebenso fremd.
»Ah, Jade«, säuselte Svetlana unbekümmert weiter. »Immer noch mit dem Kopf durch die Wand.« Dann wandte sie sich an ihre Eskorte. »Geht etwas essen. Ich lasse euch rufen, wenn wir aufbrechen.«
»Seid ihr sicher, Prinzessin?«
Nun drehte sie sich vollends zu ihren beiden Leibwächterinnen um und setzte ihre Hände voller Entrüstung an den dürren Hüften auf. »Ich bin in einem Raum mit vier Bacchae und vermutlich einem halben Dutzend Nocturnals in der am besten befestigten Stadt des Imperiums«, sagte sie mit strengem Unterton, der für ihr Alter von Mitte zwanzig eigentlich viel zu ernst klang. »Geht schon!«
»Sehr wohl, Prinzessin«, antworteten die beiden im Chor und
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